Immobilien Der Ferienhaus-Markt trotzt allen Widrigkeiten

Ferienwohnungen sind immer gefragter - auch aus Angst vor Terror. Vermieter rechnen mit hohen Renditen. Ein neues Gesetz soll Ferienhausanbietern zudem mehr Rechtssicherheit bescheren. Was Käufer wissen sollten.

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Investieren und vermieten: Neue Ferienwohnungen an der Ostsee. Quelle: Presse

Diesen Gesetzentwurf verbucht der Deutsche Ferienhausverband als eigenen Erfolg: Am 31. März entscheidet der Bundesrat über eine Änderung der Baunutzungsordnung. Ferienwohnungen werden demnach nicht mit störenden Gewerbe- und kleinen Beherbergungsbetrieben gleichgesetzt. Weil dies in einigen Gemeinden bislang anders gesehen wurde, fürchteten viele private Ferienhausanbieter um den Verlust ihrer Einnahmequelle. Nach der neuen Baunutzungsordnung sind Ferienwohnungen  und -häuser aber grundsätzlich in allgemeinen Wohngebieten erlaubt. In reinen Wohngebieten kann die Gemeinde weiterhin abwägen.

"Wir sind erleichtert", ließ der Deutsche Ferienhausverband denn auch Geschäftsstellenleiterin Michelle Schwefel kürzlich mitteilen. „Mit der Änderung der Baunutzungsverordnung haben wir endlich die nötige Rechtssicherheit für Ferienwohnungen in Wohngebieten wieder hergestellt. Damit ist für die meisten Anbieter ein Verbot vom Tisch. Tourismusvielfalt und wichtige Einnahmen bleiben erhalten“, so Schwefel.  Mehr als zwei Jahre schwebte ein mögliches generelles Verbot der Vermietung von Ferienimmobilien in Wohngebieten wie ein Damoklesschwert über der Branche.

Dennoch konnte diese Rechtsunsicherheit den Boom am Ferienhausmarkt nicht stoppen, weder was den Verkauf von Ferienimmobilien noch deren Vermietung angeht. Die Gesetzesinitiative ist ein Grund mehr, warum der Aufstieg dieses Marktes weitergehen sollte. "Alle Faktoren sprechen für starkes Wachstum in der Branche. In den vergangenen Jahren hat uns die Dynamik des Marktes immer wieder überrascht“, sagt Tobias Wann, Vorsitzender des Deutschen Ferienhausverbandes (DFV).

Preisniveau für Ferienwohnungen in Deutschland

Auch Bernd Muckenschnabel, Deutschland-Chef es Ferienhausvermieters Novasol, spricht davon, dass das Geschäft in Deutschland sehr unter den Gesetzen leide, die in der Vermietung von Ferienwohnungen eine Zweckentfremdung von Wohnraum sehen. Optimistisch ist der Vermieter von 2200 Ferienobjekten in Deutschland dennoch. "In Deutschland sehen wir im Hinblick auf den Ferienhaus-Markt den größten Nachholbedarf in Europa", verriet Muckenschnabel einer Hamburger Tageszeitung. "Wir stehen hier ganz am Anfang."

Wo die Deutschen 2016 Urlaub im Ferienhäuschen machen
Ferienhäuser in Portugal Quelle: Mauro Rodriguez - Fotolia
Strandhäuser in den USA Quelle: claudia hake - Fotolia
Ferienhäuser in den Niederlanden Quelle: Frofoto - Fotolia
Kroatien Quelle: Bernd Guertler
Ferienhaus in Dänemark Quelle: dpa
Hallstatt Quelle: JFL Photography - Fotolia
Strandhaus Quelle: andrzej2012 - Fotolia

Umsatz bei Ferienhäusern steigt

Der Markt für Ferienhausanbieter wächst schon seit Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten - und wird dies aller Voraussicht nach auch in diesem Jahr wieder tun. Einer Gesamterhebung des Vermittlers FeWo-direkt und des Deutschen Ferienhausverbandes zufolge erwirtschaftet der deutsche Ferienhausmarkt einen jährlichen Bruttoumsatz von acht Milliarden Euro. Gegenüber 2015 sind die Buchungen der Ferienhausveranstalter und -vermittler aus dem deutschsprachigen Raum um 16 Prozent, der Umsatz sogar um 24 Prozent gestiegen.

Auch die Ausgaben pro Buchung steigen seit Jahren und liegen inzwischen bei durchschnittlich 1013 Euro pro Aufenthalt. „Der Ferienhausmarkt wird immer professioneller und die Ausstattung der Ferienwohnungen immer besser. Für mehr Komfort zahlen die Urlauber auch einen höheren Preis“, sagt Wann.

Preisniveau für Ferienhäuser in Deutschland

Die steigende Nachfrage hat gleich mehrere Ursachen. Zum einen erkennen Branchenexperten in den gestiegenen Buchungszahlen eine Folge des gestiegenen Sicherheitsbedürfnisses und den Wunsch nach mehr Privatsphäre. Urlaubsländer wie die Türkei oder Ägypten leiden unter dem Risiko von Terroranschlägen ebenso wie Flughäfen und die Flüge selbst. Hier können Ferienwohnungen und -häuser punkten, da die Anreise meist mit Auto oder Bahn erfolgt. Einer Umfrage zufolge bieten Ferienwohnungen als private, geschützte Einheiten zudem ein größeres Sicherheitsgefühl als weitläufige Hotelkomplexe. Auch Novasol-Deutschlandchef Muckenschnabel sieht in politisch turbulenten Zeiten einen Trend zu sicheren Urlaubszielen. Davon würden die skandinavischen Urlaubsregionen, aber auch Deutschland durch die zunehmende Lust am Urlaub im eigenen Land profitieren. Novasol erwartet daher weiter kräftiges Wachstum.

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