Makler-Franchise Buffett nimmt Berliner Immobilienmarkt ins Visier

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Wenn es Gold regnet

Der Geschäftsansatz des Berliner Maklers Rubina Real Estate ist eher nüchtern deutsch als überschwänglich amerikanisch: Kein Smalltalk, von Freundschaft ist nicht die Rede, auch der Investor, den der Kunde angeblich vertritt, interessiert nicht. Der Makler, der jetzt den Bandwurm-Namen Berkshire Hathaway HomeServices Rubina Real Estate auf seine neue Visitenkarte quetschen muss, kommt direkt zur Sache. Drei Zimmer, 91 Quadratmeter, am Strausberger Platz, für 434 500 Euro. Als das Wort „Anlageobjekt“ fällt, legt er erst so richtig los. Kein Wunder: Berlin ist für Immobilieninvestoren, trotz des recht weit vorangeschrittenen Booms, weiter interessant. Verglichen mit anderen Metropolen, sind die Preise provinziell. 17 000 Euro kostet der Quadratmeter Wohnfläche etwa in New York – in Berlin selbst in Top-Lagen weniger als die Hälfte.

Günstig einkaufen, abwarten und teuer wieder verkaufen – das ist Buffetts einfache Faustformel, die ihn zu einem der reichsten Menschen der Welt gemacht hat. Auch bei Immobilien handelte er nach diesem Prinzip. So erwarb er 1971 eine Villa im Süden Kaliforniens für 150 000 Dollar: 325 Quadratmeter mit sechs Schlafzimmern in Laguna Beach. Im Februar vergangenen Jahres bot er das Anwesen für elf Millionen an – mit 7200 Prozent über dem Einkaufspreis. Sein in einem ruhigen Wohnviertel von Omaha/Nebraska gelegenes Eigenheim kaufte er 1958 für 31 500 Dollar, es wäre heute annähernd 700 000 Dollar wert. Verkaufen wollte er es nie: „Ich bin happy darin. Wenn ich glauben würde, woanders glücklicher zu sein, würde ich umziehen“, sagte er einmal der BBC. Mit gut 600 Quadratmetern und fünf Schlafzimmern ist das Anwesen vermutlich die bescheidenste Milliardärsbleibe der Welt. Buffett nannte das Haus einmal das „drittbeste Investment“ seines Lebens.

Dass er auch etwas von Immobilien im großen Stil versteht, bewies Buffett zuletzt mit der Aktie von Store Capital. Drei Jahre lang hatte er das Unternehmen, das vor allem Geschäftshäuser im Bestand hat, beobachtet. Im vergangenen Frühjahr kam die Aktie unter Druck: Investoren fürchteten, die von Amazon ausgelöste Krise im Einzelhandel könne Store Capital nach unten reißen. Buffett aber hatte erkannt, dass Stores Mieter, vornehmlich Schulen und Pflegedienste, wenig mit Amazon und dem Konsumverhalten der US-Bürger zu tun hatten. Als die Aktie nahe ihrem Allzeittief notierte, griff er zu. Heute steht sie 25 Prozent höher. „Gelegenheiten kommen unregelmäßig“, sagt Buffett, „wenn es gerade Gold regnet, stell einen Eimer vor die Tür und keinen Fingerhut.“

So sieht das Portfolio von Warren Buffett aus

In Berlin soll die Marke Buffett, die für Value-Investment und hohe Qualität zu einem günstigen Preis steht, nun die internationale Nachfrage ankurbeln. Und die Berkshire- Rubina-Makler haben Buffetts Philosophie schon übernommen – zumindest in der Kundenansprache. „Der eigentliche Gewinn hängt vom Einkauf ab“, sagt der Makler in Berlin. „Im Schnitt kostet bei uns der Quadratmeter nur 4000 Euro. Bei der Konkurrenz müssen sie schon 6000 bis 7000 Euro bezahlen“. Die knapp sechs Prozent Courtage, die Berkshire Rubina für die Vermittlung der Immobilie berechnet, lässt er dabei dezent unter den Tisch fallen.

Berkshire Rubina hat viele chinesische Kunden – und auf die hat auch Buffett es abgesehen. Im vergangenen Jahr ging Berkshire Hathaway HomeServices eine Kooperation mit Juwai.com ein, dem größten chinesischen Immobilienportal. Auf dem sind pro Monat zwei Millionen Chinesen unterwegs, die im Ausland Immobilien suchen. Im Angebot seien rund 2,5 Millionen Objekte in 89 Ländern wirbt Juwai. Zu den Kunden von Juwai zählen internationale Maklerkonzerne wie JonesLangLasalle und deutsche Vermittler wie Engel & Völkers.

Berkshire Rubina spricht die begehrte Klientel auch auf YouTube-Videos mit chinesischen Untertiteln an. In den kurzen Clips beantworten Makler oft gestellte Fragen. Zum Beispiel die, ob man als ausländischer Investor in Deutschland einen Kredit beantragen kann (man kann) und mehrere Immobilien besitzen darf (darf man). Oder ob man persönlich anreisen müsse, um einen Vertrag abzuschließen (muss man nicht).

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