Häusermarkt Warum Baugeld wieder teurer wird

Noch sind die Zinsen niedrig. Wer später baut, muss mit höheren Finanzierungkosten rechnen. Quelle: dpa

In der zweiten Jahreshälfte werden Banken höhere Zinsen für Immobilienkredite verlangen, so Experten. Dafür sprechen steigende Anleiherenditen.

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Die Zinsen steigen! Die Zinsen steigen nicht! Häuslebauer finden derzeit für beide Aussagen passende Experten-Zitate. Sie können etwa Mario Draghi vertrauen: „Ich sehe sehr geringe Chancen für eine Zinserhöhung in diesem Jahr“, sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) nach der jüngsten Sitzung am 25. Januar.

Aber: Was für den Leitzins gilt, muss für Baugeldzinsen noch lange nicht gelten. Die Zinsen für Hypothekendarlehen gehen schon eine ganze Weile nach oben, wenn auch in sehr langsam. Anders als Draghi sehen von Baugeldvermittler Interhyp befragte Baugeld-Experten sehr wohl deutliche Anzeichen für einen Zinsanstieg in sechs bis zwölf Monaten. Die Frage, ob die Zinsen in diesem Zeitraum steigen werden, beantworteten im November 70 Prozent der Teilnehmer mit ja. Im Januar waren es 90 Prozent.

Kurzfristig, also in den nächsten drei Monaten, gehen die Zins-Profis davon aus, dass die Baugeldzinsen auf ihrem aktuellen Niveau bleiben. Das bedeutet nach Zahlen der FMH Finanzberatung: Hypothekendarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung gibt es zum Effektivzins von knapp unter 1,4 Prozent. Mit der noch länger Laufzeit, die 15 Jahre Zinssicherheit gewährt, lag der Zins bei 1,84 Prozent. In etwa auf diesem Level waren die Zinsen sowohl vor einer Woche als auch vor drei Monaten.

Die von FMH am Freitag veröffentlichten Top-Konditionen sehen noch besser aus. Danach gibt es Darlehen mit zehn Jahren Festzins für knapp über 1,2 Prozent, mit 15 Jahren für 1,66 Prozent und mit 20 Jahren Zinsbindung sind 1,86 Prozent fällig.

Solche Top-Angebote sind in der Regel daran geknüpft, dass der Kunde eine sehr gute Bonität nachweisen kann. Je sicherer das Einkommen langfristig und je geringer die Belastung des Haushaltseinkommens durch die monatlichen Ratenzahlungen ist, desto höher die Bonität. Außerdem bekommen Kunden, die ihr Haus mit nicht mehr als 60 Prozent des Wertes beleihen, bessere Konditionen als die, die diesen Schwellenwert überschreiten.

Baugeldexperten raten Häuslebauern jetzt wie schon seit Monaten zu langen Zinsbindungen von 15 oder sogar 20 Jahren, frei nach dem Motto: Der nächste Zinsanstieg kommt bestimmt. Mirjam Mohr, Vorstand Privatkundengeschäft der Interhyp, rät darüber hinaus zu einer Anfangstilgungen von mindestens drei Prozent und möglichst hohem Eigenkapitalanteil.

Haus- und Wohnungskäufer müssen sich nicht allein an dem Interhyp-Umfrageergebnis orientieren. Ein Indiz für steigende Baugeldzinsen ist die Entwicklung der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe. Typischerweise bewegen sich die Hypothekenzinsen parallel zu den Renditen für diese Staatspapiere. Die Renditen tendieren nach oben. So äußert die Bank HVB in der Umfrage, sie sehe nach dem jüngsten Renditeanstieg kurz- bis mittelfristig einen Trend zu weiteren Renditeerhöhungen. Aktuell bewegt sich die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe um die 0,7 Prozent und verharrte im Januar über der Marke von 0,5 Prozent. „Der Renditeanstieg hat sich bisher jedoch nur teilweise in höheren Finanzierungszinsen niedergeschlagen“, stellt Interhyp-Vorstand Mohr fest.

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