Gbureks Geld-Geklimper

Was tun, wenn die Anleihenblase platzt?

Manfred Gburek Freier Finanzjournalist

Nach fast drei Jahrzehnten Aufwärtstrend machen auch die Kurse erstklassiger Anleihen schlapp, von zweit- und drittklassigen ganz zu schweigen. Doch es gibt interessante Anlagealternativen.

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Immobilieninvestionen könnten Quelle: ZB

Vor zehn Jahren prägte sich in den Köpfen der Anleger der Begriff Blase ein. Damals ging es um die Technologieblase an den Aktienbörsen. Sie platzte, in Deutschland vor allem am Neuen Markt, weil einfach zu viele Glücksspieler und Betrüger in vermeintliche Hightech-Vorstandsetagen eingezogen waren.

Danach nahm die amerikanische Häuserblase immer bedenklichere Dimensionen an. Sie war – wenn auch nicht so gewollt - vom ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton initiiert worden. Sie platzte 2007, weil klamme Hauseigentümer im Lauf der Jahre mehr Schulden aufgehäuft hatten, als sie je hätten zurückzahlen können.

Diese Blase wurde in Deutschland von der Zertifikateblase flankiert. Beide vereinigten sich im Fall der pleite gegangenen Bank Lehman Brothers mit der Folge, dass Tausende von deutschen Anlegern den Großteil ihrer Ersparnisse verloren.

Wo und wann kommt die nächste Blase? Mit dieser Frage beschäftigen sich nach so eindrucksvollen wie bedrückenden Blasenerfahrungen in letzter Zeit zunehmend Banker und Fondsmanager, Volkswirte und Vermögensverwalter – und übersehen, dass die neue Blase schon da ist: bei Anleihen.

Schon wieder Griechenland

Oder konkret: 1. Generell bei den Langläufern unter ihnen, weil die ihr Kurspotenzial inzwischen ausgeschöpft haben und bereits bei jeder Andeutung einer Zinswende ins Trudeln geraten dürften. 2. Bei solchen Anleihen, egal ob Kurz-, Mittel- oder Langläufer, deren Schuldner von den Ratingagenturen schlechte Noten bekommen haben, etwa von BBB abwärts. Am meisten um ihr Geld bangen müssen also Anleger, die Langläufer minderer Qualität oder entsprechende Rentenfonds besitzen. Wann die Anleihenblase platzen wird, ist nur eine Frage von kurzer Zeit. Symptome gibt es in Hülle und Fülle; die meisten haben mit der weltweiten Schuldenkrise zu tun.

Interessanter als das allgemeine Krisenphänomen sind einige Details. Und weil die Schulden Griechenlands uns alle noch monatelang beschäftigen werden, liegt es nahe, zunächst hier Einzelheiten aufzuspüren, um die Blasenbildung deutlich zu machen:

Die neue Griechenland-Anleihe über fünf Milliarden Euro mit sieben Jahren Laufzeit ist zwar unter Dach und Fach, aber nicht ganz so reibungslos wie ihre Anfang März platzierte Vorgängerin über ebenfalls fünf Milliarden Euro mit zehn Jahren Laufzeit. Der Spread, also der Zinsaufschlag im Vergleich zu AAA-Anleihen, ist jetzt sogar ein wenig höher, weil die Griechen ihn anders als bei der zehnjährigen Anleihe nicht mehr herunterhandeln konnten.

Nach Aussagen der griechischen Schuldenagentur müsste das Land bis Ende Mai noch 10,5 Milliarden Euro aufnehmen. Angenommen, das klappt – sei es in Euro, sei es in den auch möglichen Währungen Dollar und/oder Yen -, dann bleibt immer noch die Frage offen, wie die Griechen die im Jahr 2012 auslaufenden Anleihen über 31 Milliarden Euro und die ein Jahr später über 23 Milliarden Euro durch die Aufnahme neuer Schulden ersetzen sollen.

Varianten für konservative Anleger

Manfred Gburek

Ein ganz anderes Beispiel: Der amerikanische Staat muss sich im laufenden Fiskaljahr mit zirka 2,5 Billionen (Trillions) Dollar neu verschulden, und das sogar ohne Berücksichtigung der kurzfristig auslaufenden Anleihen und der sonstigen Schuldtitel. 2011 sollen es dann weniger als zwei Billionen sein, mit fallender Tendenz bis 2014.

So weit der schöne Schein der Planzahlen. Doch die werden in den kommenden Jahren wohl noch mehrfach korrigiert. Denn die schleppende US-Konjunktur, die auf dem Kapitalmarkt mit dem Staat konkurrierenden Konzerne, steigende Zinsen und die bereits jetzt zu beobachtende Zurückhaltung der Käufer von amerikanischen Staatsanleihen (vor allem China) können alle Pläne über den Haufen werfen.

Wenn nun also gravierende Indizien wie die hier erwähnten - und einige mehr - das baldige Ende des fast 30-jährigen Aufwärtstrends der Anleihenkurse signalisieren, in welchen Investments bestehen dann die Alternativen für konservative Anleger? Diese Frage haben sich natürlich längst auch die Profis gestellt, und die sind je nach den eigenen Interessen zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Am unteren Ende der Zinsskala, aber mit längerem Anlauf durchaus steigerungsfähig, rangieren die Tagesanleihe und die inflationsgeschützten Anleihen des Bundes. Das trifft auch auf Tagesgeld der Banken und mit Abstrichen auf Geldmarktfonds zu. Wer für den längeren Anlauf nicht geduldig genug ist, findet gerade jetzt eine interessante Alternative in Einmalbeträgen der Lebensversicherer. Die spielen zurzeit Bank, um neue Kunden zu gewinnen, und überbieten die Tagesgeldzinsen der Banken und Sparkassen. Das wär's dann aber bereits für die ganz konservativen Anleger.

Einige bevorzugen Wohnimmobilien

Eine konservative, jedoch gleichzeitig ein wenig zur Spekulation neigende Anlegerschaft bevorzugt Wohnimmobilien. Das ergibt sich zum einen aus den inzwischen zahlreich aufgelegten geschlossenen Wohnimmobilienfonds, zum anderen aus der Tatsache, dass börsennotierte Wohnimmobilien-AGs jetzt verstärkt auf  ihren Märkten aktiv werden.

Beide Anbietergruppen haben zwar ganz unterschiedliche Geschäftsmodelle, aber gleich in dreifacher Hinsicht argumentieren sie unisono: 1. Wohnimmobilien werfen bei professioneller Auswahl und Betreuung viel höhere Renditen ab als die Offerten des Bundes, der Banken, Sparkassen und Versicherer. 2. Durch die Vielzahl der Mieter ergibt sich ein Risikoausgleich. 3. Wohnimmobilien schützen vor Inflation.

Ein Schuss Spekulation gefällig

Besonders das letzte Argument ist umstritten, weil Inflationsschutz nur unter bestimmten Voraussetzungen gegeben ist. Dennoch wird es von Fondsinitiatoren und AG-Vorständen immer wieder vorgebracht. Am Ende dürften sie mit ihren daraus abgeleiteten Prognosen sogar recht behalten, allerdings aus einem anderen Grund: Weil das Angebot von akzeptablen Wohnungen an interessanten Standorten wegen des 15 Jahre währenden Rückgangs der Baugenehmigungen und -fertigtellungen inzwischen so knapp geworden ist, dass die Wohnungsmieten und -preise in den Metropolen unter Führung von München, Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Stuttgart und mittlerweile auch Berlin nach oben schießen.

Daraus ergibt sich für Anleger, die rechtzeitig einsteigen, ein ordentliches Renditeplus. Es spricht dafür, dass diejenigen unter ihnen, die höhere Beträge anzulegen haben, mit einem Teil ihres Geldes dort einsteigen sollten. Und weniger Betuchten bleibt die Alternative, für die laufende Verzinsung den Einmalbetrag bei einem Versicherer zu wählen und ihn um die spekulative Beimischung von mehreren Wohnungsaktien zu ergänzen, wie Deutsche Wohnen, TAG Immobilien, Colonia Real Estate und Gagfah.

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