Häuserpreise und Zinsen Immobilienboom nähert sich der Überhitzung

Die Immobilienumsätze im Wohnungsmarkt erreichen neue Rekordmarken. Selbst Ackerland ist teuer geworden. Schuld sind die billigen Baufinanzierungen - die längst nicht optimal sind.

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Mythen und Irrtümer der Immobilienfinanzierung
Kreditvertrag und Hausmodell Quelle: dpa
Ein Paar mit Makler (Symbolbild)
Sparkasse Quelle: dpa
500-Euro-Scheine Quelle: dpa
Handwerker Quelle: dpa
Jemand schnallt seinen Gürtel enger
Schild Zu verkaufen Quelle: dpa

Die niedrigen Zinsen lassen den Markt für Wohnungen, Häuser und Grundstücke langsam heiß laufen. Laut Arbeitskreis der Gutachterausschüsse wechselten 2015 Wohnimmobilien für schätzungsweise mehr als 200 Milliarden Euro den Besitzer – Tendenz: weiter steigend.

„Seit 2010 geht es linear nach oben, 2015 ist es sogar noch ein bisschen stärker gestiegen.“, sagte Peter Ache, Geschäftsstellenleiter des Arbeitskreises der Gutachterausschüsse, der Deutschen Presse-Agentur. Angesichts weiter gesunkener Zinsen sei damit zu rechnen, dass die Summe 2016 weiter steigt.

Die amtlichen Gutachterausschüsse haben die Aufgabe, für Markttransparenz zu sorgen und setzen sich aus erfahrenen, meist ehrenamtlichen Immobiliengutachtern zusammen. Dort zeigen sich die Experten angesichts der erstmals geknackten 200-Milliarden-Marke zunehmend skeptisch. „Nicht für jeden rechne sich jetzt noch der Kauf, sagte Ache. „Im Hochpreissegment würde ich jetzt nichts kaufen, sondern abwarten.“ Die Gefahr einer Immobilienblase sehen die Ausschüsse noch nicht, einen weiteren Anstieg der Preise beurteilen sie jedoch skeptisch. „Wir beobachten mit Interesse und gespannt, was passiert, wenn die Zinsen ansteigen. Behalten dann die Immobilien ihren Wert?“

Der Arbeitskreis gewinnt seine Erkenntnisse aus den Kaufverträgen. Zu den Trendstädten zählen demnach weiter Düsseldorf, Leipzig, München, Frankfurt, Hamburg und Berlin. Auch im Umfeld dieser Städte stiegen die Preise deutlich hieß es. In Städten wie Hildesheim und Holzminden seien nun auch Steigerungen zu beobachten. „Auch in ländlichen Räumen sehen wir, dass die Preise anziehen. Die Leute finden in den Städten nichts mehr.“

Der beste Weg zur günstigen Baufinanzierung: Der Vergleich aktueller Hypothekenzinsen. Die Zinsmeldungen der Vermittler werden von Banken und Hausfinanzierern regelmäßig überprüft.

Weiter verteuert hat sich im vergangenen Jahr auch Ackerland, wie Ache sagte. Mancherorts sei es kaum günstiger als Gewerbeland. „Da können sie ihre Kühe besser auf einer Gewerbefläche melken und haben gleich die volle Erschließung.“ Viele Bauern setze das unter Druck, weil die Pachten entsprechend steigen. Der Höhepunkt des Preisanstiegs bei Ackerland könnte aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft im Westen jedoch erreicht sein. In Ostdeutschland seien weitere Aufschläge möglich.

Das immer höhere Preise aufgerufen werden, liegt zu einem guten Teil an den historisch niedrigen Finanzierungskonditionen. Sie ermöglichen es Immobilienkäufern, höhere Kreditsummen aufzunehmen – und nötigenfalls auch höhere Kaufpreise zu zahlen.

Dabei nutzen viele Immobilienkäufer nicht einmal das komplette Einsparpotenzial aus. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) hervor, für die 15 Filialbanken im Bereich Baufinanzierung getestet wurden. Demnach berieten die Banken zwar kompetent, allerdings ließen die angebotenen Finanzierungslösungen oftmals zu wünschen übrig.

Zum einen gingen die Banken in nur einem Drittel der Fälle auf Wünsche und Vorstellungen der Kunden wirklich ein, zum anderen berücksichtigten sie nur in rund 40 Prozent der Fälle staatliche Förderprogramme.

Darüber hinaus stellte DISQ trotz des starken Wettbewerbs und der hohen Nachfrage nach Baufinanzierungen doch deutliche Unterschiede bei den Finanzierungskunden fest. So betrugen die Unterschiede beim angebotenen Effektivzins bis zu knapp einem Prozent im Fall einer Sofortfinanzierung mit 15 Jahren Laufzeit und zwei Prozent Tilgung. Bei zehnjähriger Laufzeit betrug der Zinsunterschied immer noch 0,92 Prozentpunkt.

Angesichts von Zinsangeboten zwischen 1,74 und 2,72 Prozent im Beispielfall bietet sich somit durch die Wahl der günstigsten Bank großes Einsparpotenzial, dass gut für einen höhere und damit schneller Tilgung genutzt werden könnte.

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