




Vor kurzem hat der Hamburger Shoppingcenter-Betreiber ECE den Terminplan für Stuttgarts künftig größtes Einkaufszentrum „Milaneo“ über den Haufen geworfen. Aber anders als Baden-Württembergs umstrittener Landeshauptstadt-Bahnhof gleich nebenan oder der Willy-Brandt-Flughafen in Berlin wird Milaneo nicht später, sondern ein halbes Jahr früher fertig als geplant.
Im Herbst 2014 und nicht erst im Frühjahr 2015 sollen die Konsumenten die 43.000 Quadratmeter Verkaufsfläche stürmen. Zu zwei Dritteln ist das fast 400 Millionen Euro teure Milaneo vorvermietet. Weitgehend finanziert ist es durch den Fondsinitiator Hamburg Trust, der bei Anlegern noch 76 Millionen Euro einsammeln muss. Weitere Teilhaber sind die Versorgungswerke der Architektenkammern von Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hamburg sowie die ECE-Eigentümerfamilie Otto.
Ganz so optimistisch wie die Milaneo-Macher sind allerdings die hiesigen Gewerbeimmobilienprofis nicht beim Ausblick in die kommenden Monate. Die Marktteilnehmer erwarten für Einzelhandels- und Büroobjekte eher eine fallende als eine steigende Nachfrage, ergab das Expertenpanel Immobilienmarkt des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn, dessen Ergebnisse die WirtschaftsWoche exklusiv veröffentlicht (siehe Infografik).
Bei Büroimmobilien etwa gehen 32 Prozent der an der Erhebung teilnehmenden 390 Projektentwickler, Makler und Finanzierer von weniger und nur acht Prozent von mehr Nachfrage aus, ermittelte das BBSR, der immobilienwirtschaftliche Thinktank des Bundesbauministeriums.
„Geradezu spiegelbildlich“ dazu stehen manche Erwartungen für Wohnungsbau, sagt BBSR-Expertin Eva Korinke (siehe Infografik). Dass etwa die Mieten steigen, erwarten bei Büroflächen nur zwölf Prozent der Befragten, aber drei Viertel bei Mietwohnungsbau. Im Mietwohnungs-Segment prognostizieren 45 Prozent der Befragten eine steigende und nur drei Prozent eine sinkende Nachfrage.
Deutschland als Top -Ziel
Während anderswo die Krise grassiert – der italienische Gewerbeimmobilienmarkt etwa brach 2012 gegenüber 2011 um fast 70 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro Umsatz ein – gilt Deutschland nach Angaben des global tätigen US-Immobiliendienstleistungsgiganten CBRE 2013 aber insgesamt wieder als „Top-Ziel für europäische Immobilieninvestoren“.
Zuversicht herrscht etwa – auch dank der Expansion von Pakete versendenden Onlinehändlern wie Amazon und Zalando – bei Logistikimmobilien. Hier glauben 35 Prozent der Befragten an steigende und zwölf Prozent an sinkende Nachfrage.
Eigentlicher Hoffnungsträger der Branche aber sind Wohnimmobilien.
Immobilien
Was der Politik Sorgen macht, elektrisiert die Investoren: Drei Viertel vom BBSR befragten und auf Wohn-Immobilien spezialisierten Umfrageteilnehmer erwarten angesichts des Wohnungsmangels in den Städten steigende Mieten.
Kein Wunder, dass auch Milaneo mehr ist als ein Einzelhandelsprojekt. In den Komplex auf dem alten Stuttgarter Güterbahnhofsgelände werden auch 415 Wohnungen in 17 Einzelhäusern integriert, die sich um drei begrünte Innenhöfe gruppieren.
Das Multifunktions-Konzept – zu Milaneo gehören auch ein Hotel und 7400 Quadratmeter Bürofläche – brachte dem Projekt nach einer Prämierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen auch bei der Immobilienmesse Mipim in Cannes Mitte März eine Auszeichnung ein: als „Best Futura Mega Project“.