Geschlossene Immobilienfonds Privatanleger ade!

Die börsennotierte Corestate kauft der Helaba ihr Geschäft mit geschlossenen Immobilienfonds ab und katapultiert sich in eine neue Liga. Dabei hat er aber mehr das Geschäft mit Groß- als das mit Kleinanlegern im Blick.

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Hannover Leasing war in den vergangenen zwei Jahren eher durch Wechsel im Management als durch neue Geschäfte oder Angebote für Privatanleger aufgefallen.

Düsseldorf Hannover Leasing (HL) war einmal einer der größten Anbieter geschlossener Immobilienfonds für Privatanleger in Deutschland. Wer am Freitag auf der Internetseite von HL nach aktuellen Angeboten suchte, fand unter „Immobilienfonds Inland“ die Nachricht: „Derzeit befinden sich aus dem Bereich Immobilien Inland keine Fonds in der Platzierung.“ Privatanleger können sich zurzeit über HL nur an einem Flugzeugfonds beteiligen, der einen Airbus A380 verleast hat.
Das Privatanaleger-Geschäft ist nicht mehr die Rede wert. Reden wird man allerdings über den neuen Eigentümer, den Luxemburger Immobilienvermögensverwalter Corestate Capital Holding, der in Deutschland börsennotiert ist. Die Luxemburger katapultieren mit dem Kauf der Helaba-Tochter ihr verwaltetes Vermögen von rund zwei auf 16 Milliarden Euro. Über den Kaufpreis werden von beiden Seiten keine Angaben gemacht. In Frankfurt wird sehr vage über einen zweistelligen Millionenbetrag spekuliert.

Der Verkauf der HL war absehbar. In Frankfurter Finanzkreisen war es kein Geheimnis, dass die Landesbank mit ihrer 49-Prozent Beteiligung sowie die mit 48 Prozent beteiligte Hessisch-Thüringische Sparkassen-Beteiligungsgesellschaft mit der HL nicht zufrieden waren. Die fiel in den vergangenen zwei Jahren auch eher durch Wechsel im Management als durch neue Geschäfte oder Angebote für Privatanleger auf. Nun behält die Helaba die üblichen 5,1 Prozent an HL, die nötig sind, um Grunderwerbsteueransprüche zu vermeiden, und gibt wie die Sparkassen-Beteiligung die Restanteile an Corestate ab.

Corestate-Gründer Ralph Winter ist sich bewusst, dass man das Ansehen der HL „etwas aufpolieren“ muss. Er attestiert HL eine beeindruckende Leistungsbilanz und spricht von „umfangreichen Synergien“. Die liegen eindeutig im Geschäft mit institutionellen Investoren, dem Kerngeschäft der Corestate, auf dem auch künftig der Schwerpunkt der HL liegen wird. „Wir verbessern unseren Zugang zu neuen institutionellen Kapitalquellen“, ist Corestate-Vorstandschef Sascha Wilhelm überzeugt. Wiewohl Gründer Winter ankündigt: „Das Publikumsfondsgeschäft wird weitergeführt.“ HL hat noch immer fast 70.000 Privatanleger.


Aktionäre profitieren von Verwaltungsgebühren

Mit der Übernahme erhält Corestate nicht nur besseren Zugang zum Markt für geschlossene Fonds für Groß- und Kleinanleger, sondern auch die Möglichkeit, offene Immobilienspezialfonds, sogenannte offene Spezial-AIF, nach deutschem Recht aufzulegen.
Damit nähern sich Angebotspalette und Volumen des verwalteten Vermögens von Corestate der ebenso börsennotierten Patrizia Immobilien an. Beide Gesellschaften sind die Ausnahmen unter den börsennotierten Immobiliengesellschaften in Deutschland

Sie investieren kaum mit eigenem Vermögen, sondern für andere über vielfältige Anlagevehikel und arrangieren sogenannte Club-Deals mit mehreren Großinvestoren, an denen sie sich mit Minderheitsbeteiligungen von bis zu etwa zehn Prozent beteiligen. Das schont die eigenen Kapitalreserven. Die Aktionäre profitieren nicht von Mieteinnahmen, sondern von An- und Verkaufsgebühren sowie Gebühren für die laufende Verwaltung der Objekte für Dritte. Patrizia verwaltet zurzeit rund 18 Milliarden Euro Immobilienvermögen.

Mit der Helaba ist die letzte der einstmals großen drei im Mitbesitz von Landesbanken befindlichen Anbieter geschlossener Fonds für Privatanleger in Privatbesitz übergegangen. Im April 2014 verkauften Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und Norddeutsche Landesbank (NordLB) ihre Fondstochter LHI, die heute knapp 19 Milliarden Euro Vermögen managt, wobei das Neugeschäft mit Publikumsfonds auch nur noch eine bescheidene Rolle spielt. Schon Anfang 2014 stellte die KGAL ihr Publikumsfondsgeschäft ein, nachdem Bayerische Landesbank, Commerzbank, Haspa und Sal. Oppenheim die Gesellschaft wenige Monate zuvor an die die beiden französischen Privatinvestoren Francis Louvard und Gregory Ingram veräußert hatten.

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