Immobilien Neuer Energieausweis - Häuser sind wie Wäschetrockner

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Vielfalt und Verwirrung beim Energieausweis beenden

Der neue Energieausweis, wie ihn sich das neue

Um die Verwirrung unter Mietern und Käufern zu mindern und den Energieausweis populärer zu machen, fordert das Bündnis zunächst eine Abkehr vom Nebeneinander des Bedarfs- und Verbrauchsausweises. Statt dessen fordern sie den reinen Bedarfsausweis, für den ein einheitliches Berechnungsverfahren zwingend vorgeschrieben ist. Außerdem soll eine klare farbliche Staffelung und die Einordnung in Effizienzklassen wie bei Elektrogeräten dafür sorgen, dass sich der Betrachter schnell und einfach einen Überblick über den energetischen Zustand des Gebäudes machen kann, ohne sich erst mit typischen Verbrauchsdaten (Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche pro Jahr) zu beschäftigen.

Bert Oschatz, Professor am Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden, hält die Einteilung in Energieeffizienzklassen auf der Basis einer einheitlichen Berechnungsmethode für sinnvoll. „Die unterschiedliche Berechnung nach den beiden existierenden DIN-Normen kann im Ergebnis schnell zu Abweichungen von zehn oder zwanzig Prozent - im Extremfall sogar 30 Prozent - beim errechneten Energiebedarf führen. Die Bestrebungen, mit der EnEV-Reform eine dritte, vereinfachte Berechnungsmethode zu gestatten, wird Abweichungen und Unsicherheiten noch weiter vergrößern.“

Den eigentlichen Zweck der Vergleichbarkeit von Gebäuden im Hinblick auf ihren Energiebedarf würde der EnEV-Entwurf somit weiter konterkarieren. "Der Energieausweis soll bei Hauseigentümern und Mietern für Transparenz sorgen, vergleichbare Ergebnisse zur energetischen Beschaffenheit des Gebäudes liefern und rechtlich belastbar sein", erklärt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Nur so könne er als Grundlage für Rechtsgeschäfte, für Fördermittel oder andere verbindliche Aussagen dienen und einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Um eine Förderung von Sanierungsmaßnahmen durch die staatliche KfW-Bank zu erhalten, ist bislang zwingend ein Nachweis über das Energieeinsparpotenzial durch einen Energieausweis erforderlich.

Der Entwurf des Bündnisses sieht die Einteilung nach den bekannten, von rot bis grün reichenden Effizienzklassen vor (siehe Grafik). Daneben gibt Angaben zum Gebäude und zum konkreten Energiebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche. Das neue Label würde die bislang übliche Darstellung auf dem sogenannten Bandtacho ablösen. Laut VdZ ist diese Form auch in 22 der 27 EU-Mitgliedsländer üblich.

Effizienzklassen sind den Verbrauchern schon vertraut

Eine solche Darstellung wird in der Gebäuderichtlinie der EU, die die Pflicht zur Einführung von Energieausweisen in den Mitgliedsländern vorschreibt, auch präferiert. Da die EU-Richtlinie den Nationalstaaten jedoch viel Spielraum bei der konkreten Gestaltung und bei den zugrundeliegenden Berechnungsmethoden ließ, hatte sich die Regierung in Deutschland für eine genauere, dafür aber schwerer verständliche Form entschieden. Die angestrebte Genauigkeit ging allerdings durch die verschiedenen Berechnungsmethoden wieder verloren. "Die Darstellung als Bandtacho ist einfach nicht verbraucherfreundlich. Effizienzklassen, wie sie von Elektrogeräten bekannt sind, eignen sich aus unserer Sicht besser, weil der Verbraucher mit dem System bereits vertraut ist und sein Konsumverhalten danach orientiert", sagt Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbundes.

Eine Reform des Energieausweise hätte also viel Charme. Da der errechnete Energiebedarf Gebäude vergleichbarer macht und die steigenden Energiekosten einen immer größeren Anteil an den gesamten Wohnkosten ausmachen, könnte die vorgeschlagene Lösung das Interesse an Energieausweisen tatsächlich erhöhen. Da ein Energieausweis auch immer Energieeinsparmöglichkeiten durch die energetische Sanierung von Dach, Fassade, Heizanlage, Fenstern, et cetera aufzeigt, könnte auch das erlahmende Interesse an energetischer Sanierung bei den Bestandsgebäuden wieder zunehmen. Weil 40 Prozent der Energie in Gebäuden verbraucht wird, und Schätzungen davon ausgehen, dass drei Viertel der Wohngebäude noch gar nicht oder nur unzureichend energetisch saniert sind, ist das Einsparpotenzial groß.

Völlig offen ist jedoch, ob sich die kommende Bundesregierung für die Idee erwärmen kann und die dafür notwendigen Mehrheiten zustande bekäme. Zudem würde sich die Frage stellen, was mit den alten Energieausweisen geschieht. Denn dann müssten nicht nur Verbrauchsausweise ersetzt werden, sondern bei vielen Bedarfsausweisen die zugrunde liegende Berechnung angepasst werden. Die Änderung der Darstellung in Effizienzklassen wäre da noch das kleinste Übel.

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