Immobilienkonzern Hoffnung auf geordnete Abwicklung von China Evergrande steigt

Ein Vertrauensverlust in den Immobiliensektor könnte zu einem massiven Rückgang von Grundstückskäufen führen. Quelle: Reuters

Die Stimmung rund um den in Schulden geratenen Immobilienkonzern hebt sich. Analysten erwarten Unterstützung der Regierung. An der Börse greifen Investoren folglich wieder zu Evergrande-Aktien.

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Bei Investoren macht sich die Hoffnung auf eine geordnete Abwicklung des schuldenbeladenen Immobilienkonzerns China Evergrande breit. Börsianer griffen am Montag bei chinesischen Aktien zu, auch Evergrande-Titel waren gefragt und stiegen um mehr als acht Prozent. Analysten gehen davon aus, dass die Regierung dem zweitgrößten chinesischen Immobilienentwickler Chinas zur Hilfe eilt und das gesamte Finanzsystem vor möglichen Dominoeffekten schützt.

Evergrande hat Schulden von über 300 Milliarden Dollar und ist gegenüber Kunden, Banken und Anleihegläubigern in Zahlungsverzug geraten.

„Die Behörden werden versuchen, zu verhindern, dass die Probleme von Evergrande den Hauskäufern, Lieferanten und Auftragnehmern des Unternehmens schaden“, erklärte Analyst Michael Taylor von der Ratingagentur Moody's. Allerdings dürften die wirtschaftlichen Folgen der Schuldenprobleme von Evergrande nicht unterschätzt werden.

von Jörn Petring, Christof Schürmann

Die Krise des Unternehmens könnte Immobilienfirmen den Zugang zu Kredit erschweren, die Qualität von Vermögenswerten bei bestimmten Banken beeinträchtigen und den Immobilienmarkt in China insgesamt schwächen, der ein wichtiger Motor des Wirtschaftswachstums sei.

Ein Vertrauensverlust in den Immobiliensektor könne zu einem massiven Rückgang von Grundstückskäufen führen, erläuterten die Experten des Vermögensverwalters Muzinich & Co. „Wenn die politischen Entscheidungsträger bereit sind, Evergrande in einen kontrollierten Konkurs gehen zu lassen, sollten sie auch bereit sein, den Markt zu beruhigen, um eine Vertrauenskrise zu vermeiden“, sagte Portfoliomanager Warren Hyland. Auch Experten der US-Bank JPMorgan gehen davon aus, dass die Regierung in Peking versuchen wird, Auswirkungen eines möglichen Evergrande-Kollapses in Schach zu halten.

Die chinesische Zentralbank pumpte am Montag erneut 15,5 Milliarden Dollar in die Finanzmärkte, nachdem sie vergangene Woche bereits drei Mal so viel injiziert hatte. Medienberichten zufolge haben mehrere Lokalregierungen in China spezielle Depots für Immobilienprojekte von Evergrande eingerichtet.

Damit solle gewährleistet werden, dass die Gelder für Wohnprojekte verwendet werden und nicht für andere Dinge, wie etwa zur Begleichung von Schulden. Evergrande hatte am Freitag eine Frist für die Anleihezinsen verstreichen lassen.

Die Probleme des Immobilienkonzerns wirken sich zunehmend auch auf zugehörige Gesellschaften aus. Die Tochter New Energy Vehicle Group warnte am Freitag nach Börsenschluss vor einem Liquiditätsengpass, die Aktien brachen am Montag zeitweise um 26 Prozent ein.

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Ein strategisches Investment oder ein Verkauf von Vermögensbeständen seien notwendig, um Mitarbeiter und Zulieferer zu bezahlen sowie die Produktion aufrecht zu erhalten, erklärte das Unternehmen. Die Bauarbeiten an einem Fußballstadion in Chinas Provinz Guangzhou gingen dagegen wie geplant weiter, erklärte ein Firmensprecher.

Mehr zum Thema: Wie hoch ist Ihr Crash-Risiko im Depot? Banken und Finanzkonzerne haben eigene oder Kunden-Gelder in Evergrande investiert. Die Schweizer Notenbank warnt vor Sorglosigkeit.

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