Grundsteuer-Vergleich Das Steuerloch für Immobilienbesitzer

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Grundsteuer-Berechnung: Schwierige Wertermittlung für Gebäude

So kommt es, dass für identische Gebäude und Grundstückgrößen in anderen Kommunen andere Einheitswerte für die Berechnung der Grundsteuer herangezogen werden. Prognostizierbar ist die Grundsteuer für Hauskäufer also bestenfalls, wenn der Grundsteuerbescheid des Vorbesitzers verfügbar ist, oder das örtliche Finanzamt den Einheitswert vor dem Kauf ermittelt. Und selbst dann bleibt eine Unsicherheit: Die Kommune kann den Hebesatz ja jederzeit ändern – und dann wird es meist teurer.

Weil die Grundsteuerberechnung so komplex ist und eine bundesweit einheitliche Immobilienbewertung fehlt, hat der Bundesfinanzhof die bestehende Regelung bereits als verfassungswidrig eingestuft. Seit April 2012 sind alle Grundsteuerbescheide lediglich vorläufig. Leider bemühen sich Länder und Kommunen bislang vergeblich um einen Grundsteuerreform. Bisher war kein alternatives Berechnungsmodell mehrheitsfähig.

Vor allem die völlig veralteten Einheitswerte bleiben ein Problem. Im Januar beschäftigt sich erstmals das Bundesverfassungsgericht mit dem bisherigen Einheitswertverfahren. Derweil ringen die Bundesländer um Einigkeit bei einem neuen Bewertungsmodell. Ein Gesetzentwurf dazu liegt schon im Bundestag. Zuletzt scherten aber Hamburg und Bayern wieder aus, weil sie bei dem zunächst angestrebten Bewertungsverfahren nach Herstellungskosten massive Steuererhöhungen im Falle einer Grundsteuerreform befürchteten. „Dass das Hessische Modell bereits aus eigenen Reihen der Bundesländer Kritik bekommt, ist schon bezeichnend“, sagt Reiner Holznagel, Präsident beim Bund der Steuerzahler. Schon seit den Neunzigerjahren wird um eine Grundsteuerreform gerungen. Jetzt blicken Länder und Kommunen gespannt auf Karlsruhe. Holznagel geht davon aus, dass das Bundesverfassungsgericht wichtige Hinweise in einem Urteil geben wird, welche Kriterien ein neues Bewertungsmodell erfüllen muss. „Insgesamt ist es sehr bedauerlich, dass das Bundesverfassungsgericht der Politik wieder einmal auf die Sprünge helfen muss“, kritisiert Holznagel.

Grundsteuerhebesätze deutscher Städte (Beispiele)

Eine Einigung geschweige denn eine Verabschiedung des Grundsteuerreformgesetzes ist aktuell nicht absehbar. Auch nicht, ob es für Immobilieneigentümer künftig günstiger oder – das ist wahrscheinlicher – teurer wird. Aber der Druck, eine Grundsteuer-Reform zuwege zu bringen, steigt. „Das neue Bewertungsmodell muss ein Dreiklang sein: für den Steuerzahler transparent, mit wenig Aufwand umsetzbar und rechtssicher“, fordert Holznagel.

Wie Vermieter Grundsteuer umgehen

Die besten Chancen, die Grundsteuer zu umgehen, haben vor allem Vermieter. Steht ein Mietshaus größtenteils leer und es wurde nachweislich per Inserat oder Makler ein Mieter gesucht, aber niemand gefunden, kann das Finanzamt einen Teil der Grundsteuer erlassen. Den Leerstand darf der Vermieter allerdings nicht durch überhöhte Mieten provoziert haben.

Allerdings entfällt die Grundsteuer dann nicht komplett. Steht etwa die Hälfte eines Mietshauses leer und die Mieteinnahmen fallen um 50 Prozent, erlässt das Finanzamt ein Viertel der Grundsteuer. Bei komplettem Mietausfall müssen Vermieter also immer noch die halbe Grundsteuer bezahlen.

Für Hausbesitzer, die selbst in ihrer Immobilie wohnen, gibt es kaum Möglichkeiten, die Grundsteuer zu senken. Lediglich Inhaber eines denkmalgeschützten Hauses können oft hohe Ausgaben für den Erhalt oder Umbau des historischen Altbaus geltend machen – und werden mit dem Wohlwollen des Finanzamts von der Grundsteuer befreit.

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