Immobilien Wohnungsnot der Studenten macht Investoren reich

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Vier Prozent Rendite für Investoren

Unter dem Strich steht eine höhere Rendite als bei Wohnimmobilien, Büros oder Ladenlokalen. Für die sieben größten Studentenstädte hält Immobiliendienstleister Savills noch gut vier Prozent netto für realistisch. Dieses Jahr dürfte erstmals über eine Milliarde Euro neu in solche Wohnanlagen fließen. Profiinvestoren greifen zu. Die Württembergische Lebensversicherung etwa kaufte jüngst ein entstehendes Wohnheim mit 207 Apartments in Köln-Raderberg, die Axa Versicherung sicherte sich ein im Bau befindliches Wohnheim mit 135 Apartments in Essen, die Fondsgesellschaft Commerz Real kaufte ein geplantes Wohnheim mit 111 Apartments in Düsseldorf-Derendorf. Mit knapp 20 Millionen Euro Investition soll es den Grundstock eines Fonds für Profiinvestoren bilden. Mittelfristig soll der sieben bis zehn Wohnheime für 250 bis 300 Millionen Euro umfassen.

So teuer wohnen Studenten in Deutschland
Platz 15: Leipzig Quelle: dpa
Platz 14: Bochum Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 13: Siegen Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 12: Kiel Quelle: dpa
Platz 11: Bremen Quelle: dpa
Platz 10: Osnabrück Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 9: Jena Quelle: dpa/dpaweb

Studentenvertreter sind nur verhalten begeistert. Viele Investoren konzentrierten sich auf teure Apartments und verlören die studentische Zielgruppe aus dem Blick, sagen sie. „Sie schließen keine Versorgungslücke, sondern schaffen ein Angebot für wenige, die es sich leisten können“, sagt Mandy Gratz. Sie ist Vorstand beim Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften, einem Dachverband, der rund eine Million Studenten in Deutschland vertritt. Studentischen Wohnungsbau zum Objekt von Renditeversprechen zu machen sei der falsche Weg, sagt Gratz. „Ein Dach über dem Kopf zu haben darf kein Spekulationsgegenstand sein.“ Sie fordert mehr Sozialwohnungen und mehr Wohnheime der Studierendenwerke. Ein Studentenvertreter aus Frankfurt rief jüngst per Zeitungsinterview zu Hausbesetzungen auf.

Mit dem Fahrrad an die Uni

Vermieter sollten es denn auch nicht überziehen. Stefan Brauckmann, Direktor der Forschungseinrichtung Moses Mendelssohn Institut, sieht bei etwa 600 Euro Warmmiete für Ein-Zimmer-Apartments eine Grenze erreicht: „Mehr ist selbst in Städten wie München und Stuttgart die absolute Ausnahme.“ Gute Orientierung böten den Vermietern WG-Mieten. „Etwa 100 Euro Aufschlag auf die WG-Miete pro Zimmer sind für eine Kleinwohnung dann noch drin.“ Wer mehr verlange, müsse mit Leerstand rechnen, der die Rendite drückt.

Die Immobilienmarktforscher von Empirica haben die gängigen WG-Warmmieten in 120 Städten zu Ende März ausgewertet: München lag mit 500 Euro pro Zimmer vorn. 450 Euro waren es in Stuttgart. Hamburg, Berlin und Köln kamen auf 400 Euro. In Leipzig und Dresden waren nur etwa 250 Euro fällig.

Damit eine Studentenwohnung zum Renditebringer wird, muss neben dem Preis auch die Lage stimmen. „Mehr als 30 Minuten mit Fahrrad oder Nahverkehr dürfen es auf keinen Fall zur Uni und ins Stadtzentrum sein“, sagt Brauckmann. Der britische Fondsverwalter Crosslane kauft in Deutschland sogar nur Apartments in maximal 15 Minuten Radentfernung zur Uni. Er will bis zu sechs Prozent Rendite pro Jahr schaffen. Möglich soll das sein, weil die Briten nie schlüsselfertig kaufen, sondern selbst bauen oder renovieren und die Wohnanlagen mit mindestens 150 Einheiten durch eine Tochter betreiben. Ihr Crosslane Student Real Estate Fund ist für Privatanleger gemacht, die schon mit 100 Euro einsteigen können.

Bis die Briten hierzulande groß genug sind, um Wohnheime effizient zu bewirtschaften, kann es aber noch dauern. Mit dem derzeitigen Startvermögen von nur 500.000 Euro sind keine großen Sprünge möglich. Während Crosslane in Großbritannien schon 4500 Betten gehören, ist in Deutschland bislang nur ein 300-Zimmer-Objekt reserviert. Auf Interesse soll der neue Fonds aber angeblich bei den Verkäufern von Sparkassen und Volksbanken gestoßen sein.

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