Köln Luxus hält Einzug

Die Metropole am Rhein hat ihre Luxusviertel, Aufsteigerviertel und Hoffnungsträger auf der rechten Rheinseite. Aber Grund zur Begeisterung haben Immobiliensuchende eher selten.

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Blick auf die Kranhäuser in Köln Quelle: dpa

Die Domstadt gibt sich gern tolerant, auch über soziale Grenzen hinweg. Auf dem Immobilienmarkt geht die Schere zwischen Arm und Reich jedoch weiter auseinander. Im Edelquartier Rheinauhafen zahlen Käufer 5.000 bis 6.000 Euro je Quadratmeter, also Preise wie in Düsseldorfs Top-Lagen. In Kölns bevorzugten Vierteln Lindenthal, Sülz oder Rodenkirchen, zahlen Käufer für Bestandsobjekte inzwischen bis zu 20 Mal die Jahres-Nettokaltmiete. Zu viel meint Immobiliengutachter Rolf Schubert: „Nach dem Kauf können die Eigentümer die Miete häufig nicht so stark erhöhen, wie es nötig wäre, um die Immobilien zu finanzieren.“

Aufsteiger Ehrenfeld und Nippes

Nicht nur in den Top-Lagen streift Kölns sein Proletarier-Image ab. Im Stadtteil Ehrenfeld streiten derzeit Bürger gegen den Investor Paul Bauwens-Adenauer. Vordergründig geht es um die Nutzung des Geländes der bereits 1905 liquidierten Elektroanlagenfabrik Helios: Freiraum für Kulturschaffende oder Platz für eine Shopping-Mall. Eigentlich dreht sich der Konflikt jedoch um die Zukunft des gesamten Viertels. Schon jetzt greifen Luxussanierungen um sich — zumindest im Süden des Stadtviertels nahe des Gürtels. Der Gürtel ist der vom Zentrum aus gesehen dritte Straßen-Ring, der das linksrheinische Stadtgebiet Kölns halbkreisförmig umschließt.

Ehrenfelds Süden ist unter Immobilienanlegern zwar kein Geheimtipp mehr, aber die Preise für Wohnungen sind mit 1.900 Euro je Quadratmeter noch erschwinglich. Ralph Pass vom IVD West hält Nippes, das Viertel, zwischen Gürtel und Innerer Kanalstraße, ebenfalls für einen bevorzugten Aufsteiger im Kölner Stadtgebiet: Nicht weit von der Innenstadt, aber mit 2.100 Euro je Quadratmeter immer noch bezahlbar.

Weiter nördlich sieht es dagegen düster aus. „In Chorweiler, nahe der Hochhaussiedlungen, haben es Eigentümer nach wie vor schwer, Einfamilienhäuser an den Mann zu bringen“, sagt Gutachter Schubert. Die Preisschübe in den Top-Lagen täuschten darüber hinweg, dass viele Kölner Quartiere nach wie vor stagnierten.

Problem-Viertel Kalk

Bis Schmuddel-Viertel wie Köln-Kalk sich in In-Viertel verwandeln, wird noch viel Wasser den Rhein herunter fließen. Ohne Zweifel hat sich etwas im rechtsrheinischen Quartier mit dem schlechten Image getan. Auf dem Gelände der ehemaligen Chemischen Fabrik Kalk (CFK) sind Wohnungen und Gewerbeimmobilien wie das Einkaufszentrum Köln Arcaden entstanden. Derzeit entstehen am Bürgerpark beispielsweise 54 neue Eigentumswohnungen zu 1.950 Euro pro Quadratmeter.

Bauträger Vilis spricht schon vom „aufstrebenden Viertel“ Köln-Kalk. Noch ist allerdings Skepsis angebracht. Nach wie vor muss die Polizei zu Einsätzen im Kalker Job-Center ausrücken. Das Viertel hat eine der höchsten Hartz-IV-Quoten in Köln.

Die Preis-Kaufkraft-Relation in Kölns Top-Lagen ist momentan noch so gut, dass sich das Risiko nicht lohnt, in ambitionierte Problemviertel auszuweichen.

Mehr zu den Immobilienmärkten einzelner Städte:

  • Hamburg: Was die Stadt zum Sieger macht

  • Berlin: Nachbarschaft hilft

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