Makler-Franchise Buffett nimmt Berliner Immobilienmarkt ins Visier

Seite 3/3

Das befremdliche Werbevideo

Für das 435 000-Euro-Objekt am Strausberger Platz, das im Exposé unter dem Projektnamen „Central Berlin“ firmiert, gibt es auch ein Werbevideo – zugegeben ein etwas befremdliches: Eine attraktive junge Frau in Businesskleidung und mit dicker Sonnenbrille steigt zu Techno-Trance-Musik in eine Mercedes-Limousine, die sie durch Berlin kutschiert. Durch die halb geöffnete Scheibe begutachtet die junge Frau lässig im Vorbeifahren den Berliner Immobilienmarkt, dessen Vorteile im Video in Textboxen aufgezählt werden. Am Strausberger Platz steigt sie aus. Zielstrebig geht sie zum Wohnkomplex. Die modern-minimalistische Einrichtung der Wohnung wird gezeigt. Die Frau, mit einem Kaffee in der Hand, schaut verträumt aus dem Fenster. Am Ende lassen sie dann tatsächlich auch noch John F. Kennedy seine berühmten Worte sprechen: „I take pride in the words – Ich bin ein Berliner.“

Der Wohnkomplex am Strausberger Platz ist die einzige ältere Wohnung, die Berkshires neue Franchisenehmerin Rubina in Berlin anbietet: „Normalerweise sind wir nur im Neubaugeschäft tätig“, sagt der Makler. Im Gegensatz zu modernisierten Bestandsobjekten, die zu günstigeren Preisen angeboten werden können, sind bei Neubauten die Renditechancen in den ersten Jahren erst mal begrenzt. Doch der Makler bemüht einen schrägen Vergleich. „Das ist ähnlich wie auf dem Automarkt“, sagt er. „Ein Gebrauchtwagen ist auch günstiger als ein Neuwagen. Nur bekommen Sie dann keine Garantien, und der Gebrauchte kann auch schneller kaputtgehen als ein Neuwagen.“

Anschließend kommt er dann zum Thema Vermietung. Berkshire Rubina hat gleich einen passenden Hausverwalter an der Hand, die Tochtergesellschaft Eichen Global. Der verspricht Komfort durch Digitalisierung: Der künftige Wohnungsbesitzer und Vermieter soll sich nicht um jede Kleinigkeit kümmern und vor allem nicht immer anreisen müssen. „Über eine App kann der Immobilienbesitzer mit Eichen Global kommunizieren und die Hausverwaltung managen“, sagt der Makler. Gerade bei Investoren aus dem Ausland kommt der Service an: Wenn sie vermieten wollen, können sie zum Beispiel per Smartphone die Möblierung ihrer Wohnungen organisieren.

Die App zeigt zudem die Preisentwicklung einzelner Objekte an. Potenzial scheint vorhanden: Im Exposé für das Objekt am Strausberger Platz wirbt Berkshire Rubina damit, dass die Preise in Berlin zwischen 2009 und 2014 um 70 Prozent gestiegen sind, die Mieten immerhin um 56 Prozent. „Wenn ein Investor die Mieten erhöhen will, kann er das einfach über das Smartphone tun“, sagt der Makler. Mietpreisbremse und andere Abgründe des deutschen Mietrechts, der Verdacht liegt nahe, werden ausländischen Investoren gegenüber nicht besonders herausgestellt.
Auch Berkshire Hathaway HomeServices in New York versteht sich nicht nur als Wohnungsvermittler, sondern als Dienstleister rund ums Wohnen. „Wir bieten ein Rundum-sorglos-Paket“, verspricht die New Yorker Büroleiterin Ellie Johnson. Berkshire helfe bei Gesprächen mit Banken, informiere über die Nachbarschaften in New York und assistiere etwa bei der Suche nach einer internationalen Schule oder dem passenden Kindergarten. „Eine Immobilie zu vermitteln bedeutet viel mehr, als nur eine Wohnung zu suchen“, sagt Johnson.

Rosemarie Zanghellini hat an ihrem Schreibtisch Platz genommen und bittet nun ihren Kunden, etwas über sich zu erzählen. Wohnort, Job, Freizeit, Beziehungsstatus, alles interessiert. Am Ende empfiehlt sie Harlem, das sei genau die richtige Nachbarschaft. Sie zählt die Vorteile des Stadtteils auf, nennt nur wenigen bekannte Szenekneipen und schwärmt vom Morningside Park, dem kleinen Pendant des Central Park.

Obwohl HomeServices hauptsächlich teure Immobilien auf seiner Website präsentiert – schicke Apartments in Manhattan können schnell über zehn Millionen US-Dollar kosten –, ist ein bescheidenes Budget kein Problem. Zanghellini nimmt sich Zeit und betont auf Nachfrage, dass hier jeder willkommen sei. „Unsere Kunden sind Studenten, Familien, Millionäre – alles dabei.“ Das übrigens sei gerade eine Stärke des Hauses. Denn: „Wir haben viele Investoren als Kunden, die ein Objekt kaufen und dann direkt über uns vermieten.“
Per se hätten sie – natürlich – ein tolles Portfolio, da viele Verkäufer und Vermieter „Warren Buffett, Berkshire Hathaway und damit auch uns vertrauen“. Der Franchisename öffne viele Türen, auch bei Banken. Gleichzeitig sei der Name aber auch Herausforderung. „Die Kunden haben hohe Erwartungen an uns.“

Rosemarie Zanghellini will die um keinen Preis enttäuschen. Der Kunde könne sich jederzeit an sie wenden, sagt sie – wie an eine gute Freundin. Am Ende tauschen Maklerin und Kaufinteressent E-Mail-Adressen und WhatsApp-Kontaktdaten aus, auch über WeChat und die anderen gängigen Social Media sei sie rund um die Uhr zu erreichen, sagt die Familienmutter.

Für Warren Buffett zu arbeiten ist offenbar eine besondere Verpflichtung. Acht Stunden täglich reichen dafür nicht.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%