Immobilien Die 15.000-Euro-Hürde bei der neuen KfW-Förderung

Bauherren profitieren von der neuen KfW-Förderung – doch die Anforderungen sind hoch. Quelle: dpa

Zum 1. März startete das neue Förderprogramm der KfW-Bank. Ihr Klimafokus aber kostet Verbraucher erst einmal viel Geld. An den hohen Anforderungen gibt es Kritik.

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Seit Mittwoch können Bauherren die neue KfW-Förderung in Anspruch nehmen. Mit zinsverbilligten Krediten – im günstigsten Fall liegt der Zins bei nur 0,01 Prozent – will die staatliche Förderbank Menschen den Weg in die eigenen vier Wände erleichtern. Der ist nämlich für viele Kaufwillige deutlich schwieriger geworden. Die stark gestiegenen Zinsen verteuern die Finanzierung drastisch, Kaufpreisrückgänge können diese Entwicklung bislang nicht kompensieren.

Das will die KfW nun abfedern. Anders als früher gibt es keine Zuschüsse für die Tilgung, sondern Darlehen mit besseren Konditionen als am Markt. Mit den neuen Programmen (297/298) können Verbraucher eine Förderung bis zu einer Darlehenssumme von 150.000 Euro bekommen.

Wer eine Bestandsimmobilie kauft, dem bringt das neue Förderprogramm allerdings nichts. Sie gilt ausschließlich für Neubauten mit guter Energiebilanz. Konkret: für neugebaute Gebäude mit dem Effizienzhaus-40-Standard. Das bedeutet, dass das Haus nur 40 Prozent der Energie dessen verbraucht, was ein gesetzlich definiertes Referenzhaus benötigt.

Für die Politik ist diese Einschränkung alternativlos. Der Gebäudesektor macht immerhin 40 Prozent der CO2-Emissionen aus. Um die Klimaziele zu erreichen, bedarf es hier also Veränderung. Auf lange Sicht würde sich der Fokus auf energieeffizientes Bauen auch finanziell für Verbraucher auszahlen, betonte Bauministerin Klara Geywitz (SPD) jüngst: „Wer heute baut wie früher, um Geld zu sparen, schadet dem Klima und seinem Geldbeutel durch horrende Nebenkosten.“

Klar ist nämlich: Effizienzhäuser haben eine bessere Energiebilanz, die Heizkosten sind niedriger als bei unsanierten Bestandsimmobilien. Wer die neue Förderung aber in Anspruch nehmen will, muss einige Dinge beachten – und erst mal tief in die Tasche greifen.

Zertifizierung kostet bis zu 15.000 Euro

Denn: „Bei der neuen Förderung kommen Verbraucher um einen Energieberater nicht herum,“ sagt Jürgen Leppig, Bundesvorsitzender des Energieberaterverbands GIH. Eine Voraussetzung für die Förderung ist, dass Verbraucher einen Energiesachverständigen einbinden.

Der soll überprüfen, ob das Projekt den EH40-Standards entspricht – ob zum Beispiel ein Lüftungskonzept vorliegt oder ein sommerlicher Wärmeschutz gegeben ist –, und muss einen Nachweis dazu anfertigen. Diese Bestätigung müssen Verbraucher zusammen mit dem Antrag einreichen. Die Deutsche Energie-Agentur listet zugelassene Energieberater. Bei EH40-Projekten liegt die maximale Fördersumme bei 100.000 Euro.

Bis zu 150.000 Euro gibt es für besonders nachhaltige Neubauten, nämlich jene mit zusätzlichem Qualitätssiegel „Nachhaltiges Gebäude“ (QNG-Plus). Hierbei werden auch „graue Emissionen“ berücksichtigt – Treibhausgase, die beim Bau des Gebäudes entstehen. Allerdings sind die Regeln hier noch strenger: Für das QNG-Siegel muss man sein Vorhaben von einer speziellen Organisation absegnen lassen, die durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) genehmigt ist.

Und: Man muss erst einmal viel Geld investieren. „Wer zusätzlich das QNG-Siegel haben will, muss für die Zertifizierung des Vorhabens mit Kosten von 10.000 bis 15.000 Euro rechnen – je nachdem, wie kompliziert das Projekt ist“, sagt GIH-Vorsitzender Leppig.

Mittlerweile gibt es für die Begleitung durch einen Energieberater keine Zuschüsse mehr. Leppig bezweifelt daher, dass es zu einem großen Ansturm auf die neue KfW-Förderung kommen wird. Unter dem Strich aber lohne sich die Förderung, zumindest, wenn Verbraucher ohnehin einen energetischen Neubau planen – trotz hoher Kosten für den Energieberater.

KfW-Programm bietet großes Einsparpotenzial

Das meint auch Jörg Utecht, Chef des Münchener Finanzierungsvermittlers Interhyp. „Für Menschen, die den Bau eines Effizienzhauses 40 mit Nachhaltigkeitsklasse anstreben, verbessert die neue KfW-Förderung die Machbarkeit des Projekts spürbar“, sagt er. Die Zinsverbilligung durch die KfW soll bei vier Prozent liegen. Bei einer Laufzeit von zehn Jahren gibt es den Kredit quasi zum Nulltarif: Der Sollzins liegt bei 0,01 Prozent.

Der Interhyp-Vorstand rechnet das Einsparpotenzial vor: Eine durchschnittliche Neubauimmobilie koste – ohne Grundstück – 525.000 Euro. Mit dem Förderprogramm können Verbraucher bei einer zehnjährigen Zinsbindung (35 Jahre Kreditlaufzeit, das erste Jahr tilgungsfrei) gegenüber dem aktuellen Bestzins von 3,6 Prozent monatlich knapp 300 Euro sparen. Insgesamt beliefen sich die Einsparungen auf 40.000 Euro für die gesamte Laufzeit.

Doch von der Förderung dürfte ohnehin nur ein kleiner Teil der Kaufwilligen profitieren, meint GIH-Vorstand Leppig. „Für Normalbürger fällt die Förderung raus“, sagt er. „Sie geht an der Realität vorbei“. Denn: Die Kosten für den Neubau sind für viele Durchschnittsbürger zu hoch. Klimaschutz muss man sich eben auch leisten können.

Lesen Sie auch: Bis zu 150.000 Euro: So kommen Sie an die neue KfW-Förderung

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