




Die Bundesregierung will den Wohnungsbau in angespannten Mietmärkten mit neuen Steueranreizen stärker ankurbeln und diesen für Investoren deutlich attraktiver machen. Dafür soll befristet eine Steuervergünstigung für den Bau von Mietwohnungen ermöglicht werden, wie das Kabinett am Mittwoch beschloss. Kern des Vorhabens, das Bundestag und Bundesrat noch billigen müssen, ist eine Sonderabschreibung von 29 Prozent der Herstellungskosten über drei Jahre. Hinzu kommt die reguläre Abschreibung von zwei Prozent pro Jahr. In der Summe soll der Investor also 35 Prozent der Kosten gewinnmindernd bei der Steuer anführen können.
Immobilienanleger sollen außerdem bis zu 2000 Euro je Quadratmeter nutzen können - sofern die Baukosten nicht einen bestimmten Betrag übersteigen. Ursprünglich sollte diese Obergrenze bei 2200 Euro liegen, stattdessen sind es nun 3000 Euro. Auflage für die Steuervorteile ist, dass die Wohnungen zehn Jahre vermietet werden. Die Höhe der Miete wird nicht gedeckelt.
Ziel ist, vor allem Mietwohnungen im unteren und mittleren Preissegment zu bauen. Die Anreize zielen auf Ballungsgebiete und Universitätsstädte, in denen bezahlbare Wohnungen vielfach knapp sind. Die Förderung gibt es allerdings nur für angespannte Wohnungsmärkte. Für Neubauten greift außerdem die gesetzliche Mietpreisbremse nicht.
Wo investieren? Die Top 10 der regionalen Wohnungsmärkte 2015
Stadt: Erlangen
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 62,66
Scoring Sozioökonomische Daten: 93,95
Scoring Strukturrisiko: 50,8
Scoring Liquiditätsrisiko: 2,90
Scoring Standortpotenzial: 81,23
Stadt: Nürnberg
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 57,04
Scoring Sozioökonomische Daten: 63,04
Scoring Strukturrisiko: 68,6
Scoring Liquiditätsrisiko: 28,99
Scoring Standortpotenzial: 62,17
Stadt: Freiburg im Breisgau
Bundesland: Baden-Württemberg
Gesamtscoring: 58,11
Scoring Sozioökonomische Daten: 69,93
Scoring Strukturrisiko: 53,3
Scoring Liquiditätsrisiko: 53,62
Scoring Standortpotenzial: 55,00
Stadt: Wolfsburg
Bundesland: Niedersachsen
Gesamtscoring: 59,35
Scoring Sozioökonomische Daten: 74,93
Scoring Strukturrisiko: 40,7
Scoring Liquiditätsrisiko: 65,22
Scoring Standortpotenzial: 55,51
Stadt: Braunschweig
Bundesland: Niedersachsen
Gesamtscoring: 59,39
Scoring Sozioökonomische Daten: 70,43
Scoring Strukturrisiko: 37,1
Scoring Liquiditätsrisiko: 53,62
Scoring Standortpotenzial: 67,54
Stadt: Hannover
Bundesland: Niedersachsen
Gesamtscoring: 60,91
Scoring Sozioökonomische Daten: 57,39
Scoring Strukturrisiko: 50,4
Scoring Liquiditätsrisiko: 65,22
Scoring Standortpotenzial: 66,96
Stadt: Potsdam
Bundesland: Brandenburg
Gesamtscoring: 61,65
Scoring Sozioökonomische Daten: 52,79
Scoring Strukturrisiko: 57,9
Scoring Liquiditätsrisiko: 53,62
Scoring Standortpotenzial: 74,71
Stadt: Darmstadt
Bundesland: Hessen
Gesamtscoring: 61,76
Scoring Sozioökonomische Daten: 79,89
Scoring Strukturrisiko: 74,6
Scoring Liquiditätsrisiko: 28,99
Scoring Standortpotenzial: 60,22
Stadt: Regensburg
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 62,02
Scoring Sozioökonomische Daten: 94,31
Scoring Strukturrisiko: 55,4
Scoring Liquiditätsrisiko: 21,74
Scoring Standortpotenzial: 65,72
Stadt: Ingolstadt
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 62,66
Scoring Sozioökonomische Daten: 93,95
Scoring Strukturrisiko: 50,8
Scoring Liquiditätsrisiko: 2,90
Scoring Standortpotenzial: 81,23
Platz: 40
Stadt: Karlsruhe
Bundesland: Baden-Württemberg
Gesamtscoring: 45,44
Scoring Sozioökonomische Daten: 67,86
Scoring Strukturrisiko: 55,8
Scoring Liquiditätsrisiko: 2,90
Scoring Standortpotenzial: 47,83
Quelle: Catella Research - Wohnungsmarktranking Deutschland 2015
Teilscoring | Gewichtung | Faktoren | Was wird untersucht? |
Sozio- ökonomische Daten | 25% | - Einwohnerentwicklung 2000-2014 - Kaufkraft - Arbeitslosenquote - EZH Umsatzkennziffer - EZH Kaufkraftindex - Zentralitätskennziffer - Entwicklung SVP Beschäftigte 2010-2013 | - Leistungsfähigkeit einer Stadt und ihre Bedeutung für das Umland - Nachfrage und ökonomische Leistungsfähigkeit der angesiedelten Haushalte |
Struktur- risiko | 20% | - Quote SVP Beschäftigte/ Einwohner - Betroffenheit vom Strukturwandel - Risiko durch Verschiebung im Teilmarkt - Hochschul-/ Universitätsstadt - Lage im Ballungszentrum | - künftige Einwohnerentwicklung - zukünftiges Potenzial/die zukünftige Attraktivität des Wohnstandorts |
Liquiditäts- risiko | 20% | - Liquiditätsrisiko/ Marktliquidität | - das vorhandene Angebot von Investitionsmöglichkeiten am jeweiligen Standort |
Standort- potenzial | 35% | - Mietbelastung vs. Einkommen - Bevölkerungsentwicklung bis 2030 - Wettbewerb/ Grad der Neubautätigkeit - Differenz Mietzinsniveau des Standorts und des durchschnittlichen Mietzins der untersuchten Städte | - Einflussfaktoren, welche die zukünftige Entwicklung des jeweiligen Wohnungsmarktes bedingen |
Damit ist fraglich, ob in großem Umfang preiswerte Wohnungen entstehen. Private Investoren legen ihren Kalkulationen zugrunde, dass sich die Investition innerhalb von 15 bis 20 Jahren bezahlt gemacht haben muss. Der Berliner Finanzsenator ließ das durchrechnen. Wer in 20 Jahresmieten Baukosten von 3000 Euro plus Grundstückskosten herausholen will, müsste demnach rund 15,60 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter verlangen. Wer nur 15 Jahresmieten veranschlagt, müsste fast 21 Euro nehmen. Bei Baukosten von 2000 Euro plus Grundstückkosten läge die Quadratmeter-Miete zwischen rund 10,40 Euro und 13,90 Euro.
"Schon jetzt ist Bauen attraktiv, aber Wohnungen entstehen in den falschen Segmenten, nämlich in mittleren und hohen Segmenten", warnte SPD-Politiker Kollatz-Ahnen. "In angespannten Lagen ist es eben attraktiver, teuer zu vermieten." Dagegen funktioniere der Markt im unteren Segment nicht. "Aber gerade hier sind Wohnungen dringend erforderlich."
Grünen-Steuerexpertin Lisa Paus sagte: "Ohne eine Mietpreisbindung ist diese Sonderabschreibung ein reines Geschenk für die Immobilienwirtschaft. Sie bekommt dadurch Wohnungen, die sie sofort zu marktüblichen Preisen vermieten kann, und durch die sie auch noch Steuern spart." Die Sonderabschreibung müsse daher mit einer "dauerhaften sozialen Mietpreisbindung" gekoppelt werden.
Bauministerin Hendricks erklärte dagegen: "Wir fördern keine Luxuswohnungen, sondern vor allem die Wohnungen, die so dringend gebraucht werden: bezahlbare Mietwohnungen in den Ballungszentren. Dafür sorgt eine Obergrenze bei den Baukosten."
Die geplanten Sonderabschreibungen sind mit hohen Kosten verbunden. Laut Entwurf von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) müssen Bund, Länder und Gemeinden damit bis 2020 insgesamt auf 2,15 Milliarden Euro Steuereinnahmen verzichten. Da die Steuervorteile letztmals 2022 in Anspruch genommen werden können, dürften die Kosten noch deutlich höher liegen.