Immobilienkauf Wo es die besten Kredite mit langer Zinsbindung gibt

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Was für längere Darlehen spricht

Für Kraus zählen diese Argumente angesichts der niedrigen Zinsen aber kaum noch. Sicherlich seien Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung mit derzeit rund 1,8 Prozent günstiger als die Langläufer. "Dafür ist die Zinssicherheit aber auch deutlich geringer", sagt Kraus. Wer wisse schon, wie hoch die Zinsen in zehn Jahren seien. Steigt der Zins deutlich, ist der kurzfristige Weg wahrscheinlich der schlechtere. "Lieber länger als kürzer", sollte laut Kraus aktuell die Prämisse der Immobilienkäufer sein.

Max Herbst hat auf Basis der aktuellen Zinsen eine Rechnung erstellt und einen Grenzzins ermittelt. Wer aktuell eine Finanzierung über zehn Jahre für 1,5 Prozent Zinsen abschließt, muss sich überlegen, in welcher Höhe er den Zins in zehn Jahren sieht. Erwartet er einen Wert über 3,74 Prozent, wäre der günstigste Darlehensvertrag mit 25-jähriger Laufzeit und 2,42 Prozent Zinsen die bessere Wahl. Nimmt man die 30-jährige Zinsbindung als Vergleich, fällt der entsprechende Grenzzins nach 10 Jahren sogar noch etwas niedriger aus.

Wo der Kauf noch lohnt
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Auch das Argument einiger Sparer, sie wollten sich nicht so lange an eine Bank binden, lässt Kraus nicht gelten. Viele würden das Sonderkündigungsrecht vergessen, welches Immobilienbesitzer nach Ablauf einer Frist von zehn Jahren den ganzen oder teilweisen Vertragsabbruch ohne das Zahlen einer teuren Vorfälligkeitsentschädigung an die Bank erlaubt.

Wie lang ist zu lang?

Die Allianz bietet mittlerweile Darlehen mit bis zu 40 Jahren Zinsbindung an. Bei derartigen Angeboten sind einige Experten allerdings skeptisch. Die meisten Baufinanzierungen würden schließlich immer noch mit Ende 30 abgeschlossen, so Interhyp-Experte Kraus. Wer dann 40 Jahre finanziert, ist bereits im wohlverdienten Ruhestand, wenn das Haus endlich abbezahlt ist. "Vor der Rente sollte die Tilgung des Kredits abgeschlossen sein", sagt Kraus. Anzustreben sei daher, nach 25 bis 30 Jahren schuldenfrei zu sein.

Ein mächtiges Tool für alle, die verschiedene Rückzahlungsvarianten für ihre Darlehen durchspielen wollen, auch mit wechselnden Tilgungsraten und Sondertilgungen. Zudem können diverse Kostenarten und Ratenhöhen angegeben...

Wann schuldenfrei?

Die Frage, wann die Schulden abbezahlt sein sollen, spielt für die Wahl der Laufzeit eine Rolle. "Das muss ganz individuell beantwortet werden", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer beispielsweise plane, das Haus im Alter zu verkaufen, wenn die Kinder ausgezogen seien, müsse nicht zwingend den gesamten Kredit tilgen. Will der Hausbesitzer die Immobilie allerdings auch im Alter nutzen, kann es sinnvoll sein, den Kredit vorher zu tilgen. "Dann bleibt auch mehr finanzieller Spielraum für notwendige Renovierungen", sagt Nauhauser. Eine pauschale Daumenregel für die Laufzeit und die Tilgungsdauer gebe es aber nicht.

Belastungen einplanen

Auch Max Herbst warnt vor stoischem Tilgen. Gerade angesichts der immer höher werdenden Darlehenssummen, die aufgrund der gestiegenen Immobilienpreise nötig seien, passe das Tilgen um jeden Preis oft nicht zum Leben. Wer sich dank der langfristigen Zinsbindung genau darüber im Klaren sei, welche Belastungen auch in späteren Jahren anfielen, könne vorher eben auch mal in den Urlaub fahren und müsse nicht jeden Cent in den Kredit stecken. "Das Finanzieren und Tilgen vom Haus sollte nicht auf Kosten des Lebens erfolgen", so Herbst. Wer beispielsweise Kinder habe, müsse auch die Kosten für deren Ausbildung in den Finanzplan des Lebens mit einbeziehen. Wer 20 Jahre gleichbleibende Raten hat, kann mit Sicherheit später Sondertilgungen vornehmen und die Kreditlaufzeit verkürzen und dies alles bei gleichbleibend geringer Rate. Die Schulden kann man später zurück bezahlen, aber die optimale Ausbildung der Kinder lässt sich nicht verschieben, so Herbst.

"Kurze Zinsbindung und hohe Tilgungsrate, um das Zins- und Belastungsrisiko in 10 oder 15 Jahren zu minimieren, passen selten in die Lebensplanung junger Familien", sagt Herbst. Nichtsdestotrotz sollten mögliche Gehaltssprünge oder Erbschaften immer zu Sondertilgungen genutzt werden, um möglichst frühzeitig schuldenfrei zu sein.

Wer sich mehr Sicherheit bei der Baufinanzierung wünscht, sollte also vor längerfristigen Darlehen nicht zurückschrecken. Übertreiben sollte man es damit allerdings nicht, irgendwann wohnt es sich in einem schuldenfreien Haus eben doch entspannter.

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