Immobilienboom In Frankfurt wird es immer enger

Luxusappartments und Villen in Frankfurt haben bei den Verkäufen zugelegt, die aufgerufenen Kaufpreise für durchschnittliche Neubauwohnungen sind jedoch gesunken. Quelle: imago images

Die durchschnittlichen Preise für Häuser und Wohnungen sind in der Bankenstadt erstmals seit 2012 gesunken. Die Flächen neuer Wohnungen schrumpften um gut 30 Prozent.

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Erstmals seit 2012 endet der stetige Anstieg der durchschnittlichen Preise für Wohnimmobilien in Frankfurt am Main. Das ergibt der aktuelle Marktbericht des Maklerunternehmens Von Poll Immobilien für die Bankenstadt. Können die von steigenden Mieten und hohen Kaufpreisen geplagten Arbeitnehmer und Verbraucher jetzt aufatmen? Danach sieht es nicht aus.

„Die Nachfrage nach Wohnimmobilien wird weiter bestehen und sogar steigen“, sagt Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter und Mitgründer des Unternehmens. Der Neubau könne den Bedarf derzeit nicht decken, zudem seien die Zinsen niedrig und die Frankfurter Preise verglichen mit europäischen Metropolen immer noch moderat.


Laut Von Poll sank der Durchschnittspreis für Ein- und Zweifamilienhäuser im Jahr 2018 um 6,7 Prozent auf rund 529.400 Euro. Der Preis für Eigentumswohnungen ging um 1,9 Prozent auf 401.500 Euro leicht zurück. Die niedrigeren Preise rühren auch daher, dass mehr am Stadtrand gekauft wurde, wo Immobilien billiger sind als in den Top-Lagen der Innenstadt. Von Poll hat für seinen Marktbericht die Zahlen des Gutachterausschusses für Immobilienwerte analysiert. Lokale Gutachterausschüsse sollen laut Gesetz Transparenz in den undurchsichtigen Immobilienmarkt bringen.

Von den sinkenden Durchschnittspreisen haben Haus- und Wohnungskäufer allerdings wenig. Denn die Preise je Quadratmeter steigen, weil immer kleinere Wohnungen verkauft werden. Neu gebaute Eigentumswohnungen in Frankfurt kosteten 2018 im Schnitt 6.000 Euro je Quadratmeter, 13,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2012 waren Neubauwohnungen im Schnitt noch 106 Quadratmeter groß, 2018 nur noch 72 Quadratmeter. Die Wohnflächen sind also um 32 Prozent geschrumpft.

Die Schrumpfkur dürfte auch an der expansiven Geldpolitik liegen. Vor allem in den Hochhäusern werden immer kleinere Wohnungen verkauft, weil die niedrigen Zinsen Eigentumswohnungen als Kapitalanlage attraktiver erscheinen lassen. „Im Moment baut man vor allem für das Investment“, sagt Immobilienexperte Ritter. „Wenn die Zinsen irgendwann steigen, werden wir auch wieder größere Wohnungen sehen“, erwartet der Makler.

Mit 88,5 Prozent handelt es sich beim Großteil der in Frankfurt verkauften Wohnimmobilien um Eigentumswohnungen. Das ist laut Von-Poll-Geschäftsführer Ritter ein typischer Wert für Metropolen. Insgesamt wurden 3.587 Eigentumswohnungen verkauft – elf Prozent weniger als 2017. Die Zahl der Hausverkäufe sank um 11,9 Prozent auf 466 Transaktionen.

Am Brexit liegt es nicht

Deutlich gestiegen sind dagegen die Verkäufe von Luxusimmobilien, also Villen (+7,5 Prozent) und Wohnungen (+15,7 Prozent) ab einer Million Euro Kaufpreis. Gekauft werden Villen und Luxusappartements gern von internationalen Investoren etwa aus dem Mittleren Osten, Fernost und den USA. Beliebt sind auch Mehrfamilien- und Geschäftshäuser. Für diese Immobilienklasse wurden in Frankfurt 1,12 Milliarden Euro bezahlt – 10,3 Prozent mehr als im Vorjahr.


Der Brexit macht sich laut Immobilienexperte Daniel Ritter allerdings noch nicht bei den Kaufpreisen für Wohnimmobilien bemerkbar. „Frankfurt hat seit dem Brexit-Votum international enorm an Aufmerksamkeit gewonnen“, beobachtet Ritter. Der Bedarf an Wohnraum für aus London an den Main übersiedelnde Finanzspezialisten werde zunächst über Vermietung gedeckt – etwa mit möblierten und betreuten Appartements. Viele der Banker hätten anfangs befristete Arbeitsverträge und würden mit dem Kauf einer Wohnung warten, auch weil sie die Lage und dem Immobilienmarkt vor Ort noch nicht so gut kennen.

Anmerkung: In der aktualisierten Version dieses Artikels wurde ergänzt, dass die durchschnittlichen Preise erstmals im Betrachtungszeitraum 2012 gesunken sind. Zudem ist der Anteil an Eigentumswohnungen typisch für Metropolen und nicht für Städte mit Hochhäusern, wie in der ursprünglichen Version angegeben.

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