
Die Stimmen, die einräumen, dass sich eine energetische Sanierung der Wohngebäude in Deutschland nicht rechnet, mehren sich - selbst unter Politikern und den Informationsstellen der Bundesregierung. Aufschlussreich ist etwa das kürzlich erschienene Buch "Energieeffizienz in Gebäuden - Jahrbuch 2013" von Jürgen Pöschk. Darin haben sich neben EU-Energiekommissar Günther Oettinger und Bundesbauminister Peter Ramsauer auch zahlreiche Verbandsspitzen, Wissenschaftler und weitere Experten zum Thema geäußert. Das ist nicht nur interessant für Handwerksbetriebe, Dämmstoffindustrie und Energieberater, sondern auch für Wähler, die eine Haussanierung planen - und dabei auf staatliche Unterstützung für energetische Maßnahmen hoffen.





Finanzielle Anreize für die Gebäudesanierung werden früher oder später auch kommen - und auch strengere Vorschriften oder Strafzahlungen für Sanierungsverweigerer sind vorstellbar, wie aus diversen Beiträgen im Jahrbuch hervorgeht. Fest steht: Sowohl Energiekommissar Oettinger als auch Bundesbauminister Ramsauer drücken aufs Tempo, damit bis 2050 ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand erreicht wird. Immerhin: Um Gebäude-, Haus- und Wohnungseigentümer nicht zu überfordern, bekenne sich die Regierung klar zum Grundsatz der generellen Wirtschaftlichkeit als wesentliche Voraussetzung für eine deutsche Erfolgsgeschichte hinsichtlich der energetischen Gebäudesanierung. Wann aber ist eine Sanierung hinsichtlich der eingesparten Energie wirtschaftlich?
Die teure nachträgliche Isolierung von Gebäudefassaden gilt unter Kritikern generell als unwirtschaftlich. Befürworter hingegen betonen nachweisbare Einspareffekte von Erfolgsbeispielen oder Modellprojekten, stellen sie jedoch kaum den Kosten der tatsächlichen Energieeinsparung gegenüber. Die Hauseigentümer sind offenbar verunsichert und halten sich weiter mit energetischer Gebäudesanierung zurück, die Sanierungsquote sank zuletzt unter ein Prozent des Bestands. Dabei müsste sich die Sanierungsquote in Deutschland mindestens verdoppeln, um die Energiesparziele der Bundesregierung zu erreichen. Offenbar fehlen jedoch ausreichende Anreiz- und Fördersysteme, um die berechtigten Zweifel an der Wirtschaftlichkeit unter den Immobilieneignern zu zerstreuen.
Die spannendsten KfW-Programme
Gefördert werden der Kauf oder Bau einer Immobilie mit einem Darlehen in Höhe von maximal 50.000 Euro zu Zinssätzen ab 1,97 Prozent. Kreditnehmer können bis zu hundert Prozent der Gesamtkosten finanzieren, die Zinsbindung beträgt fünf oder zehn Jahre.
Die Förderbank honoriert den Bau oder Kauf eines Energieeffizienz- oder Passivhauses mit günstigen Krediten und Zuschüssen. Bauherren müssen allerdings bestimmte Vorgaben erfüllen. Für einen Effektivzins ab 1,41 Prozent können Kunden bis zu 50.000 Euro leihen. Außerdem lockt ein Tilgungszuschuss von bis zu 5.000 Euro. Das Programm lässt sich mit weiteren Fördermitteln kombinieren.
Dieses Programm fördert Einzelmaßnahmen mit einem Darlehen in Höhe von maximal 50.000 Euro und einem Effektivzins ab einem Prozent. Geförderte werden Eigentümer, Käufer oder Mieter. Die KfW fördert energetische Sanierungen darunter unter anderem Wärmedämmung, Erneuerung von Fenstern und Türen oder eine neue Heizung. Kreditnehmer müssen einen Energieberater hinzuziehen. Das Programm lässt sich mit weiteren Fördermitteln kombinieren.
Hier profitieren Käufer oder Besitzer eines KfW-Effizienzhauses oder denkmalgeschützter Häuser. Auch Mieter können zugreifen. Die KfW vergibt Kredite bis zu 75.000 Euro zu einem Effektivzins ab einem Prozent. Zusätzlich lockt ein Tilgungszuschuss in Höhe von maximal 12,5 Prozent der Kreditsumme. Der Zuschuss steigt mit dem erreichtem Energiesparlevel.
Dieses Programm gilt bei umbauten, die Barrieren aufheben oder die Wohnqualität für Senioren steigern. Das Darlehen zu einem Effektivzins in Höhe von einem Prozent gilt für alle förderfähigen Kosten bis zu einer Summe von 50.000 Euro. Die Zinsbindung gilt für fünf oder zehn Jahre, die Laufzeit beträgt bis zu 30 Jahre. Es besteht außerdem die Möglichkeit, ein endfälliges Darlehen mit einer Laufzeit von maximal acht Jahren abzuschließen. Das Programm können Eigentümer, Vermieter oder Mieter nutzen.
Wer den Einbau einer Solaranlage oder Kraft-Wärme-Kopplung plant, sollte dieses Angebot nutzen. Regenerative Energien werden mit Darlehen in zu einem Effektivzinssatz ab einem Prozent gefördert. Interessant könnte für viele auch die Option von bis zu drei tilgungsfreien Jahren zu Beginn des Darlehens sein. Die Zinsbindung beträgt zehn Jahre, die maximale Laufzeit 20 Jahre. Der maximale Kreditbetrag liegt bei mehreren Millionen Euro.
Was CDU und SPD nach der Wahl planen
Was die verschiedenen Parteien zur Förderung und Regelung der Bestandssanierung planen, hat Jahrbuch-Herausgeber Pöschk bei den Bundesparteigremien in Form von Wahlprüfsteinen abgefragt. Und hier unterscheiden sich schon die Grundannahmen der beiden großen Volksparteien deutlich.
CDU und CSU gehen in ihrer Antwort davon aus, dass 75 Prozent des Gebäudebestandes noch vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977 errichtet wurden und daher unverhältnismäßig viel Energie verbrauchen. Durch fachgerechtes Sanieren und moderne Gebäudetechnik könnten "teilweise bis zu 80 Prozent des Energiebedarfs" eingespart werden. Das Ziel der Unionsparteien: den "Wärmebedarf des Gebäudebestandes bis 2020 um 20 Prozent zu senken". Die CDU setzt dabei auf freiwillige Investitionen, die sie fördern und weiterhin mit einem breiten Informations- und Beratungsangebot unterstützen will. Sie setzt auf Kontinuität in der Förderung, die mittelfristig und marktgerecht erhöht werden soll. Zudem hält sie am Plan der steuerlichen Förderung von energetischer Gebäudesanierung fest, die bisher die Opposition im Bundesrat verhinderte.