Ganz ohne goldene Wasserhähne Kosten für neue Badezimmer steigen massiv

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Boomendes Bauhandwerk, steigende Löhne

Auch die Arbeitskosten sind kräftig nach oben geklettert. Der langjährige Immobilienboom hat die Nachfrage im Bauhandwerk deutlich erhöht, hinzu kommt ein Fachkräftemangel durch fehlenden Nachwuchs. „Die Löhne der Installateure sind in den vergangenen Jahren jedes Jahr um drei Prozent gestiegen. Unter dem Strich kostet ein Badezimmer jetzt rund fünf bis zehn Prozent mehr als noch 2020“, sagt Innungsobermeister Dahlmann.“ Wohlgemerkt, das ist die Inflation im Sanitärbereich in nur einem halben Jahr und beim Bauboom ist noch kein Ende in Sicht.

Da die meisten Bauherren und Immobilieneigentümer kaum etwas an den Arbeitskosten ändern können – es sei denn, sie bringen möglichst viel Eigenleistung ein –, lässt sich der Rotstift am ehesten bei der Ausstattung ansetzen.

Keine Frage, eine Waschtischarmatur, die tagtäglich mehrfach genutzt wird, muss von hoher Qualität sein, damit sie mindestens zehn Jahre hält. Bei guter Pflege überdauert sie dann auch deutlich länger. Billige Armaturen sehen zwar oftmals hochwertig aus, haben in ihrem Inneren aber meist Plastikbauteile, die früher verschleißen. Eine Markenarmatur, an der man lange Freude hat, kostet etwa 200 bis 300 Euro. Soviel sollte man mindestens kalkulieren, denn in diesem Segment geht es auch durchaus luxuriös zu: Designaffine Kunden zahlen für edle Armaturen wie das Top-Modell der Hansgrohe-Designmarke Axor sogar 1200 Euro. Zusammen mit Dusch- und Badewannenarmaturen kommen so schon für die Wasserspender schnell ein paar tausend Euro zusammen.

Noch ein Tipp für Sparfüchse: Handelsmarken der Badausstatter stammen in aller Regel auch von namhaften Herstellern, bei Armaturen beispielsweise von Ideal oder Grohe. Für den Käufer sind sie aber oft teurer, als direkt vom Hersteller zu kaufen, da der Großhandel an den Handelsmarken auch gut verdienen will. Wer über den Installateur bestellt, bekommt beim Hersteller hingegen oft einen Nachlass.

Wer weniger Wert auf exklusives Design legt, sondern ökonomisch vorgehen will, setzt bei Armaturen daher lieber auf eine Standardarmatur eines Markenherstellers von hoher Qualität. Vor allem für Vermieter lohnt sich die Edel-Duschbrause mit Stimmungslicht und Musikeinspielung nicht, schließlich ist das Geschmackssache und jeder Mieter anders. Hier sollten leichte Reinigung und lange Haltbarkeit im Vordergrund stehen.

Dennoch bleibt das Wohlfühlbad im Trend: Eine bodengleiche oder zumindest barrierearme Dusche mit großer Tellerkopfbrause ist heute kein Luxus mehr, eine fugenfreie Verkleidung oder besondere Lichttechnik für eine indirekte Beleuchtung sind sehr gefragt. Auch Badmöbel und Spiegelschränke sollten hochwertig verarbeitet sein, damit sie im feuchten Raumklima lange halten. Bei Spiegelschränken sind daher auch häufig um die 1000 Euro fällig. Die Luxusvariante aus Metall mit verspiegelten Innenseiten, besonderer Beleuchtung und staubdichter Design-Spiegeltür kann aber auch 3000 bis 4000 Euro kosten. Preisvergleiche sind hier dringend zu empfehlen.

Immer mehr zahlungskräftige Kundschaft wünscht sich das Luxusbad. Hansgrohe-Chef Kalmbach ist froh, dass gerade auch die Premium- und Luxusarmaturen aus seinem Hause für wachsende Marktanteile des Schwarzwälder Unternehmens sorgen. So seien etwa besondere Oberflächen bei Armaturen jenseits des bewährten Chroms sehr gefragt. Luxushotels in Asien etwa bestellen Sonderanfertigungen mit eingeprägtem Hotelemblem. „Wir haben viele designaffine, anspruchsvolle Kunden, viele wollen auch digitale Lösungen“, sagt er im Podcast Chefgespräch. Er weiß: „Unsere Produkte werden mit Emotionalität verkauft“. Sparsame Bauherren sollten sich dessen bewusst sein.

Mehr zum Thema: Corona zum Trotz sind in den 50 größten Städten Deutschlands Haus und Wohnung erneut teurer geworden. Der Immobilienatlas 2021 nennt die besten Lagen, die besten Preise – und warum der Markt jetzt auch im Umland boomt. Mieten & Immobilienpreise 2021: 50 Städte im Check.

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