
WirtschaftsWoche: Herr Waltersbacher, nach einer vergangene Woche vorgestellten Studie des Pestel-Instituts wird der Wohnungsmangel in den kommenden Jahren dramatisch. Demnach müssten in Deutschland bis 2017 jährlich 130.000 Mietwohnungen gebaut werden. Bis 2017 entstünden demnach 400.000 Wohnungen zuwenig. Wurden Sie von den Zahlen überrascht?

Waltersbacher: Diese Zahlen überraschen, weil sie sehr hoch liegen – zu hoch. Der Studie liegen Annahmen etwa zur Nettozuwanderung, zur Bevölkerungsentwicklung und zur Entwicklung der Zahl der Haushalte zugrunde, die der aktuellen Entwicklung nicht entsprechen.
Einen in der Studie errechneten jährlichen Bedarf in fünfstelliger Größenordnung, wie behauptet für Großstädte wie Frankfurt am Main, sehe ich nicht. Es ist auf der lokalen Ebene auch sehr fragwürdig, wie eine entsprechende Bautätigkeit in einer Stadt wie Frankfurt überhaupt erreicht werden könnte. Was nun diskutiert wird, ist eine Überdramatisierung der Situation.
Aber Wohnungen sind doch tatsächlich knapp in den prosperierenden Metropolen.
Ja natürlich, aber eben nur dort und nicht im nun behaupteten Ausmaß. Es gibt örtliche Knappheiten und überproportionale Mietsteigerungen, die für viele Wohnungssuchende eine ernste Situation darstellen – aber anderswo gibt es auch sinkende Preise und Leerstände.
Was helfen freie Wohnungen in der Uckermark, wenn ich in Frankfurt, Düsseldorf oder Berlin vergebens ein bezahlbares Appartement suche?
Die Investoren werden da investieren, wo es sich lohnt – und das wird vor allem in den großen Städten und Wirtschaftszentren sein und vermutlich weniger in der Uckermark.