




23.000.000.000.000 Dollar – eine Summe, die auch in Milliarden ausgedrückt (23.000 Milliarden Dollar) unwirklich wirkt – umfasst inzwischen die gesamtwirtschaftliche Verschuldung Chinas. Seit dem Kollaps von Lehman Brothers 2008 bedeutet das ein Zuwachs um 14.000 Milliarden Dollar. Ein Teil dieser Gelder hat den Weg ins Ausland gefunden und in vielen Ländern die Preisblasen an den Immobilienmärkten zusätzlich befeuert.
Viele reiche Chinesen setzen sich inzwischen ganz aus China ab. Nach Angaben von Rupert Hoogewerf, Autor des Hurun-Report, einer Rangliste der reichsten Chinesen, sollen 64 Prozent der chinesischen Millionäre mit einem Vermögen von 16 Millionen Dollar aufwärts bereits emigriert sein oder diesen Schritt planen. Die USA sind ihre Top-Destination. Auf der Beliebtheitsskala folgen Europa, Kanada, Australien, Singapur und Hongkong. Gemessen an den Mietrenditen zählen letztere vier Märkte zu den teuersten der Welt – neben Neuseeland, Belgien und Norwegen. Bleiben dort aber die Käufer aus China und anderen Schwellenländer demnächst aus, drohen an diesen Immobilienmärkten größere Verwerfungen.
Die Kapitalflucht aus China ist eine der größten und schnellsten Vermögensverlagerungen in der Geschichte. Wie lange sie anhält, kann niemand sagen. Seit Anfang des Jahres müssen Chinesen erstmals ihre Auslandsvermögen deklarieren. Die Zeit der laschen Kapitalverkehrskontrollen könnte also bald vorbei sein. Die Chinesen gelten heute als das, was die Japaner vor 25 Jahren waren. In den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts glaubte auch die ganze Welt, die Japaner würden nach dem damaligen Kauf des Rockefeller Centers ganz Manhattan aufkaufen. Das Ende ist bekannt. Noch aber steigen die Immobilienpreise in Metropolen wie New York und London.
Laut Jones Lang LaSalle haben sich die chinesischen Immobilieninvestments in London zwischen 2010 und dem dritten Quartal 2013 um 1500 Prozent erhöht auf über eine Milliarde Pfund Sterling. Damit sind die Chinesen hinter Deutschen (1,2 Milliarden Pfund) und Amerikanern (1,1 Milliarden Pfund) die drittstärkste ausländische Käufergruppe in der britischen Hauptstadt. Jeder zweite chinesische Immobilienkauf in Europa entfällt auf London.
London-Bubble
Die OECD hat in ihrem jüngsten „Economic Outlook“ vor einer Spekulationsblase am britischen Immobilienmarkt gewarnt. Die britischen Häuserpreise sind im Januar im Jahresvergleich um 8,8 Prozent gestiegen. Das war der stärkste Preisanstieg seit sechs Jahren. Vor allem in London lassen sich alle Symptome einer Spekulationsblase erkennen. In Knightsbridge und Belgravia kostet ein Haus inzwischen durchschnittlich 4,4 Millionen Pfund Sterling, 342 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Der Immobilienberater Knight Frank schätzt den Anteil ausländischer Käufer im Großraum London auf 85 bis 90 Prozent. Rund 30 Prozent aller Neubauten im Zentrum von London im Wert von mehr als einer Millionen Pfund gehen an Käufer aus Schwellenländern. Bei einer anhaltenden Krise in den Schwellenländern dürften diese Käufer ausbleiben.
Der lange Zeit auf London konzentrierte Boom hat inzwischen das ganze Land erfasst. In Cornwall, Cumbria und Pembrokeshire haben sich die Preise binnen zehn Jahren verdoppelt. Auch mit den Preisen für Ackerland ging es stürmisch bergauf, laut Knight Frank allein 2013 um elf Prozent auf den Rekordpreis von durchschnittlich 6882 Pfund pro acre (rund 4047 Quadratmeter). Binnen zehn Jahren hat sich der Preis für Ackerland auf der Insel mehr als verdreifacht.