Immobilien Zürichs Immobilienmarkt lahmt

Die Preise für Wohneigentum in Zürich sinken. Anders in der deutschen Bankenmetropole Frankfurt – auch bedingt durch den Brexit.

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Die Preise für Wohneigentum im Kanton Zürich sinken. Quelle: dpa

Zürich/Frankfurt Nachdem die Preise für Wohneigentum im Kanton Zürich in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen sind, dürfte sich der Markt 2018 entspannen. Damit schlägt der wichtigste Schweizer Banken-Standort wohl eine andere Richtung ein als sein deutsches Pendant Frankfurt, wo Experten nicht zuletzt wegen des Zuzugs von Brexit-Bankern steigende Preise befürchten.

„Wir erwarten, dass sich die Preise im Kanton Zürich im Jahr 2018 seitwärts bis leicht rückläufig entwickeln werden. Das würde eine Trendumkehr darstellen, nachdem die Preise in den vergangenen Jahren stetig gestiegen waren“, sagt Peter Meier, Leiter Analytics Immobilien bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), in einem Interview mit Bloomberg. „Die Ursachen hierfür sind die niedrigere Zuwanderung, die stabile Bautätigkeit und die leicht steigenden Zinsen. Außerdem kletterten die Löhne und Vermögen in den vergangenen Jahren deutlich weniger als die Wohneigentumspreise.“

Ähnlich sieht das auch die CSL Immobilien AG aus Zürich, welche in das Netzwerk des Immobiliendienstleisters Colliers International Group Inc. eingebunden ist: „Für 2018 rechnen wir auf dem Wohnmarkt im Wirtschaftsraum Zürich grundsätzlich mit konstanten Kaufpreisen“, erklärt Stefanie Bigler, Leiterin Vermarktung Wohn- und Gewerbeimmobilien. Auch sie verwies auf eine geringere Zuwanderung.

In der Tat hatte die Bevölkerung im Kanton Zürich 2017 nur noch um 1,1 Prozent zugelegt, womit sich das Wachstum „leicht abgeschwächt“ habe, heißt es vom dortigen Statistischen Amt. Damit nimmt der Druck auf den Immobilienmarkt ab.

Hinzu kommt, dass bei Banken wie Credit Suisse Group AG und UBS Group AG Mitarbeiter entlassen wurden. „Zwar kommen noch immer viele Käufer aus der Finanzbranche, doch im Vergleich zu vor fünf Jahren hat die Anzahl der Käufer aus der Finanzbranche merklich abgenommen“, sagt Lars Keller, geschäftsführender Gesellschafter vom Makler Engel & Völkers in Zürich, gegenüber Bloomberg.

Dass der Markt vor einer Entspannung steht, deutet auch der Wohneigentumsindex ZWEX an, der die Preisentwicklung im Kanton Zürich abbildet und von der ZKB erstellt wird.

Demnach sanken die Preise für Wohneigentum in den letzten drei Monaten 2017 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. In den ersten drei Quartalen 2017 war der Index zum jeweiligen Vorquartal im Schnitt um je rund zwei Prozent gestiegen. Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre hat sich Wohneigentum im Kanton Zürich den ZKB-Daten zufolge um 56 Prozent verteuert.

Rund 30 Prozent aller in der Schweiz ansässigen Banken haben ihren Sitz oder Hauptsitz in Zürich, was Zürich nach Angaben des Zürcher Bankenverbands zum wichtigsten Finanzplatz der Schweiz macht. Die Finanzbranche insgesamt beschäftige dort rund 90.000 Menschen.

Der erwartete Ansturm von bis zusätzlich 10.000 Brexit-Bankern könnte derweil die angespannte Lage auf dem Frankfurter Markt für Eigentumswohnungen weiter verschärfen. Immobilien sind hier im Vergleich zu London oft günstiger und damit für viele aus der Finanzbranche, die von Großbritannien umziehen, erschwinglicher.

Schon in den ersten sechs Monaten 2017 war die Bevölkerung in der deutschen Banken-Metropole mit 0,9 Prozent fast so stark gestiegen wie die Einwohnerzahl von Zürich im gesamten vergangenen Jahr. Frankfurts Jahres-Daten liegen noch nicht vor.

„Jeder zusätzliche Zuzug, und selbst wenn es nur einige tausend Mitarbeiter der Banken sind, wird die Kaufpreise in Frankfurt weiter antreiben“, sagt Julius Stinauer, Associate Director Valuation & Transaction Advisory beim Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle Inc. (JLL).

Die Angebots-Kaufpreise für Eigentumswohnungen in Frankfurt hatten sich laut JLL im zweiten Halbjahr 2017 um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum erhöht. Das Unternehmen führt den Anstieg auf ein zu geringes Neubauangebot und eine hohe Nachfrage in Folge des Bevölkerungswachstums zurück.

Ein Aufschwung am Zürcher Markt ist indes kaum absehbar. Patricia Reichelt, Leiterin Research und Marktanalyse bei CSL Immobilien, meint: „Es braucht einen Cocktail an Faktoren, vor allem auf der Nachfrageseite und in Bezug auf niedrige Zinsen, dass die Häuserpreise wieder in der Region Zürich deutlicher ansteigen.“

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