Dem Milliardenkonzern Vonovia geht es nicht anders als vielen Häuslebauern im Land: Weil Zinsen und Baukosten massiv gestiegen sind, muss auch der Dax-Konzern den Gürtel enger schnallen und streicht für dieses Jahr alle Neubauprojekte. Ökonomisch ist das sinnvoll – angesichts des hohen Schuldenbergs, den Vonovia mit sich herumschleppt. Für den deutschen Wohnungsmarkt aber ist Vonovias Sparkurs ein Weckruf.
Klar, die 1500 gestrichenen Wohnungen hätten den Mangel nicht beendet. Doch Vonovia ist nicht das einzige Immobilienunternehmen, das unter Zinswende und Inflation ächzt. Kürzlich verkündete der Düsseldorfer MDax-Vermieter LEG bereits, 2023 keine neuen Wohnungen bauen zu wollen. Und auch die Aufträge im Baugewerbe sind dramatisch eingebrochen. Kurzum: Überall im Land wird weniger gebaut.
In diesem Jahr dürften allenfalls 250.000 neue Wohnungen entstehen – gut 37 Prozent unter dem Ziel der Politik. Die hatte sich eigentlich vorgenommen, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Schon vor dem Umbruch am Immobilienmarkt war sie daran gescheitert. Besser dürfte es vorerst nicht werden. Die heute geplatzten Baustarts werden morgen nicht nachgeholt. Und das wird die Wohnungsnot befeuern, insbesondere in den Metropolen.
Das Bauministerium unter Klara Geywitz (SPD) drischt nun auf Vonovia ein, das Unternehmen entzöge sich seiner Verantwortung. Tatsächlich aber trifft dieser Vorwurf eher auf die Politik zu. An der Zinspolitik kann auch sie nichts ändern. Aber: Sie kann den Wohnungsbau mit weiteren Förderpaketen stützen. Das neue KfW-Programm wird dafür nicht reichen. Auch, weil die Politik in diesem Jahr das KfW-Fördervolumen für den Neubau drastisch gesenkt hat. Wer entzieht sich hier seiner Verantwortung?
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