Immobilien Wo der Bauboom grassiert

Immer mehr Menschen zieht es in Städte. So mancher Landkreis kommt mit Baugenehmigungen kaum hinterher. Das Bauvolumen kratzt im ersten Quartal 2015 in einer Stadt bereits an der Milliardengrenze. Ein Überblick.

Der Landkreis in Baden-Württemberg profitiert vom Europa-Park im badischen Rust. Der Freizeitpark erweist sich als Jobmotor, dementsprechend werden im Ortenaukreis neue Wohnungen benötigt. Im ersten Quartal 2015 wurde der Bau von fast 400 neuen Wohnungen genehmigt. Dadurch wird eine zusätzliche Wohnfläche von 50.000 Quadratmeter entstehen. Kostenpunkt: 141,4 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2014 wurden 412 neue Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 48.000 Quadratmetern genehmigt. Die veranschlagten Kosten betrugen 108,5 Millionen Euro. 2010 war noch etwas weniger los: Es wurden 380 Wohnungen im ersten Quartal genehmigt.Quelle für alle Daten: Statistisches Bundesamt Quelle: dpa-dpaweb
Im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen betrug das Genehmigungsvolumen zum Bau neuer Wohnungen im ersten Quartal 2015 rund 143 Millionen Euro – und damit doppelt so viel im Vorjahresquartal. Für das Geld sollen 245 neue Wohnungen mit einer zusätzlichen Wohnfläche von 33.000 Quadratmetern entstehen. In Rheinland-Pfalz lagen die Bauausgaben im Vorjahresquartal bei 625,6 Millionen Euro. Damit ist Mainz-Bingen hinsichtlich der Immobilienwirtschaft einer der größten Wachstumsregionen des Bundeslandes. Im ersten Quartal 2014 wurden 169 neue Wohnungen genehmigt, bei 19.000 Quadratmetern mehr Wohnfläche mit einem Kostenpunkt von rund 70 Millionen Euro. 2010 war von einem Bau-Boom noch wenig zu sehen: Es wurden nur 68 Wohnungen mit einem Bauvolumen von 29,6 Millionen Euro genehmigt. Der Hintergrund: Der Landkreis Mainz-Bingen zählt seit Jahren in Rankings zu den Top-Landkreisen der Republik und hat eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote. Quelle: dpa
Neben München gehört Nürnberg zu den am stärksten boomenden Immobilienregionen Bayerns. In den ersten drei Monaten wurde der Bau neuer Wohnungen im Volumen von 194,8 Millionen Euro genehmigt. Für diese Summe sollen rund 703 neue Wohnungen errichtet werden. Allerdings hält sich der Wohnflächenzuwachs mit 50.000 Quadratmetern in Grenzen, was darauf schließen lässt, dass der Fokus der Bauherren auf kleineren Wohnungen liegt. Im ersten Quartal 2014 wurden gerade einmal 116 neue Wohnungen genehmigt – für 43 Millionen Euro. Das genehmigte Bauvolumen hat sich damit innerhalb eines Jahres fast verfünffacht. 2010 wurde in Nürnberg noch etwas fleißiger gebaut: Im ersten Quartal wurden 258 neue Wohnungen bei einem Volumen von rund 85 Millionen Euro genehmigt. Quelle: dpa
Günstiger Wohnraum in Hessens Finanzmetropole ist knapp. Die Baumaßnahmen dürften daran wenig ändern. Zwar wurden im ersten Quartal 478 neue Wohnprojekte genehmigt. Allerdings wird dadurch nur eine zusätzliche Wohnfläche von 55.000 Quadratmeter geschaffen. Die Ausgaben dafür beliefen sich auf 202,5 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal lagen die Ausgaben von Gesamthessen in den ersten drei Monaten bei 724,6 Millionen Euro. Mehr als ein Viertel des hessischen Bauvolumens konzentriert sich damit auf Frankfurt. 2014 wurde in Frankfurt sogar noch mehr gebaut: Im ersten Quartal wurden 1455 Wohnungen genehmigt (Wohnfläche: 93.000 Quadratmeter). Die Kosten lagen bei rund 259 Millionen Euro. Der Vergleich mit 2010 zeigt, dass die Investitionen Jahr für Jahr zurückgehen. Das Volumen betrug im ersten Quartal noch 372 Millionen Euro. Quelle: dpa
Hannover hat im ersten Quartal 2015 für vergleichsweise wenig Geld den Bau von viel neuer Wohnfläche genehmigt. Für 233,3 Millionen Euro sollen 870 neue Wohnungen und damit 101.000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Mit diesen Ausgaben macht Hannover, verglichen mit den Zahlen aus 2014, mehr als ein Viertel der Gesamtausgaben Niedersachsens aus. In Hannover werden überwiegend große Wohnungen gebaut: Im Schnitt hat jede genehmigte Wohnung 116 Quadratmeter Wohnfläche. 2014 sah das Bild noch anders aus: Im ersten Quartal wurden „nur“ 282 Wohnungen mit einem Volumen von 66,5 Millionen Euro genehmigt. Damit wurden 39.000 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen. Das Bauvolumen hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht. 2010 war auch noch deutlich weniger Baubetrieb als 2015: Es wurde ein Volumen von 78 Millionen Euro genehmigt (319 Wohnungen). Quelle: obs
Im Gegensatz zu Hannover werden in Dresden mit 667 neuen Wohnungen nur 52.000 Quadratmeter zusätzliche Wohnfläche geschaffen (Eine Wohnung hat im Schnitt 77 qm). Die Kosten sind mit etwas mehr als 233,3 Millionen Euro ähnlich hoch wie bei der sechsplatzierten Stadt aus Niedersachsen. Im strukturschwachen Sachsen ist Dresden fast der einzige Ort, an dem ein nennenswerter Wohnraumzuwachs verzeichnet werden kann. Im gesamten Bundesland lagen die Immobilienausgaben im ersten Quartal 2014 nämlich bei 360,3 Millionen Euro. 2014 (Q1) gehörte Dresden auch schon zu den Top 20 der Bauboom-Städte mit einem Volumen von 111 Millionen Euro. Die Wohnfläche war im Durchschnitt noch etwas höher: 781 Wohnungen schufen 64.000 Quadratmeter Wohnfläche (81 qm pro Wohnung). 2010 gehörte Dresden zu den Top 30. Es wurden im ersten Quartal Wohnungen im Volumen von 78 Millionen Euro genehmigt. Im Laufe der Jahre wurden die Wohnungen immer kleiner: 2010 betrug der Durschnitt noch 91 Quadratmeter pro Wohnung. Quelle: Handelsblatt Online
Daimler und Bosch sind die größten Arbeitgeber in Stuttgart. Die beiden Unternehmen sorgen dementsprechend für ein Bevölkerungs- und Wohnungswachstum. In den ersten drei Monaten des Jahres lagen die Bauausgaben in Stuttgart bei 246,4 Millionen Euro. Dafür sollen 742 neue Wohnungen und 65.000 Quadratmeter neue Wohnfläche entstehen. Auch im ersten Quartal 2014 war in Stuttgart schon viel los: Es wurden 607 neue Wohnungen genehmigt, die 45.000 Quadratmeter neue Wohnfläche boten. Das Volumen betrug 154 Millionen Euro. Stuttgart gehört seit Jahren zu den Regionen, in denen der Bauboom grassiert. Im ersten Quartal wurde ein Volumen von 124 Millionen Euro genehmigt und damit 381 Wohnungen und 38.000 Quadratmeter Wohnfläche. Das ohnehin schon hohe Volumen hat sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre verdoppelt. Quelle: dpa
In der Hansestadt wurde im ersten Quartal 2015 der Bau 1570 neuer Wohnungen genehmigt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist diese Zahl um 173 Stück gesunken. Auch die neu geschaffene Wohnfläche sank von 153.000 (87 qm im Schnitt) auf 125.000 Quadratmeter (80 qm im Schnitt). Im Gegensatz dazu explodierten die Bauausgaben jedoch. Wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 2014 rund 325 Millionen Euro für Neubauten und Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden ausgegeben, waren es im selben Zeitraum im laufenden Jahr satte 466,6 Millionen Euro. 2010 waren die Baukosten noch deutlich geringer als heute: Es wurden 144.000 Quadratmeter neuer Wohnfläche geschaffen, bei einem Volumen von 264 Millionen Euro und 1446 Wohnungen (100 qm pro Wohnung im Schnitt). Fazit: Die Wohnungen werden kleiner und teurer. Quelle: REUTERS
Für gewöhnlich ist in Immobilienrankings der erste Platz für Bayerns Landeshauptstadt München reserviert. Bei den Bauausgaben jedoch reicht es nur für den zweiten Platz. Im ersten Quartal 2015 lag das Genehmigungsvolumen bei 780 Millionen Euro. Dafür sollen 1831 neue Wohnungen und eine zusätzliche Wohnfläche von 152.000 Quadratmeter geschaffen werden (83 qm im Schnitt). Verglichen mit den Quartalszahlen aus dem Vorjahr liegt München damit im gesamtbayrischen Schnitt unangefochten an der Spitze. Im ersten Quartal 2014 wurden 2057 Wohnungen und 155.000 Quadratmeter Wohnfläche mit einem Volumen von 580 Millionen Euro genehmigt (75 qm pro Wohnung). 2010 wurden noch deutlich weniger neue Wohnungen genehmigt: 814. Es wurden 83.000 Quadratmeter neuer Wohnfläche geschaffen (101 qm pro Wohnung). Der Kostenpunkt lag bei 319 Millionen Euro. Quelle: dpa
In Berlin leben über drei Millionen Menschen – mehr als in jeder anderen Stadt Deutschlands. Um der Bevölkerung des Bundeshauptstadt genügend Wohnraum bereitstellen zu können, werden in Berlin riesige Bauausgaben getätigt. Allein im ersten Quartal kratzen die Ausgaben mit 977,6 Millionen Euro an der Milliardengrenze. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Bausumme um mehr als 350 Millionen Euro. Genehmigt wurde der Bau von insgesamt 5759 neuen Wohnungen, ein Plus von 1479 Stück. Die zusätzlich geschaffene Wohnfläche soll von 405.000 auf 448.000 Quadratmeter steigen (77 qm pro Wohnung). 2010 waren die Bauausgaben nur rund halb so hoch: 480 Millionen Euro. Es wurden im ersten Quartal 1515 Wohnungen mit einer Wohnfläche von 165.000 Quadratmetern genehmigt (108 qm pro Wohnung). Quelle: AP
Diese Bilder teilen:
  • Teilen per:
  • Teilen per:
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%