
Wer wird Sachwalter im bis dato größten Schutzschirmverfahren der Republik? Die Frage treibt die Saniererzunft seit Wochen um. Immer wieder wurde ein Name genannt: Horst Piepenburg. Nun segnete auch das zuständige Amtsgericht in Bonn die Personalie ab.
Der Düsseldorfer Insolvenzexperte hat bereits bei Verfahren sich als Sanierer von Handelsketten wie SinnLeffers und Ihr Platz einen Namen gemacht. Auch den Anlagenbauer Babcock Borsig brachte er wieder auf Kurs. Auch im ersten Halbjahr 2013 stellte Piepenburg sein Talent als Akkordarbeiter unter Beweis, wie das Ranking der meistbestellten Verwalter belegt.
Keine Frage, Pipenburg zählt zu den bekanntesten Vertretern seiner Zunft – und zu den optimistischsten. Seine Vorträge und Präsentationen beendet der Mann mit dem Faible für hellbraune Sakkos („die wirken freundlicher“) mit den Worten „Meine Damen und Herren, der Aufschwung wird kommen", um nach kurzer Pause hinzuzufügen: „Jedenfalls für meine Branche." Auf den Weihnachtsgrüße seiner gemeinsam mit Klaus Gerling geführten Kanzlei prangte zuletzt die frohe Botschaft „Herrlicher Tag Heute“. Für Piepenburg und seine Kollegen dürfte das vorweihnachtliche Statement heute erheblich an Aktualität gewinnen: Das IVG-Verfahren gilt als lukratives Groß-Mandat.
Der Konzern hatte sich mit kreditfinanzierten Zukäufen und Projektentwicklungen wie dem futuristischen Geschäftskomplex Squaire am Frankfurter Flughafen verhoben. Das Prestigeprojekt sollte Geld und Renommee einbringen. Doch der Bau verzögerte sich, statt der ursprünglich kalkulierten 650 Millionen Euro verschlang er bis heute fast das Doppelte. Mehr als vier Milliarden Euro Schulden haben die Bonner insgesamt angehäuft. Doch die meisten Banken haben ihre IVG-Darlehen und -Anleihen bereits an Hedgefonds verkauft, die sich indes nicht darauf einigen konnten, wer mit welchem Betrag zur Kasse gebeten wird.
Als die Gespräche scheiterten, konnte die Insolvenzberater von IVG-Chef Wolfgang Schäfers, die Kölner Kanzlei Görg, ihre positive Fortführungsprognose für den Konzern offenbar nicht aufrechterhalten.
Nun soll die Einigung mit und zwischen den Gläubigern im Schutzschirmverfahren erreicht werden. Es ermöglicht die Rettung eines Unternehmens in Eigenregie. Anders als bei einer klassischen Insolvenz bleibt der Vorstand im Amt. In der Regel zieht auch ein Sanierungsspezialist in das Gremium mit ein. Bei der IVG wurde der Kölner Restrukturierer Hans-Joachim Ziems verpflichtet. Er dürfte auch bei der Auswahl Piepenburgs eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Das Duo Piepenburg-Ziems hat bereits in etlichen Verfahren zusammen gearbeitet - zuletzt bei der Restrukturierung des Holzwerkstoffproduzenten Pfleiderer. Als der Post-Konkurrent Pin 2008 pleiteging, war Piepenburg Verwalter der Dachgesellschaft, Ziems der operative Sanierer. Und auch Ende der Neunziger Jahre, als die Baumarktkette Götzen als „Aldi der Baumärkte“ scheiterte, kam das Sanierer-Team zum Einsatz: Piepenburg als Sequester, Ziems als Götzen-Generalbevollmächtigter.
Neben Piepenburg und Ziems als Protagonisten, sind auch die Nebenrollen des IVG-Verfahrens prominent mit Großkalibern der Insolvenzberatung besetzt. Laut „Juve“ war zuletzt Freshfields Bruckhaus-Deringer-Restrukturierer Lars Westpfahl als IVG-Berater an Bord. Die vorrangigen Darlehensgeber sicherten sich die Dienste von Linklaters-Partner Kolja von Bismarck. Nebenher sind Wellensiek, Noerr und Taylor Wessing involviert.