Energie Wie Hausbesitzer ihre Energiekosten halbieren können

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Grafik: Entwicklung der Preise für Strom, Gas und Heizöl

Wahre Multitalente sind die Mini-BHKW für den Keller. Ihre Motoren verbrennen Erdgas, Biogas, Rapsöl oder Pellets und liefern über einen Generator elektrische Energie. Mit der Abwärme wird geheizt und Warmwasser erzeugt. Das spart rund ein Drittel Brennstoff. Zudem ist der private Strom mit sechs Cent je Kilowattstunde (kWh) deutlich günstiger als die Haushaltsstromtarife von rund 20 Cent. Zusätzlich bekommen BHKW-Betreiber für selbst genutzten Strom 5,11 Cent pro kWh vom Stromversorger auf der Rechnung gutgeschrieben. Wer überschüssige Energie ins öffentliche Netz eingespeist bekommt dafür zehn Cent je kWh.

Nach Vaillant mit seiner Gerarer Tochter Powerplus Technologies und dem Schweinfurter Hersteller Senertec sind jüngst die Energieversorger Gasag in Berlin und Lichtblick in Hamburg in den Markt eingestiegen. Die Hanseaten wollen bis zu 100 000 Minikraftwerke mit Gasmotoren von Volkswagen aufstellen. Wegen ihrer hohen Leistung sind sie aber nur für große Gebäude interessant.

Mehr Unabhängigkeit vom Strompreis bringen auch Fotovoltaikanlagen. Sie bleiben trotz der vom Bundeskabinett beschlossenen Kürzung der Einspeisevergütung ab Mitte 2010 um weitere 16 Prozent ein lohnendes Geschäft. Laut Bundesverband der Verbraucherzentralen bringen sie weiter Renditen von acht Prozent und mehr – bei Modulpreisen von 2800 Euro je Kilowatt Leistung und 20 Prozent Eigenkapitalanteil an der Finanzierung.

Zahl der Alternativen wird beständig größer

Eine besonders pfiffige Variante bietet demnächst der Düsseldorfer Hersteller Systaic an. Das Energiedach des Unternehmens ersetzt die Dachziegel und liefert Strom und Wärme. Die Düsseldorfer leiten die bisher ungenutzte Heißluft, die an den Modulen entsteht, an eine Wärmepumpe, die Duschwasser erwärmt oder die Wohnung temperiert. Die einen Quadratmeter großen Solarmodule kosten rund 440 Euro. Der Preis für die Wärmepumpe steht noch nicht fest.

Und die Entwicklung schreitet rasch voran, die Zahl der Alternativen wird beständig größer. So bringt etwa Vaillant im April ein bislang einmaliges Kombiheizsystem namens ZeoTherm auf den Markt. Es ergänzt eine Gas-Brennwerttherme, und auf Wunsch einen Sonnenkollektor, um einen neuartigen Speicher. Er enthält ein spezielles keramisches Material, sogenannte Zeolithe. Sie speichern große Mengen Wasser und arbeiten wie ein Turbolader für die Heizung. Sowohl beim Aufladen des Materials mit Wasser als auch beim Trocknen entsteht Wärme, die die Heizung unterstützt. Der Erdgasverbrauch sinke gegenüber neuesten Brennwertgeräten um 20 Prozent, kalkuliert Vaillant-Chefentwickler Rainer Lang.

Unbestrittener Innovationsführer aber ist das kalifornische Unternehmen Bloom Energy. Dessen nagelneuer Generator arbeitet mit Brennstoffzellen, die Strom emissionsfrei, zuverlässig und dazu noch günstig herstellen sollen. Damit, verspricht Bloom-Chef K.R. Sridhar, ein Weltraumwissenschaftler, könne eines Tages jeder Haushalt und jeder Industriebetrieb zum Selbstversorger werden. Das Revolutionäre steckt in einer dünnen Keramikscheibe, die Sridhar ursprünglich entwickelt hatte, um auf dem Mars Sauerstoff produzieren zu können.

Für die Energiegewinnung kehrte er das Prinzip um. Anders als bisherige Brennstoffzellen, in denen teils extrem teure Edelmetalle stecken, besteht Sridhars Zelle aus Silizium. Speziell beschichtet kann sie mit Erdgas oder Biogas betrieben werden. Jede Zelle liefert etwa 25 Watt. „Schon ein etwa 20 Zentimeter hoher Stapel genügt, um einen durchschnittlichen US-Haushalt rund um die Uhr mit Strom zu versorgen“, versicherte Sridhar bei der Präsentation der Technik.

Was wie ein Märchen aus 1001 Nacht klingt, scheint zu funktionieren. Die Testkunden, darunter der Kurierdienst FedEx, Google und die Einzelhandelskette Wal-Mart, zeigen sich beeindruckt. „Die Kisten laufen wunderbar“, begeistert sich Ebay-Chef John Donahoe. Bewähren sie sich bei den Industriekunden, will Sridhar mit Kleinversionen auch den privaten Häusermarkt aufrollen. Zu spät zwar für die Lachenmeyers, aber Autarkie beim Strom wäre dann ganz nah.

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