Immobilienkonzern Zitterpartie um Evergrande-Zahlungen geht in die nächste Runde

Der Konzern sitzt auf einem Schuldenberg von mehr als 300 Milliarden Dollar. Quelle: Reuters

Mit einem Anteilsverkauf hat sich der strauchelnde Immobilienkonzern Evergrande erst einmal etwas Luft verschafft. Dennoch bangen Auslandsinvestoren weiter.

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Der strauchelnde Immobilienkonzern China Evergrande verschafft sich mit einem Anteilsverkauf in der Volksrepublik etwas Luft, lässt Auslandsinvestoren aber weiter bangen. Der Konzern will seine Beteiligung an der Shengjing Bank für 9,99 Milliarden Yuan (rund 1,3 Milliarden Euro) an eine staatliche Vermögensgesellschaft veräußern.

Das kündigte Evergrande am Mittwoch an. Mit den Einnahmen sollen Schulden beglichen werden, die Evergrande bei der Bank hat. Zu einer am Mittwoch fällig werdenden Zinszahlung von 47,5 Millionen Dollar auf eine Auslands-Anleihe äußerte sich Evergrande vorerst nicht öffentlich. Einige Gläubiger haben nach Aussage von Insidern bis Geschäftsschluss in Asien kein Geld erhalten. Sie hätten auch nichts von Evergrande zu der Ausschüttung gehört.

Bei dem Unternehmen selbst war dazu keine Stellungnahme zu bekommen. Vergangene Woche hatte Evergrande eine ähnliche Zahlfrist für 83,5 Millionen Dollar kommentarlos verstreichen lassen. Ausländische Investoren machten sich auch dieses Mal wenig Hoffnungen.

Das Schweigen des Immobilienriesen zu seinen internationalen Zahlungsverpflichtungen schürt den Verdacht einer Ungleichbehandlung in- und ausländischer Gläubiger. Schließlich geht es bei dem gleichzeitig eingefädelten innerchinesischen Anteilsverkauf weniger um die Stützung von Evergrande selbst als darum, dass mit der Shengjing Bank einer der größten heimischen Kreditgeber noch etwas von seinem Geld sieht. Die Bank fordert, dass der Evergrande-Konzern sämtliche Netto-Einnahmen aus dem Verkauf seiner Shengjing-Anteile zur Begleichung von Schulden bei der Bank nutzen muss. Bereits vergangene Woche hatte Evergrande kurz vor dem Verstreichen der Zahlungsfrist auf einen Dollar-Bond eine Einigung über einen Yuan-Bond erzielt.

Der Konzern, einst der Inbegriff des chinesischen Bau-Booms, steht bei Kunden, Banken und Anlegern mit mehr als 300 Milliarden Dollar in der Kreide. Bei Investoren stieg zuletzt die Hoffnung auf staatliche Hilfen. So signalisierte die chinesische Zentralbank Unterstützung für private Evergrande-Anleger. Der jüngste Deal mit dem staatlichen Vermögensverwalter signalisiert Beobachtern zufolge, wie die Pekinger Führung mit Hilfe eigener Unternehmen einen unkontrollierten Kollaps des Immobilienriesen verhindern will.

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Bei Evergrande arbeiten 200.000 Menschen, mehrere Millionen Arbeiter werden jährlich für Bauprojekte angeheuert. Zudem haben viele Kleinanleger Geld in Evergrande-Finanzprodukte investiert. Manche von ihnen hatten vor einigen Tagen die Zentrale des Unternehmens gestürmt und ihr Geld zurückverlangt. Ihrem Ärger über Evergrande machten viele auf dem Messengerdienst WeChat Luft, wo in speziellen Gruppen auch Proteste organisiert wurden.

Am Mittwoch erklärten Nutzer, dass die Funktion von mindestens acht solcher Gruppen mit je 200 bis 500 Mitgliedern eingeschränkt sei. Einige Nutzer konnten demnach schon seit Dienstagmorgen keine Nachrichten mehr in die Gruppen stellen. Andere berichteten, sie könnten den Chat nicht öffnen, oder die Gruppen seien in ihrer WeChat-App ganz gelöscht worden. WeChat-Eigner Tencent wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern, bei der Internet-Aufsichtsbehörde sowie dem Ministerium für öffentliche Sicherheit war keine Stellungnahme zu bekommen.

Mehr zum Thema: Der mit 300 Milliarden Dollar verschuldete Immobilienkonzern Evergrande steht am Abgrund. Noch ist die mögliche Pleite vor allem ein innerchinesisches Problem. Doch es könnte weiteren Druck auf die Märkte geben, weil in Chinas überhitztem Immobiliensektor weitere Beben drohen.

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