„Die Preise sind spekulativ übertrieben“ Das Ende der Immobilienblase

Köln ist eine der Städte, denen ein Einbruch der Immobilienpreise droht Quelle: imago images

Immobilien in Deutschland sind erneut teurer geworden. Doch dieser Trend dürfte sich bald umkehren: Eine neue Erhebung warnt vor Preisrückgängen um bis zu zehn Prozent.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die Situation auf dem Immobilienmarkt ist derzeit unübersichtlich. Während einige Marktbeobachter schon seit längerem fallende Preise feststellen, kommt eine neue Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zu dem Ergebnis, dass die Immobilienpreise erneut gestiegen sind.

Für ihre Studie haben die Forscher die Preisentwicklung von Eigenheimen und Eigentumswohnungen in 97 deutschen Städten untersucht. Ihr Ergebnis: Die Preise seien allein im Vergleich zum Vorjahr erneut um elf Prozent gestiegen. Die Mieten hätten im selben Zeitraum nur um vier Prozent zugelegt.

Wie passt das zum eigentlich längst ausgerufenen Ende des Preisbooms?

Grund für den scheinbaren Widerspruch ist der unterschiedliche Vergleichszeitpunkt, wie die WirtschaftsWoche bereits ausführlich berichtet hat. Es stimmt also beides: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise weiterhin gestiegen, seit Jahresanfang hingegen sind sie vielerorts bereits gesunken. Die Preise hatten also Anfang des Jahres ihren Höhepunkt erreicht.

Hinzu kommt: Die DIW-Zahlen basieren auf echten Transaktionsdaten. Portale wie ImmoScout dagegen erheben ihre Statistiken in der Regel mittels Angebotspreisen. Diese sind allerdings nur bedingt repräsentativ, weil sie eben nur anzeigen, zu welchem Preis eine Immobilie inseriert wurde – und nicht, für wie viel sie letztlich verkauft wurde. So kam das Portal im Spätsommer zu dem Ergebnis, dass die Angebotspreise seit Jahresbeginn um bis zu 30 Prozent eingebrochen waren.

Da die DIW-Studie sich auf Vorjahreswerte bezieht, bildet sie die tatsächliche Preisentwicklung mit einer gewissen Verzögerung ab. Und so kommt es auch, dass sie erst für die Zukunft deutliche Preiseinbrüche prognostiziert. Preiseinbrüche, die vielerorts bereits begonnen haben. Jüngst vermeldete der Verband deutscher Pfandbriefbanken für die Monate Juli bis September einen Rückgang der Immobilienpreise um ein Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Lesen Sie auch: Nehmt die Preiswende bei Immobilien ernst!

„Preiseinbrüche von bis zu zehn Prozent bei Eigentumswohnungen und Eigenheimen sind durchaus möglich“, sagt Studienmitautor Konstantin Kholodilin. Die Korrektur folgt auf jahrelange immense Preissteigerungen.

So sind die Preise für Eigentumswohnungen laut DIW-Daten seit 2010 in den untersuchten Städten um 150 Prozent gestiegen, die für Baugrundstücke um 130 Prozent. „Es gibt Anzeichen einer Immobilienpreisblase, insbesondere in den Großstädten“, sagt Kholodilin im DIW-Podcast. „Die Preise sind spekulativ übertrieben.“ Ausgerechnet in die Städte, in denen das Angebot ohnehin knapp sei, drängten viele Investoren in der Hoffnung auf weitere Preissteigerungen – und trieben so die Blasenbildung voran.

Immerhin, die DIW-Autoren fürchten keinen großen Crash, wie Kholodilin beruhigt: „Wir stehen in Deutschland nicht vor dem Platzen einer riesigen Immobilienpreisblase, wir haben eher eine moderate Blase.“

Schließlich sei der Anteil der Kredite mit einer längerfristigen Zinsbindung nach wie vor relativ hoch. Die meisten Deutschen haben sich eine Zinsfestschreibung von mehr als zehn Jahren gesichert. Auch eine um sich greifende Verschuldung der privaten Haushalte sei nicht abzusehen.

Abbau von Jobs Früher in die Rente: So viel Abfindung brauchen Sie

In Zeiten von Personalabbau stehen oft ältere Mitarbeiter im Fokus, etwa bei Volkswagen. Mit ausreichender Abfindung können sie Einbußen bei einer Frührente ausgleichen. Wie viel? So finden Sie es in 5 Schritten heraus.

Fruchtbarkeitskliniken Warum sich viele Deutsche ihren Kinderwunsch nur in Spanien erfüllen können

Fertilitätskliniken boomen. Viele Paare zieht es nach Spanien, wo vieles möglich ist, was Deutschland nicht erlaubt.

Peter Herweck Dieser Überläufer macht Schneider Electric zum besseren Siemens

Schneider Electric ist bei KI in der Position, die Siemens gern hätte. Chef der Erfolgstruppe: Ex-Siemens-Mann Peter Herweck.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Von Entspannung kann den Autoren zufolge aber auch keine Rede sein: Schließlich trifft eine immer noch große Nachfrage auf ein immer noch zu geringes Angebot an Wohnungen – und in Metropolen wie Berlin, Düsseldorf und Köln ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen laut DIW im vergangenen Jahr sogar gesunken.

Lesen Sie auch die große WiWo-Titelgeschichte: Das Geheimnis zukunftsfester Immobilien

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%