Immobilien Wie sich die Adler-Krise auf die Bondkurse anderer Immobilienfirmen auswirkt

Der Konzern aus Bochum sieht sich auf Wachstumskurs. Quelle: dpa

Investoren treibt die Sorge vor einer Ansteckungsgefahr im deutschen Immobilienmarkt um. Das macht sich an den Anleihemärkten bereits bemerkbar.

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Die Probleme des hochverschuldeten deutschen Wohnungskonzerns Adler greifen nun auch auf die Anleihen anderer Immobilienunternehmen über. Investoren treibt die Sorge um, dass die Bewertungen der gesamten Branche in Frage gestellt werden könnten.

Besonders bemerkenswert ist der Absturz der langlaufenden Bonds von Vonovia, dem größten deutschen Wohnkonzern. Diese verfügen über hohe Bonität und haben normalerweise stabile Preise – doch in der laufenden Woche fielen sie laut Bloomberg-Daten erstmals unter 90 Cent.

„Niemand will was mit deutschen Immobilien zu tun haben, die Zweifel an der Branche sind real“, sagt Benoit Soler, Senior Portfolio Manager bei Keren Finance in Paris. „Man könnte sich auch fragen, warum einige Mitbewerber so schnell mit Geboten für Adlers-Assets sind, anstatt auf einen Notverkauf zu warten? Weil sie so ihre eigenen Bewertungen absichern.“

Es gibt zwar derzeit keine Hinweise darauf, dass Fraser Perring oder andere Leerverkäufer auch Adlers Mitbewerber ins Visier genommen haben. Bondinvestoren haben jedoch ihr Engagement in dem Sektor überprüft, der in den vergangenen Jahren in Sachen Anleiheemissionen überaus produktiv war. In der Niedrigzinsära heizte sich der deutsche Immobilienmarkt immer weiter auf und kurbelte die Kreditvergabe an.

Aggregate-Bonds erreichen Ramschniveau

Anleihen von Aggregate handeln inzwischen auf Ramschniveau. Jene von Corestate Capital Holding – einem Unternehmen, in dem auch der Eigentümer von Aggregate investiert war – und die von Accentro Real Estate – hier ist Adler seit langem beteiligt – sind in den vergangenen drei Wochen um mehr als zehn Cent gefallen und werden nun bei 85 Cent gehandelt, zeigen Bloomberg-Daten.

Auch Bonds von Unternehmen, die keine bekannte direkte Verbindung zu Adler haben, leiden. Die 2024 fälligen Bonds von Vivion Investments Sarl fielen auf 93,7 Cent, den niedrigsten Stand seit Januar. Die Firma wird der Familie des israelischen Tycoons Amir Dayan zugerechnet wird und besitzt Immobilien in Deutschland und Großbritannien

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2026 fällige Anleihen der Signa Development Selection AG des österreichischen Milliardärs Rene Benko werden mit 89,5 Cent angegeben, verglichen mit 98,9 Cent bei ihrer Emission im Juli. Eine 2026 fällige Anleihe des im Bereich Gewerbe- und Wohnimmobilien aktiven Unternehmens Aroundtown steht bei 106,7 Cent, dem niedrigsten Stand seit November 2020.

Mehr zum Thema: Seit Jahren fällt das Immobilienunternehmen Adler Real Estate durch zweifelhafte Geschäfte auf. Viele Investoren kauften die Aktie trotzdem. Wegen einer gerade veröffentlichten kritischen Studie könnte die Adler Group aber nun ernsthaft unter Druck geraten.

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