Nach Einschätzung der der Bundesbank lässt das "Befürchtungen hinsichtlich eines breit angelegten Immobilienpreisbooms aufkommen". Zwar gingen vom derzeitigen Preisgefüge höchstwahrscheinlich noch keine gesamtwirtschaftlichen Risiken aus, wie sie etwa nach 2007 in den USA und seit dem Frühjahr 2008 in Spanien zutage traten. Auf der anderen Seite dürfte der Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen noch weiter anhalten. Die bisherigen Preisanstiege seien Ausdruck des nur langsam steigenden Angebots an Wohnimmobilien, stellt die Bundesbank fest. Auch die Baugenehmigungen für 115.000 neue Wohnungen im ersten Halbjahr 2013 werden kaum ausreichen um die zu erwartende Nachfrage zu befriedigen.
Niedrigzins beeinflusst den Mietpreis
Die Abweichungen von den fundamental gerechtfertigten Preisen erklärt die Bundesbank darüber hinaus mit dem ungewöhnlich niedrigen Zinsniveau. "Die in letzter Zeit außerordentlich günstigen Finanzierungskonditionen dürften sicherlich Bedeutung haben für die Entwicklung der Immobilienpreise", erklärt Bundesbankexperte Hansen. "Sofern allerdings das aktuelle Zinsumfeld zum Teil auf Sondereinflüsse, die mit der Wirtschafts- und Finanzkrise zu tun haben, zurückzuführen ist, ist es plausibel anzunehmen, dass die aktuellen Hypothekenzinsen nicht ihrem längerfristigen Niveau entsprechen und damit nicht als Fundamentalfaktor anzusehen sind." Anders ausgedrückt, stellten die Autoren der Studie bei ihren Berechnungen fest, dass bei der Ermittlung des fairen Preisniveaus anhand fundamentaler Faktoren die Entwicklung der Realzinsen ohne signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse blieb.
Wo die Immobilienpreise am stärksten fallen
Nettokaufpreis:
2012: 180.000 Euro
2013: 165.000 Euro
Preisveränderung: -8,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Quelle: Immobilienverband Deutschland IVD - Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V.; veröffentlicht am 1. Oktober 2013
Nettokaufpreis:
2012: 175.000 Euro
2013: 160.000 Euro
Preisveränderung: -8,6 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Lüdenscheid
Nettokaufpreis:
2012: 220.000 Euro
2013: 200.000 Euro
Ohrdruf
Nettokaufpreis:
2012: 110.000 Euro
2013: 100.000 Euro
Preisveränderung in beiden Städten: -9,1 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 150.000 Euro
2013: 130.000 Euro
Preisveränderung: -13,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 190.000 Euro
2013: 160.000 Euro
Preisveränderung: -15,8 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 245.000 Euro
2013: 205.000 Euro
Preisveränderung: -16,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 270.000 Euro
2013: 220.000 Euro
Preisveränderung: -18,5 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 235.000 Euro
2013: 190.000 Euro
Preisveränderung: -19,1 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 105.000 Euro
2013: 80.000 Euro
Preisveränderung: -23,8 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 140.000 Euro
2013: 90.000 Euro
Preisveränderung: -35,7 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Vor allem an Geschosswohnungen mangelt es offenbar, dort sind die Preise deutlich stärker gestiegen, als bei Einfamilienhäusern. "Eigentumswohnungen werden vor allem in Städten von Selbstnutzern und Kapitalanlegern nachgefragt. Diese sind stärker durch Mehrfamilienhäuser als durch Ein- oder Zweifamilienhäuser geprägt", sagt Thilo Wiegand, Vorstandschef von Europace, einem Internetmarktplatz für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite. Seit 2005 berechnet Europace monatlich den EPX-Hauspreisindex. Demnach sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen auf Jahressicht um mehr als elf Prozent gestiegen – und liegt damit erstmals seit Beginn der EPX-Berechnungen im zweistelligen Prozentbereich. "Seit geraumer Zeit zeichnet sich in Deutschland ein Trend zur Urbanisierung ab", sagt Weigand. "Auf die große Nachfrage trifft in vielen Städten ein begrenztes Angebot an Wohnungen. Der Wohnungsneubau wurde lange Zeit nicht in einem Umfang betrieben, der diese Nachfrage decken kann." Ganz anders stelle sich jedoch die Situation in ländlichen und wirtschaftlich schwachen Regionen dar. "Wir gehen davon aus, dass sich die Schere zwischen prosperierenden Regionen und wirtschaftlich schwachen Orten weiter öffnen wird", so Weigand.