
Berlin Wohnen ist in Deutschland für viele Haushalte teurer geworden. Im Vergleich zu 2004 mussten die Berliner 2014 die höchsten Steigerungen bei den Mietkosten stemmen. „Hier verteuerten sich die Nettokaltmieten je Quadratmeter Wohnfläche bei mittlerem Wohnwert um 57 Prozent“, heißt es in einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und der Berenberg Bank, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Studie hat die Wohnsituation in den 20 größten deutschen Städten analysiert, die jeweils mehr als 300.000 Einwohner haben.
Da die Einkommensentwicklung nicht Schritt hielt, müssen die Berliner einen deutlich höheren Anteil ihres Einkommens für die Miete verwenden als 2004. Vor ähnlichen Problemen stehen die Einwohner in Dresden, Stuttgart, Hannover und Essen. Im Durchschnitt aller 20 größten Städte muss ein Bürger für eine Durchschnittswohnung mittleren Wohnwerts knapp 20 Prozent seines verfügbaren Einkommens für die Kaltmiete aufbringen.
Bereits in der Durchschnittsbetrachtung ist die Mietbelastung für die Haushalte in vielen Großstädten hoch, heißt es in der Studie. Doch 70 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügen über ein Einkommen, das unter dem Durchschnitt liegt. „Für diese Haushalte gestaltet sich die Lage auf dem Mietwohnungsmarkt deutlich dramatischer“, schreiben die Experten.
Von steigenden Immobilienpreisen profitiert nur eine Minderheit. Denn in den 20 größten deutschen Städten wohnen gut drei Viertel der Haushalte zur Miete. Und es wird immer schwerer, in bestimmten Städten Wohneigentum zu bilden. Die Preissteigerungen sowohl bei mittlerem als auch bei gutem Wohnwert erhöhten sich in den vergangenen Jahren in München, Stuttgart, Berlin und Hamburg um mehr als 50 Prozent. In Städten wie Wuppertal, Essen, Frankfurt am Main, Dortmund und Bochum ist der Eigentumserwerb hingegen günstiger geworden.
„Stark unterschiedliche Entwicklungen“ machen die Forscher auf dem Mietwohnungsmarkt und dem Markt für Eigentumswohnungen aus. In Städten wie München, Stuttgart und Hamburg hätten die Preissteigerungen sehr deutlich über denen des Mietwohnungsmarktes gelegen. Dagegen wurde in Essen, Dresden, Frankfurt und Wuppertal das Wohnen zur Miete im Vergleich zum Immobilienkauf teurer.
Das prognostizierte Bevölkerungswachstum in den Städten wird die Wohnsituation verschärfen. Hinzu kommt ein Trend, den die Wohnungsforscher als „Versingelung der Gesellschaft“ bezeichnen. Er führt dazu, dass die Zahl der Haushalte schneller steigt als die Bevölkerung. Schon jetzt ist der Ein-Personen-Haushalt die stärkste Gruppe unter allen Haushalten. Der Anteil der Single-Haushalte schwanke derzeit zwischen 41 Prozent in Duisburg und 51 Prozent in Hannover. In den größten Städten ist der Bestand an Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen so gering, dass es rechnerisch nicht reichen würden, jeden Single-Haushalt mit einer Wohnung zu versorgen. Insbesondere Hannover, Hamburg und Nürnberg würden hier ein krasses Missverhältnis aufweisen.