Immobilienboom Bundesländer verdienen kräftig mit

Steigende Nebenkosten sind mit daran schuld, dass es jungen Familien nicht gelingt, Wohneigentum zu bilden. Das Statistische Bundesamt entlarvt die Grunderwerbsteuer als größten Nebenkosten-Preistreiber für Häuslebauer.

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Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Erwerbsnebenkosten seit 2010 um mehr als 50 Prozent gestiegen. Quelle: dpa

Düsseldorf Häuslebauer haben im vergangenen Jahr 51,2 Prozent mehr Erwerbsnebenkosten als 2015 gezahlt. Das geht aus den gerade aktualisierten Preisindizes für selbst genutztes Wohneigentum des Statistischen Bundesamtes hervor. Die Überraschung: Die Preise für Eigenheime sind dagegen in der gleichen Zeit nur um 17 Prozent gestiegen. Wie ist das möglich?

Schlagzeilen über zweistellig steigende Preise für Eigentumswohnungen in Schwarmstädten wie München, Berlin und Frankfurt sind nur die halbe Wahrheit. Genauso gibt es Landkreise, etwa in Sachsen-Anhalt, aus denen die Menschen wegziehen, so dass dort die Preise wegen des Überangebots sogar sinken. In die Statistik gehen alle Regionen ein, so dass sich im Schnitt ein niedriger Preisanstieg ergibt.

Verursacher der hoch geschossenen Erwerbsnebenkosten sind die Bundesländer. Sie hoben in den vergangenen Jahren die Grunderwerbsteuer kräftig an. Vor ein paar Jahren galten noch reihum 3,5 Prozent. Nun kassieren Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Schleswig Holstein und Thüringen mit 6,5 Prozent am meisten bei Eigentümerwechseln. Am billigsten ist Eigentum in Bayern und Sachsen mit 3,5 Prozent.

Hamburgs Oberbürgermeister Olaf Scholz holte sich kürzlich auf dem Frühjahresempfang des Immobiliendachverbandes ZIA dessen Lob ab, weil er versprach, die Grunderwerbsteuer in Hamburg von 4,5 Prozent bleibe bis zum Ende des Jahrzehnts unverändert. Notar- und Maklerkosten, die die Erwerbsnebenkosten mitbestimmen, änderten sich in diesem Zeitraum nicht gravierend. Die Kosten für Grundbucheintragungen sind in der Statistik nicht berücksichtigt. Für alle Erwerbsnebenkosten sollten Käufer von Eigentumswohnungen und Eigenheimen dort, wo die Grunderwerbsteuer hoch ist, um die zehn Prozent einkalkulieren.

Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Immobilienökonomik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) kritisiert: „Die gestiegenen Grunderwerbsteuern treiben die Erwerbsnebenkosten und somit die Kaufsumme in die Höhe.“ Er fordert eine Reform der Grunderwerbsteuer. Sie sollte so gestaltet werden, das sie monatlich über einen Zeitraum von zehn Jahren abgeführt wird und nicht mehr auf einen Schlag zum Kaufzeitpunkt. Sollte ein Hausbesitzer sich innerhalb von fünf Jahren von seinem Heim trennen, soll der Staat sich durch eine Zusatzsteuer schadlos halten.

Auch in der Politik werden Änderungen an der Grunderwerbsteuer als eine mögliche Maßnahme zur Förderung des Wohneigentums diskutiert. So schlug der CDU-Bauexperte Jan-Marco Luczak vor ein paar Wochen vor, einen Grundfreibetrag von 100.000 Euro auf die Grunderwerbsteuer einzuführen.

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