Immobilien Die Mieten steigen weiter – doch die Zeit neuer Preisexzesse in München ist vorbei

München bleibt die teuerste Stadt Deutschlands, doch die Preise steigen langsamer. Quelle: imago/Photocase

Für Mieter ist das Leben in den deutschen Städten wieder teurer geworden. Doch es gibt regionale Unterschiede – und Entspannungsanzeichen in München.

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Wer eine Mietwohnung sucht, der hat es in Berlin nicht leicht. Nur 136 Wohnungen mit mindestens 70 Quadratmetern Wohnfläche zählt das Immobilienportal ImmobilienScout24 derzeit im Preissegment bis 1000 Euro Kaltmiete. Das entspricht gerade mal einem Fünftel aller inserierten Berliner Mietwohnungen.

Um die wenigen Mietwohnungen in der 3,6-Millionen-Einwohner-Metropole konkurrieren viele Mieter. Ihre Wut haben sie im vergangenen September zum Ausdruck gebracht, als sie in einem beispiellosen Volksentscheid für die Enteignung von Wohnungskonzernen wie der Deutsche Wohnen stimmten.

Und der Wohnungsmangel dürfte in Berlin ein Aufregerthema bleiben. Denn neue Daten von ImmobilienScout24 zeigen: Die Preise für Mietwohnungen in der Hauptstadt sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Bestandswohnungen haben sich im Vorjahresvergleich um sechs Prozent verteuert. Die Preise für neugebaute Mietwohnungen kletterten gar um 8,8 Prozent nach oben. Und auch im nächsten Jahr dürften die Mietpreise in vergleichbarer Dynamik steigen, prognostiziert das Immobilienportal.

Nicht nur in Berlin, sondern in allen deutschen Metropolen sind die Mietpreise abermals gestiegen. Zwar wachsen die Preise in den sieben größten deutschen Städten nicht parallel zu den Kaufpreisen. Von Juli bis September haben sich dem Statistischen Bundesamt zufolge die Kaufpreise für Wohnimmobilien durchschnittlich um zwölf Prozent verteuert.



Aber: „Nach wie vor übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches“, sagt Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmobilienScout24. „Für viele Suchende ist es weiterhin schwer, eine passende Wohnung zu finden.“ Das Immobilienportal hat untersucht, wie sich die Mieten in den deutschen Städten entwickelt haben – und inwiefern mittelgroße Städte für Mietsuchende eine Alternative sein können.

Denn tatsächlich steigen die Mieten regional höchst unterschiedlich stark. Im Bundesdurchschnitt sind Bestandswohnungen um 4,1 Prozent teurer als im Vorjahreszeitraum, Neubauwohnungen gar um sieben Prozent. Damit sind die Mieten in Gesamtdeutschland zum Beispiel stärker gestiegen als in München.

Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Vergesst den Hauskauf – bleibt einfach Mieter!

In der bayrische Hauptstadt zahlen Mieter zwar pro Quadratmeter noch immer mit Abstand am meisten. ImmobilienScout24 spricht dort von einem inzwischen moderaten Preiswachstum. Die Zeiten explodierender Mietpreise scheinen an der Isar demnach vorerst vorbei zu sein. Günstiger wird es zwar auch 2022 für Mieter in München nicht.

Aber: Fürs laufende Jahr rechnen die Immobilienexperten damit, dass die Mieten für Bestandswohnungen stagnieren. Auch die Neubaumieten dürften mit bloß zwei Prozent weniger stark steigen als anderswo. Es scheint, als seien Mieter – ebenso wie Käufer – nicht mehr bereit, noch mehr Geld für eine Wohnung in München auszugeben.



Das Leben in den Metropolen ist teuer. ImmobilienScout24 hat deshalb auch untersucht, welche mittelgroßen Städte in der Nähe eine Alternative darstellen würden. „Mittelstädte überzeugen mit günstigeren Mietniveaus, einer hohen Lebensqualität und einer guten Infrastruktur“, sagt ImmobilienScout24-Geschäftsführer Schroeter. Das Homeoffice etabliert sich in der Arbeitswelt, und Mieter wie Käufer sind bereit, längere Pendelstrecken auf sich zu nehmen, wenn sie nur an einigen Tagen in der Woche ins Büro müssen. Das legitimiert für viele Fahrtzeiten von einer Stunde.



Berlinern böte sich beispielsweise in Cottbus ein günstigeres Wohnumfeld. Wer auf den Hauptstadtflair verzichten kann, kann die Miete deutlich senken: in etwa 45 Prozent für eine Referenzwohnung (zwei Zimmer, 70 Quadratmeter Wohnfläche). Zwar zeigt sich, dass auch im Umland der Städte die Preise für Mietwohnungen sowie Eigenheime steigen – und zwar teils deutlich stärker als in den Städten selbst. Doch unterm Strich ist Wohnen dort noch immer günstiger.

Mehr zum Thema: Ist nun Kauf oder Miete günstiger? Der ultimative Faktencheck.

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