
Völlig abgehetzt kommt Heike Bunge zum Besichtigungstermin für die Vierzimmerwohnung im Hamburger Stadtteil Ottensen. Das Haus zwischen Friedensallee und Gaußstraße steht leicht nach hinten versetzt, die Hausnummer des Nachbarn ist durch ein Baugerüst verdeckt, deswegen hat sie es nicht gleich gefunden. Dreimal vorbei und fast eine Viertelstunde die Straße auf und ab sei sie gelaufen – mit wachsender Panik. „Den Termin will ich auf keinen Fall verpassen. Schließlich suchen wir schon seit fast zwei Jahren.“
Auch diesmal wird es schwierig, erkennt die Betriebswirtin mit geschultem Blick. Um die 40 Kaufinteressenten stauen sich im Treppenhaus. An der Wohnungstür ist Block-Abfertigung: Mehr als acht Leute gleichzeitig lässt die Maklerin nicht in die Wohnung; genauso viele kommen jeweils raus. In mehr als 20 Monaten intensiver Immobiliensuche hat Bunge sich daran gewöhnt. „Das ist halt wieder das, was alle wollen“, konstatiert sie, „Altbau, ruhige Straße, gute Gegend, vier Zimmer, da muss man gegen viele anbieten.“

Goldgräberstimmung in Deutschland
Tatsächlich kommt es immer häufiger zum Bieterwettstreit. Die aufgerufenen Preise der Makler sind „in begehrten Lagen reine Richtwerte“, sagt der Hamburger Vermögensberater Heiko Löschen. Interessante Objekte gingen deutlich teurer weg.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Es herrscht Goldgräberstimmung in vielen deutschen Städten. Allein 2011 stiegen die Immobilienpreise deutschlandweit um fast fünf Prozent. In den Großstädten waren die Preissprünge noch größer: Wohnungen und Reihenhäuser verteuerten sich hier sogar um sieben Prozent – im Durchschnitt. In begehrten Lagen von Berlin, Hamburg und München schnellten die Preise um über zehn Prozent in die Höhe.
Immobilien-Ranking
Doch der Markt ist gespalten: Am flachen Land in Nord- und Ostdeutschland und an wenigen größeren Städten, etwa im Ruhrgebiet, zieht der Aufschwung vorbei. Hier müssen Eigentümer mit hohem Leerstand und sinkenden Preisen leben. In den Metropolen und den wirtschaftsstarken Mittelstädten von Lübeck bis Freiburg aber ist ein Ende des neuen deutschen Immobilienbooms nicht in Sicht. Auch wenn die Zuwächse in einzelnen, besonders gefragten Stadtteilen kurzfristig an Schwung verlieren, werden die Preise in den Städten insgesamt steigen – oft zieht die Karawane der Kaufinteressenten einfach weiter in die nächsten angesagten Viertel.