Heizen mit Strom Elektroheizungen und Bitcoin Mining als sinnvolle Alternativen?

Bitcoin Heater

Wegen des neuen Heizungsgesetzes suchen aktuell viele Deutsche nach effizienten Alternativen zu ihrem Heizsystem. Gehören Elektroheizungen dazu? Und was hat Bitcoin Mining damit zu tun?

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Das sogenannte Gebäudeenergiegesetz, den Meisten wohl bekannt als Heizungsgesetz, ist seit dem dem 1. Januar 2024 in Kraft. Viele Immobilienbesitzer fragen sich nun, ob und wann sie deshalb ein neues Heizsystem einbauen müssen. Eines vorweg: Kaum jemand, ist gezwungen sofort ein neues Heizsystem zu installieren beziehungsweise seine Heizung auszutauschen. 

Und doch sind viele Menschen aufgrund gestiegener Preise für Energieträger wie Gas auf der Suche nach Alternativen. Eine Möglichkeit ist das Heizen mit Strom. Obwohl der Ruf dieser Heizart aufgrund der hohen Strompreise in Deutschland schlecht ist, bringt sie auch einige Vorteile mit sich. Und die können je nach Situation entscheidend sein. Denn es gibt moderne und bislang wenig beachtete Optionen, mit denen sich zeitgleich die neue Gesetzgebung ohne großen Aufwand erfüllen lässt.

Doch wann ist das Heizen per Elektroheizung eine sinnvolle Alternative zum Heizen mit Gas? Mit welchen Anschaffungs- und Betriebskosten ist zu rechnen? Und ist das Heizen per Bitcoin Mining wirklich eine Möglichkeit? Ein Überblick.

Sind Elektroheizungen und Bitcoin Mining sinnvolle Heizungsalternativen?

Wie sinnvoll ist es in Deutschland mit Strom zu heizen?

Auf diese Frage lässt sich keine pauschale Antwort geben. Welche Heizart oder welches Heizsystem am sinnvollsten sind, ist immer von den Gegebenheiten der jeweiligen Immobilie, von den zu erwartenden Anschaffungs- und Betriebskosten sowie von der persönlichen Situation abhängig. Heizen per Elektroheizung sollte demnach lediglich als eine weitere Möglichkeit betrachtet werden, mit der sich die eigenen vier Wände in den kalten Monaten warmhalten lassen.

Gerade in vielen Neubauten lohnt sich das Heizen per Elektroheizung nur in seltenen Fällen, da es wesentlich effizientere und modernere Systeme gibt, die beim Bau der Immobilie berücksichtig und integriert werden können. Dazu gehören beispielsweise Wärmepumpen, die mehr Wärme produzieren als sie Strom verbrauchen. In Altbauten, in denen im Ernstfall neue Heizsysteme nicht ohne Weiteres integriert werden können, kann man Elektroheizungen aber durchaus in Betracht ziehen. Diese sind in der Anschaffung deutlich günstiger als andere Heizsysteme, lassen sich gezielt pro Raum einsetzen, der tatsächliche Verbrauch lässt sich gezielt steuern und auch die Wartungskosten fallen wesentlich niedriger aus als bei vielen anderen Heizsystemen.



Wie heizt man am billigsten mit Strom?

Um die Kosten beim Heizen mit Strom zu senken, sollte man unterschiedliche Punkte berücksichtigen. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Stromtarife. Sogenannte dynamische Stromtarife bilden den Strompreis an den Börsen ab und damit die Preisschwankungen für eine kWh Strom. Somit fällt der Preis für eine Kilowattstunde Strom zu bestimmten Tageszeiten wesentlich niedriger aus als in einem üblichen Stromtarif zum Festpreis per monatlichem Abschlag. Denn: Die Kosten für eine Kilowattstunde Strom an der Börse schwanken über den Tag hinweg zeitweise deutlich.

Das ist insbesondere zu Tageszeiten der Fall, an denen die Nachfrage niedrig, das Angebot an Strom aus nachhaltigen Energiequellen wie Solar- oder Windkraft aber hoch ist. In diesen Zeiträumen können die Kosten für eine kWh Strom deutlich günstiger ausfallen als in einem üblichen Stromtarif. 

Heizt man in diesen günstigen Zeiten per Elektroheizung und schaltet die Systeme über den Zeitraum ab, in denen die Stromkosten steigen, ist weniger der reine Verbrauch an kWh zu berücksichtigen als der richtige Zeitraum für den Betrieb derartiger Systeme. Dies lässt sich beispielsweise durch die Integration digitaler Zeitschaltuhren automatisieren. Gerade in den Morgen- und Abendstunden steigt der Preis für eine kWh Strom oftmals eklatant, da in diesen Zeiträumen die Nachfrage extrem hoch ist. Nachts und mittags fällt der Strompreis in der Regel hingegen deutlich. Hier ließe sich mit Elektroheizungen deutlich günstiger heizen.


Die Kosten für das Heizen mit Strom lassen sich noch weiter senken, wenn man Räumlichkeiten gezielt heizt. Werden Räume also zu bestimmten Tageszeiten nicht genutzt, müssen diese – je nach Dämmung – nicht oder nur sehr wenig geheizt werden. Durch gezieltes Heizen zu günstigen Preisen und je nach Verwendung des Raumes lassen sich die schlussendlichen Stromkosten also nochmals deutlich senken.

Zur Einordnung: Schließt man aktuell einen üblichen Stromtarif in Deutschland ab, belaufen sich die Kosten pro kWh je nach Anbieter pauschal auf 30 bis 35, maximal 40 Cent (Stand: 24. Januar). Nutzt man hingegen einen dynamischen Tarif, der den Strompreis an den Börsen abbildet, lassen sich gezielt günstige Zeitfenster nutzen. In diesen lagen die Kosten für eine Kilowattstunde Strom zuletzt regelmäßig bei rund 15 bis 16 Cent.

Eine Kilowattstunde Gas kostet in Deutschland je nach Anbieter derzeit rund zehn Cent (Stand: 24. Januar) und ist damit grundsätzlich deutlich günstiger als die kWh Strom. Oftmals heizen Gassysteme wie Etagenheizungen aber wesentlich ineffizienter als moderne Elektroheizungen, bei denen der Wirkungsgrad bei 100 Prozent liegt. Eine Elektroheizung mit 1000 Watt liefert also auch 1000 Watt Heizleistung. Bei älteren Gasheizungen – die in Deutschland in vielen Mietwohnungen oder Altbauten verbaut sind – liegt der Wirkungsgrad hingegen oftmals bei lediglich 80 Prozent.

Ist Heizen mit Strom günstiger als mit Gas?

Nein, in Deutschland zumindest nicht. Die Kosten für das Heizen mit Elektroheizung im Vergleich zum Heizen mit Gas hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Energieeffizienz des Heizsystems, die aktuellen Energiepreise sowie das persönliche Heizverhalten.

In den meisten Fällen ist in Deutschland eine Gasheizung kostengünstiger als das Heizen mit Elektroheizung. Das zeigen auch die aktuellen Preise: Denn auch 2023 ist eine kWh Gas für Endverbraucher deutlich günstiger als die kWh Strom. Nicht vergessen werden dürfen hier die Kosten für die Instandhaltung und die Wartung einer Gasheizung. Dieser Kostenfaktor fällt – zumindest bei Elektroheizungen – nicht an. Das reine Heizen mit Strom ist aber trotz aller Sparmaßnahmen in Deutschland in der Regel teurer als das Heizen mit Gas.


Sind Elektroheizungen Stromfresser?

Grundsätzlich verbrauchen Elektroheizungen natürlich wesentlich mehr Strom als beispielsweise Gas-Etagenheizungen. Der reine Verbrauch elektrischer Energie sagt allerdings nur wenig über die Effizienz oder die Sinnhaftigkeit eines Heizsystems aus.  Insbesondere in Zeiten, in denen beispielsweise Menschen in Baden-Württemberg zuletzt aufgerufen wurden, Strom zu sparen, weil der Norden zu viel Strom lieferte, kann der reine Stromverbrauch nicht allein als Ausschlusskriterium für ein Heizsystem herangezogen werden.

Dass der reine Stromverbrauch nicht als pauschales Ausschlusskriterium genügt, zeigt sich auch daran, dass die deutschen Stromerzeuger alleine im Jahr 2022 rund 5800 Gigawattstunden Strom aus der letzten Jahreserzeugung nicht ins Netz einspeisen konnten. 2021 erhielten Energieversorger eine Rekordsumme von rund 807 Millionen Euro für Strom, der nicht ins Netz eingespeist werden konnte, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) unter Berufung auf die Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linken mitteilte. 2020 führte dieser Umstand zu Entschädigungszahlungen in Höhe von 761 Millionen Euro, 2018 waren es 635 Millionen Euro und im Jahr 2016 etwa 373 Millionen Euro. Die Ausgleichskosten werden letztendlich vom Verbraucher getragen, da sie auf die Netzentgelte umgelegt werden. Die Stromproduzenten haben das Recht auf Entschädigung durch das sogenannte Einspeisemanagement, wenn der von ihnen produzierte Strom aufgrund von Netzengpässen nicht zu den Verbrauchern abtransportiert werden kann.

Viel wichtiger ist also der Blick auf eben diesen überproduzierten Strom aus nachhaltigen Energiequellen, der ohne Abnehmer nicht nur Engpässen in einigen Regionen führen kann und Entschädigungszahlungen nach sich zieht, sondern schlussendlich auch den Strom für den Endverbraucher teurer macht. Das Heizen per Strom könnte also gerade in solchen Zeiten, in denen das Angebot an Strom größer ist als die Nachfrage, dazu beitragen, dass derartige Situationen entschärft werden. Das kann gerade in den Übergangszeiten der Fall sein. Denn im Winter, wenn geheizt werden muss, fällt deutlich weniger Solarstrom an, sodass die Gefahr eines Überangebots geringer sein kann.


Ist Bitcoin Mining eine sinnvolle Heizungsalternative?

Es gibt zahlreiche Alternativen zum Heizen per Elektroheizung. Eine Option ist das Heizen per Wärmerückgewinnung: Die Wärmerückgewinnung ist ein Prozess, bei dem die Abwärme oder Wärmeenergie, die bei verschiedenen industriellen, kommerziellen oder häuslichen Prozessen erzeugt wird, erfasst und wieder verwendet wird, um die Energieeffizienz zu verbessern und Energiekosten zu senken. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Verschwendung von Wärme zu minimieren und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Es gibt verschiedene Arten von Wärmerückgewinnungssystemen, je nach den spezifischen Bedürfnissen und Anwendungen. Die Wärmerückgewinnung trägt zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Senkung der Betriebskosten bei, indem sie vorhandene Energiequellen effizienter nutzt. Dies ist sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht von Vorteil, da sie zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beiträgt und Ressourcen schonender verwendet.


Eine bislang wenig berücksichtigte Möglichkeit zum Heizen der eigenen vier Wände durch das Prinzip Wärmerückgewinnung ist Bitcoin Mining. Denn: Für das sogenannte „Schürfen“ – das Mining–  von Bitcoin wird viel Energie benötigt. Spezielle Hardware erfüllt Rechenprozesse, die wiederum Abwärme erzeugen. Diese lässt sich gezielt für das Heizen von Räumlichkeiten nutzen, indem man entsprechende Geräte in den zu heizenden Räumen aufstellt. Über am Gerät verbaute Lüfter ziehen die Miner auf einer Seite Kaltluft zur Kühlung der Hardware an, gleichzeitig wird die durch die Rechenprozesse entstehende Abwärme auf der anderen Seite an den Raum abgegeben. Die Raumluft wird somit kontinuierlich umgewälzt, sodass sich die Wärme gleichmäßig verteilt.


Wissenswertes zum Thema Bitcoin (BTC):

Erste Unternehmen bieten bereits entsprechende Heizlösungen an, die gezielt auf Bitcoin-Mining setzen. Hier werden die Miner beispielsweise in einem Metallgehäuse integriert, das die entstehende Abwärme aus dem Bitcoin Mining zusätzlich aufnimmt und ähnlich eines Ofens in den jeweiligen Raum abstrahlt. Derartige Heizssysteme – sogenannten Bitcoin Heater – müssen lediglich in der Wohnung, im Büro oder im Arbeitszimmer an eine handelsübliche Steckdose angeschlossen und mit dem Internet verbunden werden. Die notwendige Wattleistung zum Heizen des jeweiligen Ortes lässt sich danach individuell pro Miner am heimischen Rechner einstellen. Benötigt man also lediglich 500 Watt für das Heizen eines kleinen Raumes, kann man die Leistung des Miners gezielt am Gerät einstellen. Fallen die Außentemperaturen hingegen deutlich, lässt sich die zum Heizen nötige Wattleistung durch wenige Klicks entsprechend anpassen.

Schöner Nebeneffekt: Für die Bereitstellung der notwendigen Energie erhält man gleichzeitig regelmäßig Belohnungen in Form von Bitcoin. Diese lassen sich, sofern gewünscht, auch in Euro umwandeln. Nach einer Haltefrist von einem Jahr sind mögliche aus dem Heizen generierten Gewinne sogar steuerfrei. Rechnet man diese Einnahmen auf die benötigten Kilowattstunden Strom um, lassen sich die tatsächlichen Kosten so nochmals senken. Gerade in Haushalten, die einzelne Räume sowieso per Elektroheizung heizen, oder Warmwasser per Durchlauferhitzer erzeugen und damit bereits einen höheren Strombedarf als andere Haushalte vorweisen, kann das Heizen per Bitcoin Mining durchaus eine interessante Alternative sein. Denn ähnlich wie Elektroheizungen lassen sich Bitcoin Miner gezielt zu günstigen Zeiten betreiben und haben einen Wirkungsgrad von nahezu 100 Prozent.


Sofern man seinen Strom über Solaranlagen bezieht, können Miner als profitabler Abnehmer für überproduzierten Strom dienen, der sich per Knopfdruck ein- beziehungsweise abschalten lässt und mehr Gegenwert erwirtschaftet als man für das Einspeisen des überproduzierten Stroms erhält.

Wichtig: Grundvoraussetzung für das Heizen per Bitcoin Mining ist eine eigene Wallet, die sich allerdings mit wenigen Klicks installieren lässt. Auf diese Wallet lassen sich dann die aus dem Mining generierten Bitcoin schicken. Hier muss man zwischen sogenannten Hot Wallets und Cold Wallets unterscheiden, die unterschiedliche Vorzüge mit sich bringen und sich für unterschiedliche Anlagetypen eignen.


Bitcoin Miner erhalten eine Belohnung, sobald sie einen Block validieren – also der Bitcoin Blockchain anhängen dürfen. Da die Wahrscheinlichkeit dafür als einzelner Miner aber nur sehr gering ist, betreiben viele Menschen ihre Geräte in sogenannten Pools: Eine Vielzahl von Personen und Geräte legen ihren Rechenkapazität dezentral zusammen, um so ihre Chance auf einen validierten Block zu erhöhen.

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Viele dieser Mining-Pools setzten auf das sogenannte Full Pay Per Share (FPPS)-Modell. Dieses gewährleistet eine garantierte Mining-Belohnung für jede an den Pool gelieferte Arbeitseinheit (Share). Diese Belohnung wird täglich berechnet, sobald der Tag abgeschlossen ist. Die Berechnung basiert auf allen Blöcken, die am jeweiligen Tag vom gesamten Netzwerk geschürft wurden. Dies bedeutet, dass die Miner konstante Belohnungen erhalten, unabhängig von der Anzahl der an einem Tag gefundenen Blöcke. Zusammengefasst bedeutet das für die Nutzer: In der Zeit in der sie Energie in Form von Strom zur Verfügung stellen, erhalten sie bei diesem Modell garantiert Belohnung in Form von Bitcoin (BTC).

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Oktober 2023 bei der WirtschaftsWoche. Wir haben ihn aktualisiert und zeigen ihn aufgrund des Leserinteresses erneut.


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