Knight Frank Wealth Report Wo die Reichen am liebsten Immobilien kaufen

Wohnungen und Häuser sind für Vermögende eine sichere Bank in der Geldanlage. In welchen Städten sie besonders gerne investieren.

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Beliebte Stadt bei Superreichen. Quelle: dpa

Frankfurt London steht im Fokus, nicht nur politisch, sondern auch finanziell. Die britische Hauptstadt gilt als eine der wenigen Finanzhauptstädte der Welt. Das reizt auch reiche Investoren.

Hier haben sie in den vergangenen Jahrzehnten einen sicheren Anker für Investments gesucht. Der Londoner Wohnungsmarkt galt als sichere Bank. Der Brexit hat dieses Verständnis jedoch ins Wanken gebracht.

Tatsächlich hatten Londoner Makler im vergangenen Oktober das erste Mal seit der Finanzkrise 2009 wieder sinkende Immobilienpreise registriert. Nun zeigt auch der aktuelle Knight Frank Wealth Report für Luxusimmobilien einen Knick in der Aufwärtskurve: Im vergangenen Jahr sind die Preise für Luxuswohnungen um 0,5 Prozent gefallen.

Die Experten der Immobilienberatungsgesellschaft Knight Frank nehmen es indes gelassen. Sie glauben, dass Londons Wohnungen auch weiter heiß begehrt sein werden.

Nicht zuletzt weil die Nachfrage nach Immobilien ungebrochen groß bleibt. Im vergangenen Jahr waren bei Vermögenden nur Aktien noch begehrter.

Für den Wealth Report wurden Preisdaten ausgewertet und Befragungen von Family Offices und Investoren vorgenommen. Daraus geht hervor, dass Vermögende ihre Aktiendepots 2017 gegenüber 2016 um 52 Prozent aufgestockt haben, bei den Immobilieninvestments um 40 Prozent. Damit liegt das seit jeher als solide geschätzte „Betongold“ noch knapp vor Trendthemen wie Private Equity, also Unternehmensbeteiligungen.

Unter den Städten heißt der klare Spitzenreiter New York. Die US-Metropolen konnte sich in allen vier Bereichen des „City Wealth Indexes“ durchsetzen, in den die Zahl der Vermögenden, das Investmentinteresse, Lifestyle wie Luxus-Hotels und –Restaurants sowie die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten einfließen.

Schon auf Rang zwei folgt London. „Der Brexit scheint wenig Auswirkung auf Londons Ansehen zu haben“, urteilen die Autoren der Studie.

Der Einzelbereich Investment zeigt, wo die Reichen ihr Geld im vergangenen Jahr angelegt haben. Dabei berücksichtigt die Studie Investments in Wohn- und Gewerbeimmobilien in einer Größenordnung von zehn Millionen Dollar und darüber.

Auf New York und London folgt Hongkong an Rang drei. Mit Paris steht die erste kontinentaleuropäische Stadt an Rang 14, München schafft es auf Rang 23.

Die Top-20 werden von US-Städten dominiert. Neben den üblichen Verdächtigen wie San Francisco oder Los Angeles mischt sich auch Houston unter die begehrtesten Zentren für Wohlhabende Käufer.

Dass es neben München keine andere deutsche Stadt ins obere Drittel des Investmentrankings geschafft hat, liegt schlicht daran, dass das deutsche Preisniveau noch deutlich hinter denen internationaler Metropolen zurückliegt.

Während der durchschnittliche Verkaufspreis eines Ein- oder Zweifamilienhauses laut dem aktuellen Marktbericht des Maklerbüros Von Poll in München bei 1,15 Millionen Euro lag, waren es im zweitteuersten Ort Düsseldorf „nur“ 646.000 Euro. In ganz Frankfurt hat es laut Von Poll im Jahr 2016 nur 37 Wohnungsverkäufe mit einem Preis jenseits von einer Million Euro gegeben.

Der teuerste Verkauft war eine Villa im Stadtteil Bockenheim für 3,9 Millionen Euro – also weit unterhalb der Zehn-Millionen-Dollar-Schwelle von Knight Frank.

Wie groß das internationale Gefälle ist, zeigen die Berechnungen dazu, wie viel Quadratmeter Luxuswohnung in einer Stadt für eine Million Euro zu bekommen ist. Angeführt wird die Liste von Monaco, wo es für die Summe nur 16 Quadratmeter Wohnfläche gibt.

Zu den Top-Fünf zählen außerdem Hongkong (22 m²), New York (25 m²), London (28 m²) und Singapur (39 m²). Deutlich entspannter lässt es sich da hingegen auf den 78 Quadratmetern wohnen, die hierzulande für eine Million Euro erhältlich sind.

Die deutsche Hauptstadt zählen die Studienautoren ohnehin zu den aufstrebenden Stars, wenn es um die Begehrlichkeiten der Reichen geht. Die gedeihende Wirtschaft und der relative Wert – lies: die niedrigen Preise – hätten Berlin weit nach oben auf der Wunschliste der Reichen getrieben.

Besonders gefragt seien zentrale Lagen oder Immobilien am Wasser. Doch das Angebot ist knapp. Deshalb rechnet Knight Frank in diesem Jahr mit einem weiteren Preisanstieg im Luxussegment um sieben Prozent. Berlin liegt damit auf einem Level mit Hongkong und Sydney. Nur Paris liegt mit neun Prozent Wachstum noch darüber.

„Eine erhöhte Nachfrage aus dem Inland kombiniert mit Kapitalflucht aus turbulenten internationalen Märkten haben die Preisentwicklung in Amsterdam, Frankfurt, Paris und Madrid gestärkt”, sagt Kate Everett-Allen, Head of International Residential Research bei Knight Frank.

Frankfurt haben die Wohlhabenden also auch auf ihrer Karte. Kein Wunder, schließlich haben sich die Preise im gehobenen Wohnen hier um 12,9 Prozent verteuert – Rang sechs in diesem Ranking. Am stärksten hat sich die chinesische Metropole Guangzhou verteuert, um 27,4 Prozent.

Das Wort „Blase“ kommt im ganzen Report übrigens nur zweimal vor: Einmal, als es um die enormen Preissteigerungen in chinesischen Städten geht und noch einmal, als es um Regulierung geht, die Blasen verhindern soll. Im Zusammenhang mit übertriebenen Preisen – jenseits von China – taucht die Vokabel aber nicht auf.

Um die Luxus-Käuferschar müssen sich die Immobilienberater allem Anschein nach auch keine Gedanken machen: Laut Daten von X-Wealth, auf die sich der Report bezieht, ist die Zahl der Superreichen mit einem verfügbaren Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar im vergangenen Jahr um ein Zehntel auf 129.730.

Rechnet man deren Vermögen zusammen, kommt am Ende die stattliche Summe von 26,4 Billionen US-Dollar heraus.

Mit 38.500 Bürgern stammen die meisten Superreichen noch immer aus den USA. Deren Zahl ist in Europa zwischen 2012 und 2017 zwar um zehn Prozent gestiegen. Trotzdem muss der alte Kontinent dem aufstrebenden Asien in diesem Ranking Platz machen: Während Europa 35.180 Ultra-Vermögende zählt, sind es 35.880 in Asien.

Für die Immobilienbranche bleibt immerhin der Trost, dass diese Platzverlust keinen Nachfrageabbruch nach sich ziehen muss. Denn Immobilien in europäischen Metropolen, egal ob nun London, Paris oder Berlin, stehen bei asiatischen Investoren hoch im Kurs.

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