Gebäudesanierung „Nur mit Dämmung kommen wir nicht weiter“

Dachausbau und Sanierung eines Altbaus in Berlin. Quelle: dpa

Um die Klimaziele zu erreichen, muss auch der Gebäudesektor CO2 einsparen. Das geht nur mit modernisierten Immobilien. Christian Huttenloher vom Deutschen Verband für Wohnungswesen hält das Fördersystem für unzureichend.

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WirtschaftsWoche: Herr Huttenloher, seit acht Jahren versuchen verschiedene Bundesregierungen, die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung einzuführen. Nun soll sie im Rahmen des Klimapakets wirklich kommen. Endlich?
Christian Huttenloher: Das Problem ist, dass das Klimaschutzpaket so tut, als würde es ganz viel anstoßen, aber in der bisherigen Systematik verharrt. Die steuerliche Förderung beispielsweise würde nur für Selbstnutzer gelten. Interessant wäre sie aber vor allem für Privatvermieter, die mehr als 60 Prozent aller Mietwohnungen anbieten. Denn für sie fehlt es an stärkeren Anreizen, zu sanieren. Die KfW-Förderprogramme schaffen dies bisher nicht. Und für Wohnungsunternehmen wären deutlich höhere Zuschüsse notwendig. Sonst zahlen die Mieter die Modernisierungsinvestitionen durch höhere Mieten, sparen aber bei Weitem nicht so viel an Energiekosten.

Ohne bestehende Gebäude energetisch zu sanieren, wird es nicht gelingen, in dem Sektor die vorgesehenen Mengen CO2 einzusparen. Wie sollte eine wirksame Sanierung in der Praxis denn aussehen?
Ich bin nicht der Meinung, dass wir nur mit Dämmung weiterkommen. Schon aus baulichen Gründen: Bei manchen Gebäuden sind die Dachüberstände nicht groß genug, da müsste das ganze Dach umgebaut werden, um von außen Dämmung anzubringen. Wir sollten vielmehr neue Möglichkeiten zur Energieversorgung einbinden, Mieterstrom beispielsweise, und weniger in einzelnen Häusern als in Quartieren denken. Vom Ordnungsrahmen und der Förderung her ist das bislang aber schwierig.

Dabei gibt es zahlreiche Programme über die staatliche Förderbank KfW. Reichen die wirklich nicht aus?
Das Dilemma ist, dass die Förderung kaum einen Anreiz bietet, mehr zu modernisieren. Ein Beispiel: Für Einzelmaßnahmen können nur Privatleute einen Zuschuss in Anspruch nehmen, die in ihrer Immobilie wohnen – also, wenn sie die oberste Geschossdecke dämmen oder neue Fenster einbauen lassen. Für Wohnungsunternehmen gibt es da einen Kredit mit Tilgungszuschüssen. Bei der derzeitigen Zinslage ist der aber nicht attraktiv genug. Vor allem kommt man so nicht dahin, große Sanierungen zu schaffen – dabei müsste jedes Jahr zwei bis drei Prozent des Gebäudebestands umfassend saniert werden, um die Klimaziele zu erreichen.

Warum gelingt das nicht?
Weil zum Beispiel bei den Immobilien kein großer Instandsetzungsstau herrscht. Viel auf einmal energetisch zu modernisieren, lohnt sich allerdings nur, wenn ein Haus ohnehin völlig sanierungsbedürftig ist – und dazu am besten noch unbewohnt. Wohnungsunternehmen wiederum erhalten keine Förderung für einzelne Maßnahmen, sondern, wenn sie ein Gebäude auf Effizienzhaus-Standard bringen. Auch sie haben derzeit aber gar kein Interesse an Darlehen, direkte Zuschüsse wären für sie viel interessanter. Das Korsett der KfW ist also zu eng.

Was würde stattdessen helfen, damit mehr Eigentümer ihre Häuser sanieren?
Eine größere Bandbreite an Förderung und einfachere Anforderungen, um diese zu bekommen. Eigentümer sollten die Wahl zwischen einem Zuschuss und einer steuerlichen Förderung haben. Nur so wird in der Breite mehr saniert werden.

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