Megadeal Vonovia / Deutsche Wohnen „Ein schwarzer Tag für die deutsche Aktienkultur“

Michael Muders ist seit November 2004 bei Union Investment als Portfoliomanager tätig. Quelle: Presse

Vonovia streicht bei seinem Übernahmeangebot für Deutsche Wohnen die Mindestannahmeschwelle, womit der Merger als fix gilt. Michael Muders, Portfoliomanager bei Union Investment, kritisiert das Management von Deutsche Wohnen scharf.

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Michael Muders ist seit November 2004 bei Union Investment als Portfoliomanager tätig. Sein Analyseschwerpunkt lag zunächst auf deutschen Mid und Small Caps. Seit 2009 ist Muders für Automobilwerte zuständig, überdies verantwortet er den Europäischen Strategy Input.

WirtschaftsWoche: Herr Muders, Union Investment ist einer der größten Aktionäre von Vonovia und Deutsche Wohnen. Durch die Streichung der Mindestannahmeschwelle hat Vonovia-Chef Rolf Buch den Deal fixiert. Sind Sie zufrieden?
Michael Muders: Im Gegenteil. Ich denke nach wie vor, dass dieser Deal unattraktiv ist und zu einem sehr unattraktiven Preis für die Aktionäre kommt. Man muss immerhin festhalten, dass selbst im dritten Übernahmeanlauf von Vonovia die Mehrheit der Aktionäre von Deutsche Wohnen nicht für diesen Deal ist. Weder Vonovia noch Deutsche Wohnen konnte die Aktionäre von Deutsche Wohnen von diesem Vorhaben überzeugen. Wie es möglich sein kann, dass der Deal dennoch zustande kommt, verwundert mich enorm. Das ist kein Fair Play, wenn das Management die Spielregeln nachträglich ändern und damit die Interessen der Aktionäre, also der Eigentümer, einfach aushebeln kann. Für die Aktienkultur in Deutschland ist das ein schwarzer Tag.

Gibt es denn Vergleichsbeispiele von Übernahmen, bei denen die Mindestannahmeschwelle einfach gestrichen wurde? 
Mir ist nichts Vergleichbares bekannt. Zwar hat schon Linde im Herbst 2017 bei der Fusion mit Praxair die Mindestannahmeschwelle gesenkt, um den Deal durchzubekommen. Allerdings hat Linde sie von 75 Prozent der Aktien auf 60 Prozent gesenkt – und nicht vollkommen gestrichen, wie Vonovia im aktuellen Fall. Dass ein Unternehmen übernommen wird, ohne dass es die Zustimmung von zumindest 50 Prozent der Aktionäre des übernommenen Unternehmens gibt, ist meines Erachtens nach einmalig. Wie der Vorstand von Deutsche Wohnen dem Deal ohne Zustimmung der Aktionäre zustimmen konnte, stellt mich vor ein Rätsel.

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Ist das Management von Deutsche Wohnen nach dieser Zustimmung ohne das Placet der Aktionäre noch tragbar?
Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob dieses Management noch im Sinne seiner Aktionäre handelt. Ich finde, dass das Management auf seine Aktionäre hören sollte und anerkennen sollte, dass die Mehrheit diesen Deal eben nicht möchte – oder zumindest nicht zu diesem Preis.

Union Investment hält rund 2,5 Prozent der Aktien an Deutsche Wohnen. Sie haben diese schon beim letzten Angebot nicht angedient. Werden Sie die Aktien nun verkaufen?
Es stimmt, dass wir damals nicht angedient haben und den Übernahmeversuch damit sogar zum Scheitern gebracht haben. Wir sind allerdings Treuhänder für unsere Anleger. Und diese Anleger schützen wir. Und entsprechend handeln wir auch. Wenn ein Deal nicht fair ist, stimmen wir auch nicht zu. Wir beobachten jetzt die Entwicklung bis zum Ablauf der Frist. Denn auch nach dieser Frist wird ein erheblicher Anteil der Deutsche Wohnen Aktien nicht bei Vonovia liegen. Damit wird die Aktie auch noch eine gewisse Liquidität im Markt haben. Noch halten wir uns die Entscheidung also bis zum Ende der Frist offen.

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