Mini-Zinsen verführen zum Hauskauf Billiges Baugeld kann zur Armutsfalle werden

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Ausfallversicherungen für Immobiliendarlehen

Einen anderen Weg will ein amerikanischer Versicherer gehen. Genworth Financial will mit Ausfallversicherungen für Immobilienkredite den deutschen Markt erobern. Diese Versicherungen springen ein, wenn Kredite mit hohem Fremdfinanzierungsanteil platzen. So sollen mehr Immobilienfinanzierungen mit wenig Eigenkapital funktionieren. Genworth will damit vor allem jungen Familien, die noch nicht viel Kapital ansparen konnten, helfen.

Genworth-Chef Tim Rooney erklärte vor kurzem im Interview mit Handelsblatt Online, dass mehr Menschen als gedacht sich eine Immobilie leisten könnten. Noch sei der Markt in Deutschland zwar sehr konservativ, aber der Immobilienwunsch werde in Zukunft größer werden. Er verweist auf die viel höheren Eigentumsquoten in Ländern wie Italien oder Irland. Allerdings muss Genworth auch einräumen, dass das Geschäft in Deutschland bisher eher verhalten läuft. Andere Immobilienfinanzierer warnen davor, die Kreditausfallversicherungen könnten zwar im Einzelfall sinnvoll sein, dürften aber kein Ersatz fürs Eigenkapital werden.

Worauf Sie achten sollten

Trotz der aktuellen Minizinsen locken beim Abschluss von Immobilienkrediten Fallen. Der LBS Bayern warnte zuletzt: „Vorsicht Zinsfalle!“. Denn die Angebote mit einem besonders niedrigen Zins haben oft Tücken. Käufer sollten nicht am falschen Ende sparen und müssen insbesondere auf die Laufzeit achten. Wie lange gilt der Zins, zu dem der Darlehensvertrag geschlossen wurde? Experten raten dazu, die Zinsbindung möglichst lange zu wählen, zehn Jahre seien das absolute Minimum. Besser seien 15 Jahre oder länger. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen noch signifikant sinken, ist eher gering. Wer also Pech hat, muss nach zehn Jahren eine Anschlussfinanzierung stemmen, die deutlich teurer wird als das ursprüngliche Darlehen.

Sollte das Zinsniveau nach zehn Jahren wider Erwarten niedriger liegen, darf laut Gesetz jederzeit mit sechsmonatiger Frist gekündigt werden. Ab zehn Jahren darf die Bank nämlich keine Vorfälligkeitsentschädigung mehr verlangen.

Auch die monatliche Tilgung gilt es den niedrigen Zinsen anzupassen. „Da bei niedrigen Zinsen die monatliche Belastung deutlich geringer ist, sollte dieser Spielraum zu höheren Tilgungssätzen genutzt werden“, rät die LBS. Idealerweise sollte die Tilgungsrate bei mindestens zwei Prozent liegen, besser höher.

Fazit: Sicherlich sind die niedrigen Zinsen eine gute Kaufgelegenheit. Aber eben nur für diejenigen, die sich so oder so eine Immobilie kaufen und leisten wollen. Dagegen dürfen die lukrativen Angebote nicht dazu führen, dass sich jeder ein Haus kauft. Bisher bewahren sich die deutschen Häuslebauer ihre konservative und sicherheitsbewusste Haltung und sehen von riskanten Manövern bei der Immobilienfinanzierung ab.

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