
Wer nicht gerade ein Rundum-Sorglos-Haus vom Bauträger oder eine gepflegte, aber gebrauchte Immobilie aus dem Bestand kauft, sondern selbst ein Haus baut, hat es mit Unmengen an Rechnungen zu tun: Grundstück, diverse Baufirmen, Grunderwerbsteuer, Grundsteuer, Notargebühren, Architekt, Bauaufsicht, Bauversicherungen und vieles mehr ist zu bezahlen. Glücklich ist, wer da noch den Überblick behält.
Vielen Bauherren, ja sogar den meisten, gelingt das nicht wie erhofft. Das zeigt eine Umfrage des Baudienstleisters Almondia unter 1046 Bundesbürgern. Von den Befragten hat eine Hälfte in den vergangenen fünf Jahren selbst gebaut, die andere Hälfte plant den Hausbau innerhalb der nächsten beiden Jahre. Teilweise waren schon Grundstücke vorhanden.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Drei Viertel der errichteten Eigenheime waren am Ende deutlich teurer als geplant. Jeden dritten Bauherren kostete das Haus am Ende bis zu zehn Prozent mehr, für jeden fünften Neubau mussten bis zu 20 Prozent mehr gezahlt werden. Jeder zehnte Eigenheimbau lag am Ende sogar um bis zu 30 Prozent über dem geplanten Budget.
Hinzu kommt, dass jeder zweite Hausbau erst mit Verspätung fertiggestellt wird. Jeder vierte Neubau braucht dabei mindestens drei Monate länger bis zum Einzug, als geplant.
Verzögerungen und überschießende Kosten gehen beim Hausbau Hand in Hand. „Bauprojekte haben häufig einen sehr engen Zeitplan. Da die Arbeiten aufeinander aufbauen, können selbst kleine Verzögerungen zu einem Dominoeffekt führen“, erklärt Evi Hartmann, Professorin an der Universität Erlangen-Nürnberg und wissenschaftliche Begleiterin der Studie.
Typische Mängel in Neubauten
In 19 Prozent der vom Institut für Bauforschung untersuchten Baumängel gab es ein Problem mit dem Rohbau, der Statik oder der Dachkonstruktion. Damit ist dieser häufiger von Neubaumängel betroffen als jeder andere.
Das Haus in eine dicke Isolierschicht zu packen, ist inzwischen für Neubauten sogar durch die Energie-Einsparverordnung (EnEV) vorgeschrieben. 13 Prozent der Mängel sind hier angesiedelt.
Ebenfalls in 13 Prozent der Fälle gibt es Mängel an Estrichböden oder dem Wandputz bzw. den Trockenbauwänden im Hausinneren.
Bei der Isolierung der Gebäudehülle sowie dem baulichen Brand- und Schallschutz kommt es häufig zu fehlerhafter Ausführung. Zwölf Prozent der Mängel an Neubauten entfallen auf dieses Gewerk.
Auch ohne Wärmedämmung, Abdichtungen und Isolierschichten beziehen sich noch immer neun Prozent der Neubaumängel auf die Bereiche Fassade und Dach.
Jeweils acht Prozent der untersuchten Neubaumängel betreffen Fenster sowie Türen oder die Luftdichte Ebene. Die technischen Anlagen eines Neubaus sind in sieben Prozent der Fälle mangelhaft, vier Prozent betreffen die Bausicherheit.
Nach einer Untersuchung des Instituts für Bauforschung und des Bauherren-Schutzbundes haben 45 Prozent der Baumängel in Neubauten ihre Ursache in einer fehlerhaften Ausführung der Arbeiten durch die Handwerker. In einem Viertel der Fälle liegt der Fehler in der Bauleitung, bei rund 20 Prozent handelt es sich um Planungsfehler. Fehlerhaftes Material ist in nicht einmal sechs Prozent der Fälle die Ursache.
Planungs- und Ausführungsfehler sind häufig auf eine fehlerhafte Bau- und Leistungsbeschreibung zurückzuführen. Gerade mal ein Prozent der Baubeschreibungen entsprechen durchgängig den geforderten Mindeststandards. Mehr als die Hälfte ist zwar im Wesentlichen vollständig, aber die Beschreibungen sind fehlerbehaftet. Bei 42 Prozent der Baubeschreibungen sind die gewünschten und benötigten Leistungen unvollständig oder nicht eindeutig beschreiben. In vier Prozent der Fälle fehlen sogar wesentliche Angaben und die Leistungsbeschreibung ist mangelhaft. Die Fehler betreffen vor allem notwendige Unterlagen und technische Nachweise, den Bereich Planung und Bauleitung, Erdarbeiten sowie die allgemeinen Objektangaben.
Die Folge: Immer mehr Arbeiten am Haus verschieben sich nach hinten. Kommt etwa der Estrichleger nicht, kann der Fliesenleger nicht den Boden fliesen. Zudem steigt das Risiko mit Bauunterbrechungen aufgrund kalter oder nasser Witterung, je länger sich das Bauprojekt hinzieht und in den Winter verlagert. Bestimmte Arbeiten erfordern nämlich Mindesttemperaturen und müssen vor dem nächsten Schritt ganz getrocknet sein.