Energetisch optimiert und modernisiert So entgehen Hausbesitzer der Sanierungsfalle

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Dicke Dämmplatten von zweifelhaftem Nutzen

Wie hier, in Wuppertal-Elberfeld: Dicht drängen sich die Nachkriegsbauten auf der steilen Straße. Etwa jeder vierte ist eingerüstet. „Kommen Se, junger Mann, ich zeich Ihnen was.“ Herr Bergmann, Anwohner aus Haus Nummer 14, zieht den Besucher energisch am Ärmel die Straße hoch. Seit mehr als zwei Jahren hat der pensionierte Werkzeugmacher Dreck und Baulärm vor der Haustür: „Wo die oben bei Nummer 10 endlich fertich warn, da ginget hier unten wieder los.“ Die Bauherren meinen es gut mit den maroden Häusern: 2011 wurde Nummer 10 saniert, letztes Jahr die 12, jetzt ist 16 dran. Jedes Mal wurden die Dämmplatten dicker, dauerten die Arbeiten länger, beobachtet Bergmann.

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Das Optimum liegt bei den meisten Häusern zwischen sechs und neun Zentimeter Dämmung, hat der Duisburger Bauphysiker Jörg Albert errechnet. Wer mehr draufpackt, spart nicht mehr viel. Die ersten fünf Zentimeter bringen am meisten, die letzten fünf fast nichts mehr. Bauherren, die dem folgen und die rigiden staatlichen Vorgaben umgehen wollen, müssen beim Bauamt nachweisen, dass weiter gehende Maßnahmen sich nicht rechnen.

Politisch ist das nicht gewollt. El Ansari öffnet seine schwarze Aktentasche und zieht ein Schreiben hervor, auf dem das blaurote Wappen des Landes Hessen prangt. „Ein Erlass des Wirtschaftsministeriums in Wiesbaden“, erklärt er. Die Bauämter sollten mit Befreiungen von der Dämmpflicht weniger großzügig sein, heißt es darin sinngemäß.

„Wir raten von Maximallösungen ab“, sagt aber Corinna Kodim von Haus & Grund. „Nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand“ ließen sich Häuser der Fünfziger- bis Siebzigerjahre energetisch auf Neubau-Niveau bringen. Hausbesitzer sollten lieber „niedrig hängende Früchte“ pflücken, rät El Ansari, sie sollten sich auf Maßnahmen konzentrieren, die bei begrenztem Aufwand viel bringen.

Die gibt es durchaus. Das konkrete Sparpotenzial ist stark vom Einzelfall abhängig. Wichtige Faktoren sind:

  • Bausubstanz (solide Gründerzeit oder schnell hochgezogener Nachkriegsbau?);
  • Qualität der Fenster und Türen;
  • Nutzungsverhalten (welche Räume sind wie stark beheizt?);
  • Standort (windgeschütztes Reihenmittelhaus oder Villa auf dem Hügel?).

Einige Grundregeln zur Wirtschaftlichkeit von Investitionen lassen sich trotz aller Unterschiede ableiten.

Relativ einfach ist bei Häusern mit nicht ausgebautem Dachboden die Rechnung für die Dämmung der obersten Geschossdecke. Die wurde bis in die Fünfzigerjahre meist in Leichtbauweise (aus Holz) und sehr wärmedurchlässig gebaut; bei späteren Baujahren ist sie oft aus Stahlbeton. Dann wird sie im Winter bitterkalt, weil Beton Wärme stark leitet. Die Decke von oben zu dämmen „kostet bis 30 Euro je Quadratmeter – je nachdem, ob man es selbst macht“, sagt Kodim. „Die Energieersparnis ist erheblich, denn Wärme steigt nach oben und entweicht über die Decke der obersten Etage in den kalten Dachraum.“

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