Die durch hohe Zinsen ausgelöste Krise der Baufinanzierung fordert erste Opfer. So will der Berliner Finanzierungsvermittler Hypoport unter anderem Stellen streichen. „Wir müssen die Zahl unserer Mitarbeiter reduzieren, das lässt sich nicht vermeiden“, sagte Geschäftsführer Ronald Slabke der WirtschaftsWoche.
Konkrete Zahlen nennt Hypoport nicht. Laut Geschäftsführer Slabke sollen „weniger als zehn Prozent“ der Mitarbeiter gehen. Aktuell zählt das Unternehmen etwa 2500 Mitarbeiter. Außerdem sollen einige Inhouse-Projekte zurückgefahren werden und Mitarbeiter in eine Vier-Tage-Woche wechseln, um weiter Kosten zu senken.
Damit reagiert Hypoport auf die zuletzt schlechte Geschäftsentwicklung. Im dritten Quartal verzeichnete das SDax-Unternehmen einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang. Laut vorläufiger Zahlen sanken die Erlöse um sechs Prozent auf 105 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen fiel gar um 95 Prozent auf eine halbe Million Euro. Schon im September hatte Hypoport die Prognose für das laufende Jahr ausgesetzt.
Grund für den Einbruch ist der sich eintrübende Markt für Immobilienfinanzierungen. Wegen der stark gestiegenen Zinsen schließen deutlich weniger Menschen eine Finanzierung ab. Das Volumen lag mit zuletzt 16,1 Milliarden Euro auf dem niedrigsten Niveau seit 2014. Das Neugeschäft deutscher Banken mit Immobiliendarlehen brach im September um 28 Prozent zum Vorjahresmonat ein, zeigen Zahlen der Beratungsfirma Barkow Consulting. Für Oktober wird ein weiterer Rückgang erwartet.
Für Hypoport sind Immobilienfinanzierungen das Hauptgeschäftsfeld. Zur Gruppe gehört unter anderem der Immobilienfinanzierungsvermittler Dr. Klein. Die Börse hat das Unternehmen wegen der schlechten Entwicklung bereits abgestraft: Seit Jahresbeginn hat die Hypoport-Aktie fast 80 Prozent an Wert eingebüßt.
Im ersten Halbjahr 2022 verzeichnete Hypoport noch positivere Geschäftszahlen. Im Vorjahresvergleich legte der Umsatz um 13 Prozent auf 367 Millionen Euro zu, der Verlust fiel mit einem Minus von sieben Prozent auf 31 Millionen Euro weniger dramatisch aus.
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