Eigentumswohnungen Renditekiller Hausverwaltung

Hausverwaltungen Quelle: dpa

Hohe Verwaltungskosten können vor allem außerhalb teurer Großstädte zum Renditekiller werden. Eine Studie zeigt, welche Preise noch üblich sind.

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Dieser Artikel erschien erstmals im April 2017 bei der WirtschaftsWoche. Alle aktuellen Artikel lesen Sie hier.

Wie eine große Black Box erscheint Besitzern einer Eigentumswohnung gelegentlich die jährliche Abrechnung der von der Eigentümergemeinschaft beauftragten  Immobilienverwaltung. Wofür bekommen sie Monat für Monat so viel Geld?

Im besten Fall dafür, dass die Verwalter reibungslos und werterhaltend eine Immobilie mit vielen Wohneinheiten managen – juristisch, finanziell, baulich und auch menschlich. Im schlechtesten Fall dafür, dass die unbezahlte Praktikantin nach wenigen Monaten mehr Fachwissen als die zuständige Sachbearbeiterin hat und Anfragen der Eigentümer erst gut abgehangen beantwortet werden.  

Das Ganze ist kein Kavaliersdelikt. Selbst der Branchenverband DDIV schlug jüngst Alarm. Die fehlerhafte Verwaltung von Immobilien koste alleine die Eigentümer im Jahr rund 25 Millionen Euro. Hinzu kämen weitere 55 Millionen Euro Schaden, die entstünden, wenn eine neue Verwaltung eine schlechte ablöse und deren Fehler aufarbeiten müsse. In 94 Prozent dieser Übernahmen sei es bereits zu Schadenersatzforderungen gekommen, 16 Prozent davon endeten in Strafanzeigen gegen die fehlerhaften Verwalter.

So viel verlangen Hausverwaltungen

Falsche Buchführung, Sanierungsstau, zähe Absprachen: Bei Immobilienverwaltungen ist Sachkunde allzu oft Fehlanzeige. Wohnungsbesitzer hoffen auf ein neues Gesetz, mit dem sich der Bundestag am Mittwoch beschäftigt.
von Anke Henrich

So unterschiedlich wie bei der Qualität sind die Verwalter auch bei ihren Kosten aufgestellt. Die Hausverwalter verlangen für ihre Arbeit mehr bei kleineren Einheiten als bei größeren, im Osten sind sie billiger als im Westen. Der Branchenverband DDIV veröffentlicht konkrete Zahlen zu den Verwaltungskosten für Gemeinschafts- und Sondereigentum.

Grundleistungen laut Gesetz, alles weitere laut Vertrag

Regelsatz bei der Bewerbung um Neuobjekte zur Wohnungseigentümergemeinschaft-Verwaltung 2016

In der Wohnungseigentümergemeinschaft-Verwaltung stehen das Gemeinschaftseigentum und das Immobilienvermögen im Mittelpunkt. Die Grundleistungen formuliert das Gesetz. Zusätzliche Leistungen wie etwa eine außerordentliche Eigentümerversammlung oder die Betreuung großer Sanierungsmaßnahmen müssen meist extra bezahlt werden.

Regelsatz bei der Wohnungseigentümergemeinschaft-Verwaltung im Bestand 2016

Im Schnitt liegt die pauschale Grundvergütung für WEG-Verwaltung je nach Region und Größe der Anlage zwischen 16 Euro und 30 Euro netto pro Einheit und Monat.

In der Miet- und Sondereigentumsverwaltung müssen sich die Verwalter um die Mietzahlungen und die Fragen der Mieter kümmern. Den Umfang regelt der Verwaltervertrag, gesetzliche Vorgaben gibt es dabei nicht. Die Verwaltung von Mietshäusern kostet im Schnitt zwischen 17,50 Euro und 25 Euro netto pro Einheit und Monat.

Sonderleistungen individuell verhandeln

Der Verband wartet aber auch mit anderen für Eigentümer interessanten Informationen auf.

Immobilienverwaltungen werden überwiegend vom Inhaber geführt, mehrheitlich mit nur einem Eigentümer. Regionale Anbieter dominieren den Markt. Drei Viertel der Verwaltungen kommen aus den alten Bundesländern, auch  die Mehrheit der großen Anbieter sitzt dort. In Baden-Württemberg und Bayern gibt es die meisten Hausverwaltungen.

Rund 90 Prozent ihres Umsatzes machen sie mit der Verwaltung des Gemeinschaftseigentums, rund zehn Prozent generieren sie aus Sonderleistungen. Für solche Leistungen können sie die Honorare zudem individuell aushandeln.

Grundvergütung für Sondereigentum-Verwaltung pauschal

Kleinstunternehmen machen am häufigsten Verluste. Das kann zu vielfältigen Schwierigkeiten für die Eigentümergemeinschaft führen. Unter anderem dann, wenn sie im Pleitefall keinen neuen Anbieter finden, der die Verwaltung übernimmt. Laut dem Branchenverband sind solche Übernahmen ein sehr ungeliebtes Geschäft.

Die Durchschnittsverwaltung hat sieben Mitarbeiter, ein Drittel in Teilzeit.

Vergütung für Sonderleistungen bei Sondereigentum-Verwaltung

Bis auf die Kleinstverwaltungen beklagt die Mehrheit der Anbieter, dass es schwierig für sie sei, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Nicht Techniker oder Ingenieure, sondern vor allem Sachbearbeiter seien gesucht.

In großen Unternehmen besuchen Mitarbeiter fast doppelt so viele Fortbildungen wie im Durchschnitt.

Netto-Vergütung von Sonderleistungen bei Wohnungseigentümergemeinschaft-Verwaltung

Billiger wird die Verwaltung in der Zukunft sicher nicht werden. Das aktuelle 4. DDIV-Branchenbarometer ergab: Drei Viertel aller professionellen Immobilienverwalter wollen ihre Preise erhöhen, im Schnitt um fünf Prozent.

Nach Einschätzung des Branchenverbandes müssen sich kleinere Eigentümergemeinschaften zudem darauf einrichten, dass die Verwalter künftig nicht mehr einen Betrag pro Wohneinheit, sondern eine Pauschale von der Eigentümergemeinschaft fordern werden.

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