Gebäudesanierung Starthilfe für die Wärmedämmung

Wer die energetische Sanierung vernachlässigt, riskiert deutliche Wertverluste bei seiner Immobilie. Warum Steueranreize noch immer fehlen, was sich lohnt, wo der Staat hilft.

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Styroporplatten Quelle: dpa

Die Politik verschleppt das Thema. Hausbesitzer müssen wohl weiter auf den Steuerbonus für energetische Gebäudesanierungen warten. Der Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag vertagte die Entscheidung bereits mehrfach, der vorerst letzte Versuch fand gestern Abend statt. Wenn die Bundesregierung den Energieverbrauch in Gebäuden langfristig um 80 Prozent senkt, droht den Ländern ein Steuerausfall von bis zu 1,5 Milliarden Euro, wovon sie einen Teil selber tragen müssten. Dagegen wehren sie sich. Die SPD, die im Bundesrat das Sagen hat, forderte bereits im Vorfeld vom zuständigen Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU), die Finanzierungslücke von 600 Millionen Euro zu schließen. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) warf der Opposition vor, eine Einigung zu blockieren.

Die Fronten sind verhärtet. Ohne eine Einigung in dem Gremium dürften sich längst erwarteten Steueranreize für Immobilienbesitzer noch weiter verzögern, vielleicht werden sie ganz fallen gelassen. In dem Streit zwischen Länderkammer und Bund geht es darum, welchen Anteil der Steuerausfälle von 1,5 Milliarden Euro die Länder tragen.

Sanierung absetzbar

Geplant ist bisher, jährlich zehn Prozent der Kosten für energetische Sanierungen steuerlich absetzbar zu machen. Durch eine bessere Dämmung, energiesparende Heizungen und neue Fenster soll der Energieverbrauch in diesem Bereich sinken. Das Gesetz gilt als wichtiger Baustein der Energiewende, weil damit die Sanierungsquote auf zwei Prozent jährlich verdoppelt werden könnte und die Ziele der Regierung, den Atomausstieg zu meistern und die klimaschädliche CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken deutlich zu mindern, endlich voran kommen.

Der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stefan Müller, warf den Ländern bereits Ende vergangenen Jahres vor, den Preis hoch zu treiben. „Energiewende ja, aber nur wenn der Bund zahlt. Das ist Erpressung statt Verantwortungsbewusstsein“, so Müller Steuerliche Anreize seien nötig, um die Energieeinsparung im Gebäudesektor voranzubringen. Dafür müssten sich auch alle an der Finanzierung beteiligen. Der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, Volker Beck, forderte dagegen den Bund auf, den Ländern entgegenzukommen. „Wir können auf die Gebäudesanierung nicht verzichten.“

Wann energetisch sanieren auch ohne Staatshilfe lohnt

Natürlich sind die umstrittenen Steuervorteile für Haussanierer ein wichtiger Anreiz, um auch im privaten Bereich den Klimaschutz zu verbessern. Doch sollten sich Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden ganz unabhängig von Steuervorteilen allein aufgrund der Energieersparnis nach erfolgreicher Baumaßnahme innerhalb einer angemessenen Zeit amortisieren. Welche Baumaßnahmen sich relativ schnell rechnen und ob sich Investitionen in Solarzellen auf dem Dach, Isolierung der Kellerdecke oder Außendämmung der Fassade tatsächlich lohnt, hängt allerdings sehr stark vom Energiesparpotenzial des jeweiligen Gebäudes und natürlich von der Entwicklung der Energiepreise ab.

Beratung unerlässlich

Altbau Quelle: AP

Um eine sinnvolle Analyse von Sanierungsmaßnahmen und ihrer Rentabilität vornehmen zu können, benötigt der Haus- oder Wohnungseigentümer daher zunächst ein gründliche Bestandsaufnahme der vorhandenen Bausubstanz und des bisherigen Energieverbrauchs. Die lässt sich am einfachsten im Zuge einer Energiesparberatung vornehmen. Die Kosten dafür bezuschusst das zuständige Bundesamt für Wirtschafts- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit 300 Euro, wenn der Energieberater besondere Fachkenntnisse vorweisen kann und sich als antragsberechtigter Energieberater bei der BAFA hat registrieren lassen. Geht es um mindestens drei Wohneinheiten, gibt es 360 Euro. Auch Architekten mit Zusatzqualifikation können die Beratung übernehmen.

Der Energieberater prüft

Der Energieberater sichtet zunächst die Bauzeichnungen, besichtigt das Gebäude und überprüft gründlich die vorhandene Bausubstanz auf ihre Dämmeigenschaften von der Kellerdecke bis zum Dach. Auch Rechnungen, die den bisherigen Energiebedarf ausweisen, schaut sich der Energieberater gerne an. Schon bei der Begehung beziehungsweise bei der Vorlage der Energiekostenbelege wird er mit dem Hausbesitzer verschiedene Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen diskutieren.

Der Energieberater sollte sich auch mit passenden Förderprogrammen von Bund, Ländern oder Kreis auskennen und gezielt darauf hinweisen. Allerdings kann es nicht schaden, wenn der Bauherr sich zunächst selbst einen Überblick verschafft.

Eine gute Übersicht über die Programme von Bund und Ländern bietet das Wirtschaftsministerium unter www.foerderdatenbank.de

Die „Aktion pro Eigenheim“, eine Initiative des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhhandel (BDB) und des Verbands privater Bauherren (VPB), enthält zusätzlich auch kommunale Fördermaßnahmen:  www.aktion-pro-eigenheim.de

Ausführliche Informationen zu den KfW-Programmen im Bereich Bauen und Wohnen inklusive aller aktuellen Konditionen gibt es auf der Seite: www.kfw-foerderbank.de

Anhand der Baunterlagen und der Untersuchungsergebnisse erstellt der Energieberater dann einen Energieausweis für die Immobilie und erstellt einen Variantenvergleich für verschiedene Sanierungsmaßnahmen. Diese liefern auch Aufschluss darüber, welche Maßnahme sich am schnellsten rechnet. Dabei gilt es, nicht nur die Energieersparnis im Blick zu haben, sondern auch die notwendige Investitionssumme. Die hängt aber natürlich stark von den baulichen Gegebenheiten ab.

Musterrechnung: Energieersparnis und Investitionskosten

Wärmebild Quelle: dpa

Musterfall Einfamilienhaus

Hier ein paar Beispiele für den Musterfall eines Einfamilienhauses. Bei Mehrfamilienhäusern kann die Rechnung ganz anders aussehen.

  • Die Dämmung der Außenwände senkt den Energiebedarf eines Hauses um 10 bis 15 Prozent. Der Investitionsaufwand ist allerdings hoch und schlägt leicht mit 30.000 Euro oder mehr zu Buche. Bis sich die Investition über die Energieersparnis rechnet, können leicht 30 Jahre vergehen.

  • Neue Fenster und Haustüren mit moderner Isolierverglasung sparen auch leicht noch mal zwischen fünf und zehn Prozent der Energiekosten, kostet aber selten weniger als 20.000 Euro. Auch hier liegt die Amortisationsdauer bei 30 Jahren und mehr.

  • Eine neue Heizungsanlage rechnet sich in der Regel am schnellsten, da die Energieersparnis schnell 15 Prozent und mehr betragt, der Investitionsaufwand aber liegt oft nur bei 10.000 Euro. Das amortisiert sich schon in weniger als zehn Jahren, meist schon nach sechs oder sieben.

  • Ähnliches gilt für die Dämmung der Kellerdecke: Der finanzielle Aufwand liegt meist bei wenigen tausend Euro, der Effekt beträgt etwa sechs Prozent. Auch diese Maßnahme sollte sich nach spätestens zehn Jahren rechnen.

Allerdings sind das nur Musterbeispiele, wie sie häufig anzutreffen sind. Generell lohnt sich eine energetische Sanierung vor allem dann, wenn Dach, Fenster oder Heizung ohnehin saniert werden müssen. Dann kann der Eigentümer die Zusatzkosten einer energetischen Sanierung bei seinen Rentabilitätsüberlegungen auch separat betrachten und berechnen, ab wann sich der zusätzliche finanzielle Aufwand bezahlt macht.

Allgemein gilt: Der Einspareffekt bei den Energiekosten ist bei unsanierten Altbauten aus den 50er, 60er und frühen 70er Jahren am höchsten. Bei älteren Häusern um die Jahrhundertwende ist die Bausubstand meist deutlich solider, die Wände dicker und damit der Einspareffekt auch wieder geringer. Und bei Gebäuden aus den 80er Jahren und später ist die Isolierung meist schon deutlich besser als in den frühen 70ern, was auch hier das energetische Sanieren weniger lohnenswert macht.

Letztlich kommt es auf die Bauart und die Gegebenheiten der einzelnen Immobilie an. Eine solide Planung, scharfe Kalkulation und die fachkundige Beratung müssen daher immer an Anfang einer energetischen Sanierung der Immobilie stehen. Sollten dann noch Förderkredite oder Investitionszuschüsse der staatlichen KfW-Bank sowie die Steuererleichterungen für Sanierer hinzu kommen, kann sie das Energiesparen auch für Altbauten lohnen.

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