Häuserpreise Die übertriebene Angst vor der Immobilienblase

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Baukosten sind gestiegen

So wollen die Deutschen bei den Wohnkosten sparen
Eine Studie der BHW Bausparkasse zeigt: 82 Prozent der Deutschen halten Heiz- und Stromkosten für zu hoch. Ihrer Meinung nach verteuern die Energiekosten das Wohnen in hohem Maße. Deshalb wollen viele zum nächsten Jahr den Energieversorger wechseln. Abhängig vom persönlichen Energiebedarf lassen sich durch einen Wechsel mehrere hundert Euro im Jahr sparen, sagen Verbraucherschützer. Quelle: AP
Eigenheimbesitzer setzen aus den gleichen Gründen auf eine Sanierung ihrer Immobilie: Da wird gedämmt und runderneuert, was der Kreditrahmen hergibt, um die Energiekosten zu reduzieren. Solaranlagen seien besonders gefragt. Quelle: dpa
Viele sehen allerdings keinen anderen Weg mehr, als die Wohnung zu wechseln. Laut der Studie der BHW Bausparkasse überlegt jeder Dritte, in eine günstigere Wohnung zu ziehen. Dabei ist die Kaltmiete häufig nicht das Problem sondern die erwähnten Nebenkosten. Quelle: Fotolia
Um Kosten zu sparen, überlegen viele Mieter, in eine weniger begehrte Wohngegenden zu ziehen. Statistiken des Immobilienportals Immobilienscout24 zeigen eine regelrechte Abwanderung in unattraktivere Stadtteile. So gebe es beispielsweise in Berlin Bewegungen von Kreuzberg über Neukölln nach Wedding. Quelle: dapd
Viele wollen sich auch schlicht verkleinern und auf ein drittes oder viertes Zimmer verzichten. Das spart schließlich auch Energiekosten. Quelle: dpa

Aber nicht nur seitens der hohen Nachfrage gibt es gute Gründe für steigende Preise. Auch auf der Angebotsseite gibt es gute Gründe für Preissteigerungen, die für Boomregionen und ländliche, schwache Regionen gleichermaßen gelten. Das geht unter anderem aus einer Untersuchung des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW hervor. "Laut dem GdW-Kostencheck stiegen beispielsweise die Baukosten zwischen den Jahren 2000 und 2012 um 28,6 Prozent.

Die erhöhten energetischen Anforderungen sind ein weiterer Kostentreiber", erklärt Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher des Finanzdienstleisters Dr. Klein, der wie auch Europace zum Online-Finanzdienstleister Hypoport gehört. Entscheidend für einen fairen Kaufpreis ist somit auch bei Bestandsgebäuden die vorhandene Bausubstanz, der Sanierungsbedarf und falls bereits saniert, die Qualität und Modernität der durchgeführten Arbeiten. Ein unzeitgemäßer energetischer Zustand oder fehlende Barrierefreiheit dürften sich beim Verkauf von Gebrauchtimmobilien künftig stärker als bisher in Preisabschlägen bemerkbar machen.

Wo die Immobilienpreise am stärksten steigen

Bei Neubauten dürften die Baukosten noch weiter steigen, weil die Einhaltung energetischen Mindeststandards - wie in der jüngst vom Bundesrat beschlossenen Energieeinsparverordnung - in der Zukunft immer mehr Arbeits- und Materialaufwand erfordern. "Auch die Kaufnebenkosten verteuern sich", ergänzt Gawarecki."Durch eine Gesetzesänderung fallen seit August 2013 höhere Notargebühren an. Zudem haben einige Bundesländer die Erhöhung der Grunderwerbsteuer beschlossen. Beispielsweise steigt sie in Berlin ab dem nächsten Jahr von 5,00 Prozent auf 6,00 Prozent."

Käufer sollten sich vor einem kauf gut informieren

Die Frage ob eine Immobilie insgesamt überteuert ist oder nicht, lässt sich somit nur am konkreten Objekt plausibel beantworten. Marc Stilke, Chef der Handelsplattform ImmobilienScout24, mahnt bereits: "Käufer sollten sich vor einer Kaufentscheidung in jedem Fall genau über den Zustand der Immobilie und das Preisniveau in der gewünschten Lage informieren." Dabei helfen auch Informationen der regionalen Gutachterausschüsse und eigens in Auftrag gegebene unabhängig Gutachten zum Immobilienwert. Die paar hundert Euro, die diese in der Regel kosten, sind im Zweifelsfall gut investiert.

Im Allgemeinen geben jedoch alle Experten eher Entwarnung, auch wenn die Verlustrisiken für Hauskäufer im Einzelfall gestiegen sein mögen. "Die Gefahr einer Immobilienblase sehen wir für Deutschland insgesamt nicht", sagt auch Gawarecki von Dr. Klein. Überhitzungen gebe es allenfalls in Großstädten wie München, Hamburg und Berlin. "Doch auch da muss man differenzieren. Die Heterogenität der verschiedenen Quartiere spiegelt sich auch in ihrer Preisentwicklung. Nicht alle Gebiete innerhalb Berlins erlebten massive Preissteigerungen in den vergangenen Quartalen und nur wenige wie zum Beispiel Prenzlauer Berg gelten als überhitzt." 

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