Mit interaktiver Karte Wo in Deutschland die Ölheizung dominiert

Tanklastzug mit Heizöl: Besonders in Bayern ist der Bedarf groß Quelle: imago images

Die Ölheizung steht vor dem Aus, neue Anlagen sollen ab 2026 verboten werden. Aber in jedem fünften Gebäude kommt sie noch zum Einsatz. Wo am meisten mit Öl geheizt wird und welche Alternativen am günstigsten sind.

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Das Klimapaket der Bundesregierung sieht zum Erreichen der Klimaziele unter anderem das Ende der Ölheizungen vor. Geplant ist ein Verbot des Einbaus neuer Ölheizungsanlagen ab 2026. Aber da diese Maßnahme noch durch den Bundesrat muss, kündigten die Grünen bereits Widerstand an: Sie wollen neue Ölheizungen sofort verbieten und ab 2025 auch neue Gasheizungen untersagen.

So oder so: Früher oder später steht das Ende der Ölheizungen bevor. Zu der Zahl der Betroffenen gibt es allerdings unterschiedliche Zählweisen. Nach Angaben der AG Energiebilanzen, einem Dachverband der Energiewirtschaft, beträgt der Öl-Anteil am Gesamtendenergiebedarf von Haushalten, Gewerbe und Dienstleistern derzeit noch 21 Prozent. Nach Erhebungen der Schornsteinfeger werden in Deutschland rund 5,4 Millionen Ölheizungen betrieben. Unsere interaktive Karte (siehe unten) zeigt, in welchen Bundesländern noch besonders viele Ölheizungen genutzt werden - und wie es um die Verfügbarkeit von Gasanschlüssen für einen Wechsel zu Gasbrennwertheizungen bestellt ist.

Von den mehr als fünf Millionen Ölheizungen sollen gerade mal zwölf Prozent effiziente Brennwertgeräte sein, heißt es in einer Faktensammlung der deutschen Energieagentur Dena. Die seien zum größten Teil während der letzten zehn Jahre installiert worden, während die Hälfte der Ölheizungen schon älter als 20 Jahre und 15 Prozent sogar älter als 30 Jahre sind.

Der häufigste Einsatzort der Ölheizungen sind Ein- und Zweifamilienhäuser sowie kleinere Mehrfamilienhäuser. Die Karte zeigt deutlich: Vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz ist der Anteil der Ölheizungen besonders hoch. Spitzenreiter ist Bayern, wo 41 Prozent aller Wohngebäude mit einer Ölheizung betrieben werden. Den geringsten Anteil an Ölheizungen haben die Bundesländer beziehungsweise Stadtstaaten Bremen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

In dem Dena-Papier wird auch die Wirksamkeit der Alternativen zur alten Ölheizung dargestellt. Demnach würde ein Umstieg auf eine Öl-Brennwert-Heizung, die aus den Abgasen Wärme zurückgewinnt, den CO2-Ausstoß bereits um 14 Prozent senken. Zusammen mit einer Solarthermieanlage zur Warmwassererzeugung steigt die Ersparnis sogar auf 24 Prozent. Bei Umrüstung auf eine Gas-Brennwert-Heizung können sogar 34 Prozent des CO2 eingespart werden, mit Solarthermie entsprechend mehr. Die größte Ersparnis aber brächte die Umrüstung auf eine Pellet-Heizung, die den CO2-Ausstoß um stolze 89 Prozent gegenüber einer alten Ölheizung reduziert. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Holzpellets bei ihrer Verbrennung nur so viel CO2 freigeben, wie die Bäume während ihres Wachstums gespeichert haben. Der Einsatz einer Wärmepumpe soll demnach 58 Prozent des CO2 einsparen.


Eine hohe CO2-Ersparnis ist auf der anderen Seite laut Dena-Angaben auch mit den höchsten Investitionen verbunden. So schlägt eine Wärmepumpe mit durchschnittlich 22.000 Euro zu Buche, eine Pellet-Heizung mit rund 21.000 Euro. Eine Öl- oder besser noch Gas-Brennwert-Heizung kostet dem gegenüber nur rund 8000 Euro. Selbst eine Öl-Brennwert-Heizung mit Solarunterstützung wird nur mit 13.000 Euro veranschlagt. Immerhin, so sieht es das Klimapaket der Regierung vor, soll die Umrüstung in privaten Haushalten mit bis zu 40 Prozent der Installationskosten gefördert werden. Damit ist ausgerechnet der Umstieg auf erneuerbare Energien der teuerste Weg. Im Vergleich zu einer neuen Öl-Brennwert-Heizung sind die Anschaffungskosten für Pellet-Heizung oder Wärmepumpe fast dreimal so hoch.

Für viele Haushalte dürften aber die jährlichen Ausgaben für Heizung und Warmwasser im Vordergrund stehen. Nach Dena-Schätzungen sind dabei alle Heizungsvarianten günstiger als eine alte Ölheizung. Für ein typisches Einfamilienhaus fallen exemplarisch mehr als 1600 Euro im Jahr an, wenn die Ölheizung weiterbetrieben wird. Schon der Einsatz einer Ölheizung mit Brennwerttechnik würde im Beispiel nur noch mit 1400 Euro im Jahr zu Buche schlagen - und wäre damit sogar noch einen Tick günstiger als die Wärmepumpe, die im Beispiel mit jährlichen Kosten von 1439 Euro veranschlagt wird. Öl-Brennwert mit Solarunterstützung, Gas-Brennwert sowie Pellet-Heizung bieten mit jährlichen Kosten zwischen 1238 und 1281 Euro die größte Ersparnis.

Womit in anderen Ländern geheizt wird
In Deutschlands Privathaushalten entstehen nach jüngsten Berechnungen 17 Prozent des klimaschädlichen Kohlendioxids, das hierzulande in die Umwelt entlassen wird. Die Heizung in privaten Haushalten ist dabei für rund ein Drittel dieses Anteils verantwortlich. Dabei wäre der CO2-Ausstoß von Heizungsanlagen deutlich niedriger, wenn statt Öl, Gas oder Kohle andere Energieträger für die Wärmeerzeugung genutzt würden. Unser Vergleich zeigt: Das Potenzial zur CO2-Einsparung ist nicht nur in Deutschland enorm. Einige Länder könnten hier weit mehr erreichen, andere sind schon bedeutend weiter. Ein Blick in die Heizgewohnheiten unserer europäischen Nachbarn und der großen Volkswirtschaften. Quelle: imago images
EUEiner Analyse der EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge entfallen 64,1 Prozent des Energieverbrauchs in den privaten Haushalten der 28 EU-Länder auf die Raumheizung, weitere 14,8 Prozent auf die Warmwasser-Erzeugung. Somit verwenden EU-Haushalte fast vier Fünftel ihres Gesamtenergiebedarfs für die Wärmeerzeugung. Für die Vermeidung klimaschädlicher Abgase hat die Energiepolitik hier also einen großen Hebel.
DeutschlandIn Deutschland wird in den Häusern und Wohnungen weit überwiegend mit Gas geheizt. Fast die Hälfte des Energiebedarfs für Heizung und Warmwasser entfällt auf den fossilen Brennstoff. Nach Eurostat-Daten von 2017 wird der Heizenergiebedarf zu 46,2 Prozent mit Gas gedeckt. 25,9 Prozent der Heizenergie stammen noch aus der Verbrennung von Öl. Fernwärme steuert 10,9 Prozent bei, 13,9 Prozent kommen aus erneuerbaren Energieträgern und der Müllverbrennung. Der Anteil von Strom und Festbrennstoffen wie Kohle fürs Heizen liegt jeweils unter zwei Prozent. Quelle: imago images
Großbritannien, Slowakei, ItalienAbgesehen von den Niederlanden ist in der EU der Gasanteil beim Heizen vor allem in Großbritannien (74,5 Prozent), Slowakei (64,5 Prozent) und Italien (59,8 Prozent) hoch. Die Slowakei ist auch in der Abwärmenutzung relativ stark (26 Prozent), in Italien ergänzen die erneuerbaren Energieträger inklusive Müllverbrennung (29 Prozent) die Gasheizung. Quelle: imago images
NiederlandeBesonders spannend ist die Entwicklung in den Niederlanden. Dort erzeugt Gas 86,7 Prozent der benötigten Heizenergie im Wohnbereich. Bei der Warmwassererzeugung liegt der Anteil noch etwas höher. 95 Prozent der holländischen Haushalte sind an das Gasnetz angeschlossen. Aber schon seit Sommer 2018 ist in den Niederlanden der Einbau einer Gasheizung in Neubauten verboten. Wärmepumpen, Abwärme – etwa von Industrieanlagen über das Fernwärmenetz – sowie Geothermie sollen als Alternative dienen, die Wärmepumpen sollen möglichst mit Solarstrom vom Hausdach betrieben werden. Erneuerbare Energien steuerten 2017 erst 7,5 Prozent zur Heizenergie bei. Proteste nach einem Erdbeben im Raum Groningen hatten die Energiewende beschleunigt. Das Beben der Stärke 3,4 wurde auf die intensive Gasförderung in der Region zurückgeführt. (Im Bild Proteste gegen die Gasförderung 2018.) Quelle: imago images
PolenDas andere Extrem ist in Polen zu beobachten. Bei unserem östlichen Nachbarn spielt die Kohleheizung nach wie vor die zentrale Rolle. 44,6 Prozent der benötigten Heizenergie kommt aus Kohle und anderen Festbrennstoffen. Der übrige Wärmebedarf wird von Abwärme, Gas und erneuerbaren Energieträgern sowie der Müllverbrennung beigesteuert. Im Winter kämpfen viele polnische Städte mit Smog und Feinstaub. Quelle: imago images
Portugal, Kroatien und SlowenienIn elf der 28 EU-Staaten heizen die Bürger ihre Wohnungen überwiegend mit erneuerbaren Energien. Den höchsten Anteil im EU-Vergleich erreicht Portugal mit 73,3 Prozent, gefolgt von Kroatien (64,5 Prozent) und Slowenien (59,1 Prozent). Allen drei Ländern gelingt dies vor allem durch Nutzung von Wasserkraft aus Stauseen und Talsperren, der restliche Heizenergiebedarf wird mit Strom (Portugal: 18 Prozent), Gas (Kroatien: 21 Prozent) oder Öl (Slowenien: 15 Prozent) gedeckt. Die Länder setzen aber auch zunehmend auf Windenergie und Solarkraft. Quelle: imago images

Was die Amortisation einer neuen Heizanlage angeht, liegt die Gas-Brennwert-Technik im Beispiel aufgrund ihrer relativ günstigen Anschaffung deutlich vorne. Die Sache hat nur einen Schönheitsfehler: Eine Umrüstung auf eine Gas-Heizung geht nur dort, wo eine Gasleitung zur Verfügung steht. Ein Klick unterhalb der Karte macht deutlich, wo in Deutschland Gasanschlüsse noch Mangelware sind. Gerade in Bayern als dem Bundesland mit dem größten Anteil alter Ölheizungen sind Gasleitungen rar: Rund 30 Prozent der bayerischen Ein- und Zweifamilienhäuser fehlt ein Gasanschluss.

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