Deutschland Wo sich Ferienimmobilien lohnen

Deutsche Ferienimmobilien sind trotz Krise gefragt, am Mittelmeer herrscht dagegen Katerstimmung: wo sich der Kauf jetzt lohnt – und worauf Sie achten sollten, damit das Haus am Strand oder die Berghütte stabile Rendite bringt.

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Häuser am Rätzsee: Die Preise für Feriendomizile an der Mecklenburgischen Seenplatte steigen Quelle: Laif/Lengler

Nur 150 Meter bis Brasilien: Im Ostseebad Schönberg bei Kiel, dessen Strand-Stadtteil nach dem größten Land Südamerikas benannt ist, bauten Corinna und Dirk Butzug vor acht Jahren ihr Ferienhaus. Die Nähe zum Strand macht das Holzhaus im dänischen Stil nicht nur zum Wochenend-Idyll für Butzugs und ihre beiden Söhne, sondern auch zu einem attraktiven Mietobjekt für Feriengäste. „Wir haben mittlerweile fast 300 Tage im Jahr Urlauber im Haus, deutlich häufiger, als wir erwartet haben“, sagt Corinna Butzug. Dieser Erfolg macht die Nachbarn neugierig: Mittlerweile vermitteln Butzugs auch Gäste für weitere Ferienunterkünfte.

Ferien im eigenen Land stehen in der Gunst deutscher Urlauber derzeit besonders hoch. Während im Jahr 2000 noch ungefähr gleich viel Deutsche am Mittelmeer Urlaub machten wie daheim, übertrifft die Zahl der Deutschland-Urlauber die der Mittelmeer-Reisenden heute um fast ein Drittel. Besitzer von Ferienimmobilien profitieren – über 40 Prozent der Inlandsurlauber übernachten im Ferienhaus oder in einer Ferienwohnung. Immer mehr Käufer sehen in der Investition ins eigene Domizil auch eine Anlagechance.

Steine statt Scheine

Nach einer Umfrage des Vermietungsportals Fewo-Direkt überlegen 61 Prozent aller Interessenten schon vor dem Kauf, wie sie ihr Feriendomizil später vermieten können, 36 Prozent sehen darin auch eine Kapitalanlage. „Früher kauften etwa zehn Prozent eine Ferienimmobilie, um sie ausschließlich selbst zu nutzen, heute sind es weniger als fünf Prozent“, sagt Gordon Gorski, Vertriebsleiter der Kristensen Group Deutschland, einem Anbieter von Ferienimmobilien.

Die ganz große Mehrheit plane Einnahmen aus der Vermietung an Urlaubsgäste ein. Normalverdiener versuchen, so zumindest einen Teil ihrer Kosten hereinzuholen, Kapitalanleger setzen darauf, über Vermietung und einen höheren Verkaufspreis eine positive Rendite zu erzielen. Steuerliche Vorteile erleichtern ihnen dies. Auf exorbitante Wertsteigerungen – wie vor der Finanzkrise in Spanien – können Käufer deutscher Ferienhäuser zwar meist nicht hoffen, doch in rund drei Vierteln der wichtigen deutschen Ferienregionen steigen die Hauspreise, oder sie sind zumindest stabil, hat der Internet-Vermittler ImmobilienScout24 für die WirtschaftsWoche ermittelt.

Im Ausland ist die Lage deutlich schlechter: Dort müssen sich Hausbesitzer nicht nur um ausbleibende Gäste sorgen, der Verfall der Immobilienpreise setzt ihnen in Spanien, Italien, Frankreich und Florida zusätzlich zu. Vereinzelt eröffnen sich hier erste Kaufgelegenheiten. Investitionen in Deutschland sind stabiler. Reine Selbstnutzer können ganz nach persönlichen Vorlieben gehen. Künftige Vermieter aber sollten die wichtigsten Markttrends im Blick haben: Nur wer Vor-Ort-Service bietet, das richtige Objekt für eine ganzjährig hohe Auslastung wählt und auf Familienurlauber oder Senioren eingestellt ist, kann sein Geld profitabel in Ferienimmobilien anlegen.

Kaufabschlüsse steigen dank Krise

Die Finanzkrise stärkt das Misstrauen gegenüber Banken und Börse. „Wir haben bisher fast ein Drittel mehr Kaufabschlüsse als 2008“, sagt Gorski von Kristensen Group. Immer mehr Käufer schulterten den Kauf ohne Kredit: „Das Geld wird aus den Finanzmärkten herausgezogen.“ Und wer auf Pump finanziert, profitiert von Hypothekenzinsen von aktuell unter fünf Prozent.

Selbst extrem teure Pflaster wie Kampen auf Sylt, wo der Quadratmeter bis zu 10.000 Euro kostet, ziehen weitere Investoren an. „In den Jahren 2006 bis 2008 hatten wir in den Top-Lagen mit Meerblick zwischen 10 und 20 Prozent Preiszuwachs jährlich“, sagt Makler Holger Carstens von Densch & Schmidt – auf den ersten Blick keine Spur von Kreditklemme und Konjunktureinbruch. Ganz unberührt bleibt die Insel allerdings nicht. „Vor der Lehman-Pleite haben vermögende Anleger zwei Millionen Euro und mehr für ein großes Ferienhaus investiert, heute sind es nur noch 800.000 bis 1,2 Millionen Euro für eine 150 Quadratmeter große Doppelhaushälfte“, sagt Carstens. Viele verteilten Geld auf mehrere Objekte, um Risiken zu streuen.

Der Preisschub auf Sylt hat weniger begüterte Anleger auf die Nachbarinseln Amrum und Föhr vertrieben. Dort können Investoren schon für 2200 bis 4000 Euro je Quadratmeter einsteigen. Krisenbedingte Preisrückgänge gab es nicht. Im Schnitt blieb das Niveau stabil. „Gefragt sind derzeit vor allem Häuser mit Reetdach in den sehr guten Lagen Nebel und Norddorf auf Amrum und Nieblum auf Föhr“, sagt Leif Both, Makler bei Dahler & Company in Wyk auf Föhr. Dort lägen die Einstiegspreise bei 4000 Euro je Quadratmeter.

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