Höchstmiete von acht Euro Mietendeckel würde Wohnungskrise in Berlin noch verschärfen

Viele Berliner sind unzufrieden mit dem Immobilienmarkt der Hauptstadt. Allein: Ein Mietpreisdeckel würde das Problem nicht lösen. Im Gegenteil. Quelle: dpa

Um den Immobilienmarkt in Berlin zu entspannen, will die Bausenatorin Mieten bei acht Euro pro Quadratmeter deckeln. Doch der sicherlich gut gemeinte Vorschlag dürfte genau das Gegenteil bewirken.

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In keiner anderen deutschen Stadt sind die Mietpreise in den vergangenen Jahren so explodiert wie in Berlin. Seit 2008 haben sich die Mieten dort im Schnitt mehr als verdoppelt.

Im selben Zeitraum ist die Zahl der Berlinerinnen und Berliner um fast 400.000 gestiegen. Der Zuzug annähernd einer halben Million Menschen hat den Mietmarkt der Stadt umso härter getroffen, als Berlin eine Stadt der Mieter ist. Nur 15 Prozent der Bewohner leben hier im Eigenheim, so wenig wie in keiner anderen deutschen Stadt.

Um die Berliner Mieter zu entlasten, will Bausenatorin Katrin Lompscher nun offenbar die Mietpreise deckeln. In dem Anfang der Woche bekannt gewordenen Arbeitspapier ist von einer Spanne zwischen 3,42 Euro und 7,97 Euro je Quadratmeter die Rede. Das würde jedoch nicht nur vor allem die Berliner in den gehobeneren Stadtteilen entlasten, während die Bewohner der ärmeren Viertel kaum profitierten. Es würde den angespannten Immobilienmarkt außerdem nicht entspannen. Ganz im Gegenteil.

Gehen wir einmal davon aus, dass die steigenden Mietpreise nicht zuvorderst den gern kritisierten geldgierigen Investoren anzulasten sind, sondern ganz klassisch Resultat der gestiegenen Nachfrage sind. Dann erweist Lompscher sich und den Berlinern mit ihrem Papier einen Bärendienst.

Zuletzt war der Sturm auf Berlin etwas abgeflacht. Im ersten Halbjahr 2019 wuchs die Hauptstadt nur noch um 6000 Einwohner. Stattdessen verzeichneten die umliegenden, deutlich günstigeren Gemeinden einen starken Zuwachs – auch von Berlinern. Marktverfechter dürfen jubilieren: Sind die Preise zu hoch, bleiben eben die Käufer – oder in diesem Fall: die Mieter – aus.

Werden nun jedoch die Mieten auf maximal acht Euro begrenzt, wird diese Selbstregulierung ausgehebelt. Stattdessen greift ein ganz gegensätzlicher Effekt: Berlin wird plötzlich als Wohnort konkurrenzlos günstig. Wer in eine Großstadt ziehen will, wird es sich lange überlegen, ob der nach München mit inzwischen fast 18 Euro pro Quadratmeter ziehen will, nach Frankfurt mit 14 Euro – oder eben nach Berlin, das mit knapp acht Euro pro Quadratmeter nur unwesentlich teurer wäre als Dresden.

Im Klartext: Der ohnehin schon knappe Wohnraum in Berlin würde dadurch wohl noch knapper werden.

Das eigentliche Problem könnte nur dadurch behoben werden, dass mehr Wohnraum entsteht. Geschieht das nicht, wird der Leidensdruck von Wohnungssuchenden in Berlin mit dem Mietpreisdeckel nur noch größer, als er es ohnehin schon ist.

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