Wer zu spät kommt, kauft teurer. Das gilt nach Ansicht der Postbank ganz besonders für Wohnungen in den Städten Berlin, Bonn, Hamburg, Kiel, München, Nürnberg, Stuttgart und Wiesbaden. „Kaufinteressenten mit entsprechendem Budget sollten möglichst bald zugreifen“, kommentiert Dieter Pfeiffenberger, Bereichsvorstand Immobilienfinanzierung der Postbank, eine Studie des eigenen Hauses, die dem Handelsblatt vorab vorliegt.
Berlin gilt inzwischen seit mehreren Jahren als besonders heißes Pflaster für Wohnungskäufer. Die Einkommen sind nach wie vor unterdurchschnittlich, aber die Wohnungspreise stiegen in den vergangenen fünf Jahren dramatisch.
Für eine Muster-Eigentumswohnung in der Hauptstadt, zehn Jahre alt, 75 Quadratmeter groß, ermittelte das Marktforschungsinstitut Forschung + Beratung für Wohnen (F+B), in diesem Zeitraum einen Preisanstieg von fast 50 Prozent, in München, ohnehin schon die Metropole mit den höchsten Preisen und Mieten für Wohnungen, mehr als 50 Prozent und für Hamburg von fast 45 Prozent. München ist auch eine jener Städte, in denen die Kaupreise sehr viel schneller steigen als die Mietpreise.
Hannover, Braunschweig, Bremen, Frankfurt und Erfurt zählen zu den Kommunen, in denen sich Käufer mit ihrer Entscheidung noch etwas Zeit lassen können, geht aus dem „Wohnatlas 2016“ der Postbank hervor. „Hier sind keine kurzfristigen Preissteigerungen zu erwarten“, sagt Postbank-Experte Pfeiffenberger. Was nichts daran ändert, dass Frankfurt alles andere als ein Schnäppchenmarkt für Wohnungskäufer ist. Wie in allen Metropolen wird auch in Frankfurt nicht so schnell neuer Wohnraum gebaut wie Menschen zuziehen. Zwischen Mitte 2014 und Mitte 2015 stieg der Preis der F+B-Musterwohnung in der Mainmetropole um neun Prozent.
Der „Wohnatlas“ der Postbank versucht für 36 Städte die Frage zu beantworten, ob es günstiger ist eine Wohnung zu mieten oder zu kaufen. Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist die Annahme, dass eine Mieterhöhung um einen Euro pro Quadratmeter eine Wohnung um 313 Euro pro Quadratmeter verteuert. Anders ausgedrückt: Für die Investition von 313 Euro gibt es zwölf Euro Mieterlös. Das entspricht einer Mietrendite von knapp vier Prozent.
Kaufen ist nicht immer sinnvoll
In ihrer Studie vergleicht die Bank Mieten und die daraus abzuleitenden Wohnungspreise mit den tatsächlichen Kaufpreisen. Ist der Kaufpreis unterhalb des aufgrund der Miete anzunehmenden Wertes, empfiehlt sie zu kaufen. Ist der Kaufpreis darüber, hält sie Mieten für sinnvoll.
Bei den Preisen stützt sich die Postbank auf Daten des Maklerverbandes IVD. Dieser geht von Preisen für Eigentumswohnungen mit mittlerem Wohnwert im Bestand aus. So erklären sich im Vergleich zu Neubauten die niedrigen Quadratmeterpreise von weniger als 4000 Euro in München, Deutschlands teuerster Stadt, und etwa Frankfurt mit nicht einmal 2000 Euro.
Ein Blick in die von F+B erhobenen Preisspannen für die 75-Quadratmeter-Wohnung zeigt, dass Kaufinteressenten selbst kalkulieren müssen, was für sie günstiger ist. Die F+B-Statistik aus dem Herbst 2015, eine jüngere liegt noch nicht vor, nennt für München eine Preispanne von 2630 bis 10.470 Euro je Quadratmeter. In Frankfurt beträgt die Spanne 1470 bis 6490 Euro. In Berlin liegt der Einstandsquadratmeterpreis bei nur 810 Euro. Am oberen Ende werden 5720 Euro verlangt.
Mainz, Münster, Hannover, Rostock, Bremen, Braunschweig, Essen, Frankfurt am Main und Erfurt zählen zu den Städten, in denen der Kaufpreis unter dem aufgrund der Mieten zu erwartenden Niveau liegt. Aus Sicht der Bank ein Kaufsignal. Für Durchschnittsverdiener sei in den Städten München, Dortmund, Duisburg, Gelsenkirchen, Potsdam Bielefeld und Chemnitz günstiger eine Wohnung zu mieten. Dabei lassen die Postbank-Experten mögliche Wertsteigerungen in ihrer Betrachtung außer acht.