Immobilien Wenn der Traum vom eigenen Heim platzt

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Endlich unabhängig

Mt dem Kaufpreis ist es nicht getan. Da wären noch die Erwerbsnebenkosten, meist um die zehn Prozent des Kaufpreises. Und selbst das ist nur die halbe Wahrheit. Da auch dieser Betrag, wenn auch meist nicht ausgewiesen, in die Kreditsumme mit einfließt, verschlingt er am Ende bis zum Doppelten des ursprünglich Veranschlagten.

Was verbirgt sich alles hinter den Nebenkosten? Fast immer fällt Maklerprovision an, je nach Bundesland drei bis sechs Prozent (plus Mehrwertsteuer) des Kaufpreises, bei einer 300.000-Euro-Immobilie sind das bis zu 20.000 Euro.

Wofür eigentlich, fragt sich mancher, der nicht viel mehr als ein Exposé bekommt. Selbst der Bad Sodener Groß-Makler Harald Blumenauer meint: „Viele Makler kassieren zu viel Provision für das, was sie an Leistung bringen.“ Blumenauer, Chef von I-Makler, vermittelt übers Internet für 995 Euro die Immobilie – zu zahlen vom Verkäufer, nicht vom Käufer.

Dazu kommen die Grunderwerbsteuer (je Bundesland, zum Beispiel 3,5 Prozent vom steuerlichen Wert der Immobilie, auf Haus und Grund) und die Notar- und Grunderwerbsgebühren (abhängig vom Wert der Immobilie, bei einem 300.000 Euro teuren Haus wären es 3500 Euro) sowie die Kosten der Sicherheitenbestellung durch den Kreditgeber und die sogenannten Bereitstellungszinsen bis zur Auszahlung des Kredites (je nach Vertrag).

Aber nicht nur diese immerhin von Anfang an bekannten Kosten, treiben den Kaufpreis in die Höhe. Künftige Eigen-tümer oder Sanierer werden oft während der Bau- oder Moderni-sierungsphase böse überrascht. Während der Bauzeit steigen oft die Preise, in den vergangenen zwei Jahren um 10 bis 15 Prozent.

Thomas Penningh, Vorsitzender des Verbands Privater Bauherren, warnt: „Die Summen, die Bauherren einstellen, sind generell zu niedrig. Häufig sind bei Neubauten nicht alle Leistungen im Vertrag enthalten. So fehlen oft Vermessungskosten, Baugrundgutachten, Grundleitungen sind zu niedrig kalkuliert, oder das Grundstück ist überhaupt nicht voll erschlossen.“

Extrawünsche nicht einkalkuliert

Und mancher Bauherr schaufelt sich auch mit plötzlichen Eingebungen das Grab: „Wann, wenn nicht jetzt, lohnt es sich das Bad oder die Küche doch noch besser auszustatten?“ Stimmt, wer endlich eingezogen und vom Bauen, Umbauen, Modernisieren am Rande des Nervenzusammenbruchs steht, will nicht in wenigen Jahren schon wieder die Wände aufreißen. Er sollte sich dann aber auch nicht über vermeintlich unerwartete Kosten wundern.

Michael Dahmen, Architekt aus Düsseldorf, kalkuliert so: „Aus meiner Erfahrung heraus rechne ich immer mit mindestens fünf Prozent mehr Baukosten als zunächst gedacht. Da sind ungeplante Extrawünsche aber noch nicht einkalkuliert.“

Der Chor der Bausparkassen, Hypothekenvermittler und Bankberater stimmt genau an dieser Stelle sein Liedchen an: „Auch wenn es teuer ist, am Schluss weist es sich: Der Mieter hat seinem Vermieter jahrelang die Taschen gefüllt, der Immobilienbesitzer hat sein eigenes Vermögen gemehrt.“ Dann schwingt sich der Chor zum Finale auf: „Und deshalb ist im Alter der Eigentümer reich und der Mieter nicht!“ Dass es sich um einen jährlichen Markt von rund 100 Milliarden Euro Kreditvolumen  für sie handelt, besingen sie allerdings in keiner Strophe.

Die alte Leier mussten sich gerade erst die Berliner Bundestagsabgeordneten bei einer Sitzung zum Thema Wohn-Riester anhören. Reiner Braun, Vorstand der Beratungsfirma empirica AG für Wirtschaftsforschung – die von Aufträgen auch der Immobilienbranche lebt, erklärte ihnen: „Die Immobilie ist eine sehr gute Altersvorsorge. Wer eine Immobilie besitzt, hat bei Renteneintritt etwa das acht- bis zehnfache Vermögen wie ein vergleichbarer Mieterhaushalt.“

Ach wäre es doch so einfach.

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